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Augsburg: Was zwei Augsburger auf ihrer Reise um die Welt erleben

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Was zwei Augsburger auf ihrer Reise um die Welt erleben

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    In Vietnam waren Leonore Sibeth und Sebastian Ohlert 17 Tage lang mit dem Fahrrad unterwegs.
    In Vietnam waren Leonore Sibeth und Sebastian Ohlert 17 Tage lang mit dem Fahrrad unterwegs.

    Sie sind vor wenigen Wochen mit einem Frachtschiff von China nach Mexiko übergesetzt. Wie war das?

    Sebastian Ohlert: Es war ein einmaliges Erlebnis. 18 Tage lang waren wir auf See und haben dabei 13500 Kilometer auf dem Pazifik zurückgelegt. Für so lange Zeit nichts als Wasser um uns herum zu sehen und zu wissen, dass wir im Falle einer Panne vielleicht tagelang auf Hilfe warten müssen, war beängstigend. Doch die 25 Besatzungsmitglieder haben alle sehr professionell gearbeitet und gaben uns so ein Gefühl der Sicherheit.

    Leonore Sibeth: Einmal selbst ein so riesiges Schiff zu sehen, die Abläufe zu erleben und mit der Crew ins Gespräch zu kommen, war eine besondere Erfahrung.

    Konnten Sie die Ruhe auf dem Schiff genießen oder wird es da Weltenbummlern wie Ihnen langweilig?

    Sibeth: Wir hatten Sorge, es könne uns langweilig werden und uns vorab mit Büchern und Musik eingedeckt. Diese Sorge war unbegründet. Das lag vor allem an der tollen Crew und an den Freiheiten, die wir an Bord hatten: Zu jedem Zeitpunkt durften wir die Brücke besuchen, sehr häufig den Maschinenraum und immer, wenn das Wetter gut war, konnten wir einen Spaziergang auf dem Deck unternehmen. Zusätzlich bot das Schiff Freizeitmöglichkeiten, wie eine Tischtennisplatte und zwei Fitnessräume. Außerdem waren wir mit einer langen To-do-Liste an Bord gekommen, denn wir schreiben einen Reiseblog.

    In Qingdao in China stiegen die Weltreisenden auf ein Containerschiff und fuhren nach Mexiko.
    In Qingdao in China stiegen die Weltreisenden auf ein Containerschiff und fuhren nach Mexiko.

    Ohlert: An Bord war es nicht immer so ruhig, wie man denkt. Wir sind in die Ausläufer eines Sturms geraten, wodurch das Schiff so stark geschwankt hat, dass wir nicht mehr an Deck gehen durften und nachts kaum schlafen konnten. Da ich vor unserer Abreise bei MAN Energy Solutions in Augsburg gearbeitet habe, interessieren mich Dieselmotoren besonders und ich habe den Ingenieuren viele Fragen gestellt.

    Nun sind Sie im Norden der Baja California angekommen. Wie soll es weitergehen?

    Ohlert: Im Nordwesten Mexikos machen wir für drei Wochen House Sitting und passen auf zwei Hunde und ein Haus auf, während die Besitzer im Urlaub sind. Danach werden wir auf der Halbinsel Baja California nach Süden reisen und uns Richtung Mexiko-Stadt orientieren. Wir planen, uns dort für ein paar Monate eine kleine Wohnung zu mieten, um eine Basis für die Erkundung des Landes zu haben. Zudem freuen wir uns sehr, dass uns Leos Familie besuchen wird.

    Ihre Reise sollte ursprünglich etwa ein Jahr dauern. Nun sind Sie seit bald zwei Jahren unterwegs. Warum?

    Ohlert: Einen längeren Zeitraum als ein Jahr konnten wir uns bei Reisebeginn gar nicht vorstellen. Gegen Ende des ersten Jahres haben wir dann gemerkt, dass uns die Reise immer noch extrem viel Spaß macht. Daher wollten wir noch nicht zurückkehren.

    Sibeth: Wir sind frei von Verpflichtungen in unsere Reise gestartet, denn Wohnungen und Jobs hatten wir gekündigt. Somit gab es nichts, was uns gegen Ende des ersten Jahres zwingend wieder zurückzog. Da wir deutlich günstiger reisen, als wir vorab kalkuliert hatten, ließen unsere Ersparnisse die Verlängerung zu.

    Sie haben viel erlebt und gesehen: Tibet, Laos, Thailand, Malaysia… Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

    Ohlert: Mir hat es in Vietnam am besten gefallen. Wir haben dort so viele herzliche und gastfreundliche Menschen getroffen, die uns halfen oder bei denen wir übernachten durften. Das leckere Essen in Vietnam war einfach genial. An den meisten Tagen haben wir zum Frühstück Pho gegessen, eine klare Suppe mit Reisnudeln und Rindfleisch. In Hanoi haben wir uns so wohl gefühlt, dass wir uns vorstellen könnten, eine Zeit lang dort zu leben.

    Sibeth: China ist ein herausforderndes Reiseland. Die Kommunikation gestaltet sich schwierig. In Xinjiang und Tibet waren wir von der angespannten politischen Lage entsetzt. Doch China ist auch ein sehr belohnendes Reiseziel. So freuten wir uns sehr, im Zug eine junge Chinesin kennenzulernen, die dank ihres Studiums in Australien perfekt Englisch sprach und sich lange mit uns unterhielt.

    Was war Ihre schönste Begegnung?

    In Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam machten sie Couchsurfing. Dung und ihre Familie nahmen das Paar auf.
    In Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam machten sie Couchsurfing. Dung und ihre Familie nahmen das Paar auf.

    Sibeth: Eine der schönsten Begegnungen erlebten wir in China: Vor der Abfahrt unseres Frachtschiffs durften wir eine Woche lang bei einer Familie in Qingdao wohnen. Obwohl die Familie selbst sehr volle Tage hatte, haben sie sich rührend um uns gekümmert. Diese uneingeschränkte Gastfreundschaft hat uns sehr beeindruckt und wir hoffen, dass sie uns in der Zukunft in unserem Zuhause besuchen werden.

    In Vietnam sind Sie aufs Fahrrad umgestiegen. Wie war das?

    Ohlert: Es war eine ganz besondere Erfahrung. Mit abgespecktem Gepäck und zwei gebrauchten Fahrrädern sind wir in 17 Tagen von Ho-Chi-Minh-Stadt bis nach Hoi An gefahren und haben dabei 1000 Kilometer allein mit unserer Muskelkraft zurückgelegt. Es war toll, den ganzen Tag an der frischen Luft zu sein und morgens nicht zu wissen, wo wir am Abend schlafen werden. Endlich hatten wir die Gelegenheit, uns körperlich einmal richtig auszupowern. Sport kommt im Reisealltag nämlich leider fast immer zu kurz.

    Sibeth: Das Fahrrad entpuppte sich als perfekte Wahl: Wir waren langsam genug, um überall anhalten zu können, wodurch wir die Gelegenheit hatten, uns die Reisernte aus nächster Nähe anzuschauen. Vietnam ist für eine Fahrradreise gut geeignet, denn jeder noch so kleine Ort verfügt über ein einfaches Hotel und überall gibt es Restaurants.

    Sie reisen mit niedrigem Budget, immer darauf bedacht „nachhaltig“ unterwegs zu sein. Auf was haben Sie in all dieser Zeit gelernt zu verzichten?

    Sibeth: Wir verzichten auf das Flugzeug und es fehlt uns nicht. Gerade weil wir ausschließlich über Land und Wasser reisen, haben wir sehr viele schöne Erfahrungen machen dürfen. Unsere Reise führte uns durch Länder wie Tadschikistan und Pakistan, die wir anfangs nicht geplant hatten, die uns aber wahnsinnig gut gefielen. Nun wissen wir: Auf das Flugzeug zu verzichten war die beste Entscheidung.

    Ohlert: Obwohl wir kostenbewusst unterwegs sind, habe ich nur selten das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen. Im Laufe der Monate haben wir gelernt, wie wir günstig, aber gut übernachten und essen können. Da der Platz in unseren Rucksäcken begrenzt ist, macht es keinen Sinn, Souvenirs zu kaufen. So komme ich erst gar nicht in Versuchung.

    Was vermissen Sie schmerzlich?

    Ohlert: Am meisten vermisse ich eine eigene Küche. Obwohl es viel Spaß macht, die lokalen Spezialitäten auszuprobieren, fehlt es mir, selbst zu kochen. Wann immer wir die Möglichkeit haben, bereiten wir uns Gerichte zu, die wir von zu Hause kennen. Oft sind das einfache Dinge wie Nudeln mit Gemüse oder ein Salat. Wir freuen uns auch immer, wenn wir gutes Brot finden.

    Sibeth: Gerade am Jahresende, wenn sich zu Hause die Freunde treffen und die Familie zusammenkommt, dann würde ich mich gerne für ein paar Tage nach Hause beamen.

    Haben Sie ein Rückkehrdatum vor Augen? Wollen Sie überhaupt zurück?

    Sibeth: Unsere Reise hat ein offenes Ende und wir wissen nicht, wann wir wieder nach Deutschland kommen werden. Dass wir aber irgendwann nach Deutschland zurückkehren werden, steht fest. Augsburg war fast acht Jahre lang unser Zuhause und hier fühlen wir uns immer noch verankert. Deshalb möchten wir sehr gerne zurückkommen.

    Ohlert: Wir haben viele Orte kennengelernt, an denen wir uns wohl gefühlt haben und uns vorstellen könnten, eine Zeit lang dort zu leben. Wir möchten die Reise jedoch auf jeden Fall in Deutschland und auch in Augsburg abschließen, bevor etwas Neues beginnt.

    Nehmen wir einmal an, dass Sie wieder an einem Ort heimisch werden. Was hat sich in Ihrem Leben verändert?

    Ohlert: Wenn wir wieder sesshaft sind, denke ich, dass wir genügsamer sein werden. Wir brauchen nicht zwanzig Paar Schuhe und zehn verschiedene Pullover. Auch ein tolles Auto oder das neueste Handy sind für mich nicht wichtig. Während der Reise haben wir gelernt, welchen Stellenwert Zeit für uns hat. Zeit, neue Dinge auszuprobieren, neue und bekannte Menschen zu treffen und Zeit für uns selbst. Ich denke, wir werden versuchen, einen Job zu finden, der uns Spaß macht und uns gleichzeitig eine gute Work-Life-Balance ermöglicht.

    Sibeth: Wenn wir wieder eine Wohnung haben, möchte ich sie mit Möbeln aus zweiter Hand einrichten. Es macht einfach keinen Sinn, alles neu zu kaufen. In den letzten zwei Jahren haben wir gelernt, mit wenig auszukommen. Auf unserer Reise haben wir sehr häufig über die Plattform Couchsurfing bei fremden Menschen übernachten dürfen. Bislang waren wir selbst nur zu Gast, doch ich freue mich schon sehr darauf, selbst Gäste aufzunehmen.

    Wie haben Sie Weihnachten gefeiert?

    Weihnachten haben wir mit Blick auf den Pazifik gefeiert und die Tage mit unseren zwei Hunden vom House Sitting verbracht. Konkret sind wir zweimal täglich Gassi gegangen und haben an Heiligabend ein leckeres Käsefondue gegessen. Natürlich haben wir unsere Familien angerufen und uns schöne Tage gemacht.

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