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Weltbild: Seehofer verspricht Unterstützung und fordert Hilfe der Kirche

Weltbild

Seehofer verspricht Unterstützung und fordert Hilfe der Kirche

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    Warmer Empfang bei kaltem Wetter: Oberbürgermeister Kurt Gribl  (rechts) hieß Horst Seehofer beim Neujahrsempfang der CSU-Fraktion im Rathaus willkommen.
    Warmer Empfang bei kaltem Wetter: Oberbürgermeister Kurt Gribl  (rechts) hieß Horst Seehofer beim Neujahrsempfang der CSU-Fraktion im Rathaus willkommen. Foto: Annette Zoepf

    Der Niedergang von Weltbild

    Mit Pornoliteratur fing vor knapp zweieinhalb Jahren der Niedergang des Weltbild-Verlages an.

    Dass ausgerechnet ein von der katholischen Kirche getragenes Medienunternehmen Geld mit Erotikangeboten oder Esoterikbüchern macht, sorgte für Schlagzeilen und stürzte die Augsburger Verlagsgruppe in die Krise.

    Seitdem hat sich Weltbild nicht mehr erholt. Der Insolvenzantrag ist der vorläufige traurige Höhepunkt der Entwicklung bei dem Konzern mit mehr als 6000 Beschäftigten und etwa eineinhalb Milliarden Euro Umsatz.

    Als im Oktober 2011 das Erotikangebot bei Weltbild bekannt wurde, trat zunächst der von der Kirche entsandte Aufsichtsratsvorsitzende zurück. Dann preschte der Kölner Kardinal Joachim Meisner vor und verlangte eine Trennung von Weltbild.

    Seitdem wurde breit darüber diskutiert, wie sich die Diözesen von Weltbild trennen können. Eine Stiftung war im Gespräch, eine Lösung gab es nicht. Die Beschäftigten appellierten dabei immer wieder an die soziale Verantwortung der Bischöfe.

    Doch nicht nur der Wirbel um Buchtitel wie "Zur Sünde verführt" oder "Das neue Kamasutra" setzte dem Unternehmen zu. Im Wettbewerb mit Online-Gigant Amazon hatten es die Augsburger zunehmend schwer mit ihrem eher klassischen Katalog-Versandhandel.

    Seinen stationären Buchhandel hatte Weltbild im Jahr 2007 mit der Familie Hugendubel zusammengelegt. Das damals gegründete Gemeinschaftsunternehmen betreibt seitdem die Filialen unter etlichen Markennamen wie "Hugendubel", "Weltbild plus", "Jokers" sowie die Karstadt-Buchabteilungen.

    Dass die angeschlagene Verlagsgruppe zuletzt ihre zweiköpfige Geschäftsführung extra um den Sanierungsexperten Josef Schultheis erweiterte, konnte Weltbild nicht mehr retten. Er sollte den Umbau des Hauses in Richtung digitalem Handel beschleunigen.

    Möglicherweise kam dieser Schritt zu spät: Obwohl Weltbild im Weihnachtsgeschäft sogar etwas über dem Plan lag, musste das Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (30. Juni) Einbußen bei Umsatz und Ergebnis verbuchen.

    "Das auch für die nächsten drei Jahre erwartete geringere Umsatzniveau verdoppelt den Finanzierungsbedarf bis zur Sanierung", begründete das Unternehmen den Insolvenzantrag.

    Die Gewerkschaft Verdi warf der Kirche umgehend vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

    Erst im Oktober wurde bekannt, dass Weltbild in Augsburg ihren Kundendienst auslagern will - 140 Mitarbeiter sind davon betroffen. Doch weitere konkrete Zahlen und detaillierte Planungen zur Sanierung waren seit jeher von Weltbild kaum zu erfahren. Denn was Transparenz anging, operierte das Unternehmen ähnlich verschwiegen wie der große Konkurrent Amazon.

    Der Neujahrsempfang der CSU-Fraktion im Augsburger Rathaus am Samstagnachmittag war überschattet von der Insolvenz des Weltbild-Verlags. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender Horst Seehofer sicherte die Hilfe des Freistaates zu. Er mahnte aber auch ausdrücklich die soziale Verantwortung der katholischen Kirche an, die sich für die Zukunft des Unternehmens einbringen müsse.

    Bei Weltbild bangen allein 2200 Mitarbeiter in Augsburg um ihren Arbeitsplatz. Seehofer versprach: "Wir stellen uns als Partner zur Verfügung, um die Schicksale der Mitarbeiter und ihrer Familien abzufedern." Er sagte aber auch, es werde "keine Subventionen in die Vergangenheit geben, sondern nur in tragfähige Modelle für die Zukunft". Man werde sich mit dem Thema im Kabinett beschäftigen.

    Der Ministerpräsident glaubt, dass für den Verlag noch positive Weichen gestellt werden können. Er sei froh über die Bestellung von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Mit ihm habe man auch bei anderen Unternehmen schon gute Erfahrungen gemacht.  Gerade die Kirche habe in dieser Situation jedoch eine besondere Verantwortung. Auch sie müsse sich aktiv einbringen. Der Weltbild-Verlag gehört direkt und indirekt den zwölf deutschen katholischen Diözesen. (eva)

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