Schwer zu glauben, aber es gab mal eine Zeit, da gehörte dieses Gebäude in der Landsberger Straße in Haunstetten zu einer der besseren Adressen der Stadt. Helmut Kohl war zu Gast, als er noch Bundeskanzler war, es gab Suppe. Im „Cheval Blanc“, dem Restaurant des Hauses, bereitete ein Sternekoch die Mahlzeiten zu.
Lang ist es her. Heute ist das Haus, in dem sich einmal ein nobles Hotel befand, ein Wohngebäude, das nicht gerade zu den attraktiveren der Stadt oder des Stadtteils gehört. Die gräuliche Fassade ist verblichen, das Erdgeschoss steht leer. Drinnen sieht es nicht viel besser aus: Im Aufzug stinkt es nach einer schwer definierbaren Mischung, das Treppenhaus ist staubig, die Fensterscheiben erwecken den Eindruck, als hätte sie seit Monaten oder Jahren niemand mehr geputzt.
„Vom Niedergang eines noblen Hauses“, so lautete die Überschrift eines Artikels über die Immobilie in unserer Zeitung. Das war vor zehn Jahren. Man kann nicht behaupten, dass es seitdem einen großartigen Aufschwung gegeben hätte. Das Gebäude hat bewegte Zeiten hinter sich. Lange Zeit stand das Haunstetter Hotel leer, 2005 kaufte es schließlich die Immobilienfirma Lierheimer. Das „Haus Delphin“ kam hier 2007 unter, ein betreutes Wohnangebot, das armen und alkoholkranken Menschen ein Zuhause bietet. Anfang dieses Jahres zog die Einrichtung um, nur ein paar hundert Meter weiter, in ein Wohn- und Geschäftshaus in der Inninger Straße. Das ehemalige Hotel machte viele Schlagzeilen, aber es waren keine positiven. Das Gebäude war Schauplatz mehrerer brutaler Gewaltdelikte.
Einige Bewohner sind in Sorge
Und künftig? Künftig, so viel steht fest, soll sich hier vieles ändern. Die Immobilie hat einen neuen Eigentümer, seit dem 1. Juli des vergangenen Jahres. Das Gebäude gehört nun der Firma Inter-Kapital, die ihren Sitz in Gersthofen hat. Als das Haus Delphin auszog, hieß es, es sollen Studentenappartements und Wohnungen entstehen. Passiert ist seither wenig, aber das dürfte nicht mehr lange so bleiben. Der Geschäftsführer der Inter-Kapital sagt auf Anfrage, es seien diverse Sanierungsarbeiten angedacht, Fassade, Heizung, Dämmung und so weiter. Mit einem Architekten plane man gerade die Gestaltung, einen konkreten Zeitplan könne man aber noch nicht nennen. Auch sonst hält sich das Unternehmen weitgehend bedeckt. Nur so viel: Nach der Sanierung werde die Immobilie wieder ein „Top-Niveau“ haben.
Einigen der Bewohner bereitet das Sorgen. Man muss nicht viel Fantasie haben, um sich auszumalen, dass die Mieten nach der Sanierung steigen werden. In dem Haus leben viele Menschen, die zu den Ärmeren der Gesellschaft gehören, oft mit Schulden und Schufa-Einträgen, wie ein Mieter berichtet. Und günstiger Wohnraum ist in Augsburg selten. Wenn der Umbau abgeschlossen sei, werde er wohl rausmüssen, sagt ein anderer Mieter.
Das dürfte noch einige Zeit dauern. Die Bewohner sprechen von einer langen Bauphase; davon, dass das Gebäude um zwei Stockwerke erhöht werden soll. Stück für Stück solle die Sanierung umgesetzt werden. Zumindest Letzteres bestätigt auch die Inter-Kapital. Die Bewohner sollen während der Sanierung in anderen Wohnungen im Haus unterkommen, die dann nicht von den Bauarbeiten betroffen sind. Aktuell sind rund 40 Prozent der Wohnungen im Gebäude belegt. Das Erdgeschoss soll künftig wohl wieder gewerblich genutzt werden. Nur ein Hotel wird dort wohl nicht mehr unterkommen.