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Foto: Universitätsk. Augsburg
Foto: Universitätsk. Augsburg

Die Auslastung der Intensivstationen durch Corona sorgt dafür, dass aufschiebbare Behandlungen zunächst ausgesetzt werden.

Augsburg
18.11.2021

Wegen Corona müssen in Augsburg sogar Krebspatienten auf OPs warten

Von Stefan Krog, Cordula Homann

Wegen der angespannten Lage auf den Intensivstationen müssen in der Uniklinik aufschiebbare Operationen abgesagt werden. Patienten sind wütend, Ärzte in einer schwierigen Lage.

Albert Wiesenbauer ist außer sich: Bereits zwei Mal ist wegen der Corona-Pandemie seine dringende Herz-Operation an der Augsburger Uniklinik verschoben worden. "Die Intensivstation ist überbelegt von Ungeimpften", schimpft der 82-Jährige aus Wertingen. Seine erste Absage hatte den Rentner am Vorabend seiner Anreise nach Augsburg erreicht. Dieses Mal aber lag er sogar schon auf Station in einem Bett, bereitete sich seelisch auf den anstehenden Eingriff am nächsten Tag vor. "Das ist ja nicht, wie wenn man zum Supermarkt geht." Doch dann wurde er wieder nach Hause geschickt im letzten Augenblick. "Jetzt steh' ich da und muss warten." Aus seinem Bekanntenkreis wisse er von einer weiteren verschobenen Operation.

OP-Absagen sollen Kliniken im Raum Augsburg Luft verschaffen

Wie berichtet sind in ganz Schwaben seit dem Wochenende aufschiebbare Eingriffe in Krankenhäusern untersagt, weil die Intensivstationen für Notfälle, etwa nach Unfall oder Dingen wie akutem Herzversagen, und für Corona-Patienten und -Patientinnen freigehalten werden müssen. Man habe sich zu diesem Schritt entschlossen, so Prof. Axel Heller, Ärztlicher Leiter der Krankenhauskoordinierung im Großraum Augsburg und Chefarzt am Uniklinikum, auch um so das Szenario einer möglichen Triage möglichst weit nach hinten hinauszuschieben. Eine Triage wird angewendet, wenn der Zustrom von Akutfällen so groß ist, dass mit den vorhandenen Ressourcen nicht mehr alle nach den geltenden Standards behandelt werden können. Dann müssten manche Patienten auf Normalstation gelegt werden, obwohl sie auf Intensiv gehören würden.

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Alle drei für Schwaben zuständigen Klinik-Koordinatoren haben, was den Stopp von aufschiebbaren Behandlungen betrifft, eine vorläufige Anordnung getroffen, die bis mindestens Ende Januar gilt. Die für den Katastrophenschutz zuständige Regierung von Schwaben weist darauf hin, dass immer mehr Patienten und mit großem Aufwand innerhalb Bayerns verlegt werden müssen. Man fordere die Bürger und Bürgerinnen auf, sich impfen zu lassen und Kontakte zu vermeiden.

Welche Operationen werden in der Uniklinik aufgeschoben?

Was der Behandlungsstopp im Einzelfall bedeutet, ist noch offen. Schon seit einigen Wochen werden immer wieder Krebsoperationen geschoben, auch wenn zügig operiert werden sollte. Die Definition, was eine "medizinisch aufschiebbare stationäre Behandlung" ist, sei bewusst nicht in Stein gemeißelt, so Heller. Eine geplatzte Bauchschlagader bedeute akute Lebensgefahr. Es gebe aber auch Notfälle, die innerhalb von 24 Stunden behandelt werden müssen, bei anderen Notfällen müsse man innerhalb einer Woche tätig werden. "Es gibt durchaus eine Staffelung der Dringlichkeiten", so Heller. Die Entscheidungshoheit bleibe bei den einzelnen Klinikdirektoren, die im Zweifelsfall Eingriffe begründen müssen. Man werde auch versuchen, Patienten oder Patientinnen, deren Operation schon mehrfach abgesetzt wurde, weil keine Kapazitäten vorhanden waren, bald dranzunehmen.

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