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Augsburg: Wenn Biber mitten durch die Stadt laufen

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Wenn Biber mitten durch die Stadt laufen

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    Wildtiere fühlen sich auch mitten in der Großstadt wohl. In Augsburg leben an die 100 Biber.
    Wildtiere fühlen sich auch mitten in der Großstadt wohl. In Augsburg leben an die 100 Biber. Foto: Gerhard Schwab

    Daniela Deeg konnte kaum glauben, was sie sah: Als die Augsburgerin neulich nachts nach der Arbeit nach Hause radelte, begegnete ihr in der Stadt ein Biber. „Er hielt sich scheinbar sogar an die Verkehrsregeln und lief am Jakobertor bei Grün über die Straße“, erzählt sie lachend. Die Online-Redakteurin unserer Zeitung hielt die ungewöhnliche Szene geistesgegenwärtig in einem Foto fest. Sie ist nicht die Einzige, der mitten in Augsburg Biber vor die Füße laufen.

    100 Biber leben in Augsburg, schätzt der Biberbeauftragte

    Beim städtischen Biberbeauftragten Richard Weiß rufen gerade viele Leute an, die über Begegnungen mit den nachtaktiven Tieren berichten. Das liegt nicht nur daran, dass sogar in der Großstadt inzwischen viele Biber leben. Weiß schätzt, dass es in Augsburg an die 100 sind. In den verzweigten Kanälen finden die Biber oft gute Lebensbedingungen vor. „Teilweise ist es für sie wie im Schlaraffenland“, sagt er. Denn neben ihrer üblichen Nahrung wie Gräsern und Wasserpflanzen fressen Biber gerne Obst. Das finden sie in Gärten und Parks entlang der Stadtbäche.

    Ab Juni sind die jungen Biber auf Reviersuche

    In den Sommermonaten sind aber auch junge Biber verstärkt unterwegs. Der Nachwuchs wird mit zwei Jahren erwachsen und dann von den Eltern verdrängt, erklärt Gerhard Schwab, Bibermanager für Südbayern beim Bund Naturschutz. Dies geschieht in den Monaten Mai und Juni, wenn neuer Nachwuchs kommt. Danach sind die Zweijährigen unterwegs, um sich ein eigenes Revier zu suchen.

    Das kann in Augsburg allerdings länger dauern. Denn die Biberreviere mit guten Lebensbedingungen sind schon alle besetzt. Auf ihrer Wanderung kommen die Jungbiber ständig älteren Revierinhabern in die Quere und müssen mit ihnen kämpfen. „Um diesen permanenten Angriffen zu entgehen, wählen sie oft den Weg über Land“, sagt Schwab. Deshalb könne man ihnen nachts auch so oft auf Straßen und Wegen begegnen.

    Drahtgitter sollen Bäume vor Biber-Verbiss schützen

    Glaubt man dem städtischen Biberbeauftragten Weiß, ist das Nebeneinander von Biber und Mensch in Augsburg in den meisten Fällen entspannt. Weil es im Stadtgebiet nur wenige Landwirte gebe, so Weiß, werden nur relativ wenige Biberschäden aus der Landwirtschaft gemeldet. Viele Privatleute mit Gärten in der Nähe von Kanälen schützen ihre Bäume mit Drahtgittern vor Verbiss.

    Wer Geduld und ein bisschen Glück hat, kann Biber selbst im Stadtzentrum relativ einfach beobachten. Ein Revier ist beispielsweise am naturnah ausgebauten Stück des Sparrenlechs gleich bei der City-Galerie. Ein weiteres befindet sich am Unteren Graben bei der Schwedenstiege. Andererseits verläuft das Großstadtleben für die Wildtiere nicht immer ohne Probleme.

    Auch die Feuerwehr muss immer öfter ausrücken

    Dann halten die Biber die Hilfskräfte auf Trab. „Bei uns sind die Bibereinsätze mehr geworden“, sagt Andreas Kohnle von der Berufsfeuerwehr. Laut Statistik musste die Feuerwehr 2009 neun mal wegen Bibern ausrücken. In diesem Jahr waren er bis August schon 15 derartige Einsätze. Am häufigsten müssen angenagte Bäume gefällt werden oder auch Biber gerettet werden, wenn sie an den betonierten Ufern von Kanälen keinen Ausstieg mehr finden.

    Öfter werden Biber überfahren. Und immer wieder müssen tote Biber aus den Rechenanlagen in den Stadtbächen geborgen werden. Laut Kohnle unterschätzen viele Menschen, wie groß Biber werden können. „Wir hatten schon Wildschweinalarm in den Kanälen, doch dann war es nur ein toter Biber.“

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