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Wertach: Viel Aufwand für den neuen Auwald

Wertach

Viel Aufwand für den neuen Auwald

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    Viel Aufwand für den neuen Auwald
    Viel Aufwand für den neuen Auwald

    Sechs Meter sind sie inzwischen hoch, die jungen Bergahorne. Es sind die ersten Bäume, die vor acht Jahren gepflanzt wurden, um einen komplett neuen Auwald nahe der Wertach bei Inningen anzulegen. Für die heimischen Forstleute ist das Projekt Kraftakt und Herausforderung zugleich. Denn dieser neue Wald hat für Augsburg Symbolcharakter. Nach dem katastrophalen Pfingsthochwasser 1999 geht es darum, alte Wunden in der Natur wieder zu heilen. Auch der Hochwasserschutz soll im Zusammenspiel von Wald und Wasser verbessert werden.

    Früher säumte wertvoller Auwald die Ufer der Wertach. Dort mussten in der Folge des Pfingsthochwassers riesige Waldflächen abgeholzt werden. Das Flussbett wurde verbreitert und besser gegen Überflutungen gesichert. Dass dafür massenhaft alte Bäume fallen mussten, trieb damals Bürger auf die Barrikaden. Wolfgang Schilling, Chef des Wasserwirtschaftsamtes Donauwörth und zuständig für das Projekt „Wertach vital“, kann sich noch gut an die wütenden Proteste aus der Bevölkerung erinnern.

    Fast 65.000 neue Bäume

    Die verlorenen Wälder an der Wertach sind nun an anderer Stelle, etwas weiter weg vom Fluss, neu angepflanzt. Rund 23 Hektar groß ist das Grundstück bei Inningen, das dafür ausgewiesen wurde. Fast 65.000 junge Bäume wurden gesetzt. Kostenpunkt: 131000 Euro. Wie Hartmut Dauner, Chef der städtischen Forste betont, sind es deutlich mehr neue Bäume, als man damals an der Wertach abgeholzt hat.

    Allerdings ist es alles andere als einfach, einen naturnahen Auwald künstlich anzulegen. Aus dem Hut zaubern kann man ihn nicht. Diese Erfahrungen mussten auch die Fachleute des städtischen und staatlichen Forstes machen. Bei Bodenuntersuchungen stellte sich heraus, dass typische Auwaldbäume auf dem früheren landwirtschaftlichen Grund nicht wachsen würden. Deshalb entschied man sich, einen artenreichen Mischwald zu pflanzen, vor allem mit Bergahorn, Wildkirsche und Winterlinde.

    Wo viele junge Bäume an einer Stelle wachsen, sind meistens auch Schädlinge nicht weit. Mäuse entwickelten sich zu einer Plage. Besonders im Winter fressen sie die Rinde an den Stämmen ab, sodass viele Setzlinge absterben. „2009 richteten die Nager einen extrem hohen Schaden an“, sagt Dauner. Seither werden Böden umgeackert, auch Sitzstangen für Greifvögel sind aufgestellt, um die Plage einzudämmen. Ein weiteres Problem sind die vielen Hasen und Rehe bei Inningen, die an den jungen Trieben knabbern. Wildzäune waren nötig. Auch später Frost schadet den jungen Bäumen, zuletzt heuer im Frühjahr.

    Kompromisse nötig

    Alles in allem mussten fünf Prozent der Bäume nachgepflanzt werden. Das sei eine normale Quote, sagt Wolfgang Sailer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Augsburg. „Das heutige Bild des Waldes ist mehr als zufriedenstellend.“

    Schwierig wird es bei der Frage, ob der neue Wald auch wirklich als Auwald gelten kann. Naturschützer haben Zweifel angemeldet. Denn eigentlich wachsen in natürlichen Flussauen Baumarten mit weichem Holz, etwa Weiden und Pappeln. Sailer erinnert daran, dass auch der frühere Grüngürtel an der Wertach kein typischer Auwald mehr war. Dort seien ebenfalls Harthölzer gewachsen. „Wir haben ein Auwaldmodell neuer Prägung gefahren. Es ist ein Kompromiss zwischen Idealen der Vergangenheit, dem heute Möglichen und Notwendigkeiten der Zukunft.“

    In einem sind sich Fachleute einig: Für den vorbeugenden Hochwasserschutz spielen naturnahe Auwälder an Flüssen eine wichtige Rolle. „Sie sind deutlich robuster gegen Überflutungen als andere Landnutzungsformen“, sagt Sailer.

    Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt ein weiteres kleines Waldstück bei Inningen. Dort verläuft ein Umgehungsbach, der 2008 an der Staustufe angelegt wurde. Wenn besonders viel Wasser in der Wertach ist, wird in den Wald ausgeleitet. Und dort wachsen sie wieder, die typischen Weiden und Pappeln. Auch andere Tier- und Pflanzenarten profitieren von den zeitweise nassen Zonen. Ängste von Landwirten oder Anwohnern in Bergheim gab es im Vorfeld viele. Klagen über vernässte Böden oder steigendes Grundwasser gibt es laut Sailer bislang nicht.

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