Nina und Volker Freymüller sind dieses Jahr spät dran. Es ist schon der 14. Dezember und ihr Weihnachtsbaum steht noch immer nicht. Gemeinsam mit den Kindern Alma (3) und Bruno (1) streift das Paar durch die Weihnachtsbäume in der Fuggerei und sucht nach dem idealen Baum. "Unten ausladend soll er sein, schön dicht und oben nicht kahl", erklärt Mutter Freymüller, während ihr Gatte einen Baum nach dem anderen hervorzieht und auf ihr Kopfschütteln hin wieder wegpackt. "Ich fand es als Kind schon blöd, dass der Baum am 24. geschmückt wurde - das gab nur Stress", erinnert sie sich. Deshalb wird in der Familie Freymüller der Baum am 10. Dezember aufgestellt - 14 Tage vor Weihnachten. "Die Adventszeit ist mit dem Baum viel schöner", so die Überzeugung der Familie.
In der Fuggerei in der Augsburger Altstadt beginnt die Christbaum-Hauptsaison 14 Tage vor Weihnachten, sagt Julian Dauner vom fürstlich und gräflich Fuggerschen Stiftungsforstamt. Weil die wenigsten Menschen in der Stadt einen Lagerplatz im Freien haben, stellten viele ihren Christbaum deshalb gleich nach dem Kauf in der Wohnung auf. Mit Bäumen aus den Fuggerwäldern sei das auch kein Problem - diese würden kurz vor dem Transport geschlagen und hielten selbst in einer warmen Wohnung bis Dreikönige durch. "Frischer sind Bäume nur direkt aus dem Wald", ist er überzeugt.
Immer mehr Leute wollen ihren Weihnachtsbaum in der Adventszeit genießen
Die Leute stellen ihre Bäume immer früher auf, sagt auch Peter Schlegel von der gleichnamigen Baumschule. An der Hirblinger Straße hat er unter hochgewachsenen Tannen seine Weihnachtsbäume ausgestellt. Die Interessenten wandeln durch den kleinen Weihnachtswald, vergleichen Bäume und stärken sich zwischendurch mit Glühwein und Bratwürsten. Begann früher der Weihnachtsbaumverkauf traditionell am 14. Dezember, öffnet er jetzt schon ab dem 9. Dezember. "Die meisten Kunden kaufen in der Vorweihnachtswoche, aber es kommen immer mehr, die ihren Baum in der ganzen Adventszeit genießen wollen", so der Gärtner.
Wer den Baum früh erwirbt, sollte unbedingt darauf achten, dass er frisch ist, rät der Fachmann. "Fassen Sie die Nadeln an, wenn sie schon bröselig sind, ist der Baum trocken. Auch am Geruch könne man einen alten Baum erkennen, er riecht dann nicht mehr nach frischem Harz und Nadeln, sondern eher muffig.
Im Großhandel würden die Bäume schon Mitte November geschnitten und dann eng komprimiert auf Paletten gelagert. Unter Druck würden die Äste warm - bis zu 70 Grad Kerntemperatur seien keine Seltenheit. "So ein Baum ist kaputt und nur noch für den Kompost geeignet", findet Schlegel. Er rät deshalb, auf heimische Bäume zurückzugreifen, die in der Regel eine Woche vor dem Verkauf geschnitten würden.
Damit der Baum frisch bleibt, muss er ins Wasser
Damit der Baum möglichst lange frisch hält, muss er ins Wasser. Deshalb soll man auch nicht den Stamm für den Christbaumständer abschälen lassen - ohne Rinde kann der Baum nur schwierig Wasser aufnehmen. "Man kann den Stamm mit einem feuchten Mulltuch oder Watte umwickeln, das hilft auch", rät Schlegel.
Carmen Marx und ihr Sohn Leon (11) schmücken ihren Baum am Wochenende vor Weihnachten. "Das hat ganz pragmatische Gründe, ich habe keine Lust auf Stress an Heiligabend", sagt die Mutter. Max freut sich, dass er beim Schmücken helfen darf. "Ich mag viel Schmuck", sagt er. "Auf die Spitze kommt ein großer Stern und sonst ganz viele Kugeln.
Das erste Weihnachten zu dritt erleben Sebastian und Julia Schirma mit ihrem Töchterchen Frieda. Sie wollen bei der Tradition bleiben und am 24. Dezember schmücken. Strohsterne und echte Kerzen gehört für die junge Familie an den Baum. "Und bloß kein Lametta", betont Vater Sebastian.