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Augsburg: Was sich Fahrradfahrer in Augsburg wünschen

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Was sich Fahrradfahrer in Augsburg wünschen

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    In den vergangenen Jahren hat sich nach Angaben der Augsburger Stadtverwaltung für Radfahrer einiges getan: Mehr als 60 Projekte seien umgesetzt worden. Doch zahlreiche Fahrradfahrer sehen weiteren Verbesserungsbedarf.
    In den vergangenen Jahren hat sich nach Angaben der Augsburger Stadtverwaltung für Radfahrer einiges getan: Mehr als 60 Projekte seien umgesetzt worden. Doch zahlreiche Fahrradfahrer sehen weiteren Verbesserungsbedarf. Foto: Silvio Wyszengrad

    Beim Thema Fahrradfahren in der Stadt schneidet Augsburg in der aktuellen Bürgerumfrage mittelmäßig ab. Die Mehrheit der über 5000 Befragten sagte, dass man in der Stadt mit dem Rad zügig Ziele erreichen kann. Andererseits wurden Schwachpunkte wie etwa ungenügende Radwege bemängelt. Bei einer Podiumsdiskussion im Annahof haben kürzlich Vertreter der Politik, Polizei und des Aktionsbündnisses „Fahrradstadt Jetzt“ über die Herausforderungen diskutiert.

    Fahrradstadt Augsburg: Mehr als 60 Projekte wurden umgesetzt

    Vor acht Jahren hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, Augsburg zu einer Fahrradstadt zu machen. Seitdem seien in der Stadt über 60 Einzelmaßnahmen umgesetzt worden, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU). An Ampeln etwa seien vorne Aufstellflächen für Radler eingerichtet, zusätzliche Radparkplätze und Spuren für Fahrradfahrer geschaffen worden. Zudem habe bei Neuplanungen von Wohngebieten ein Umdenken begonnen, das zu neuen Mobilitätskonzepten und einer Reduzierung von Autostellplätzen tendiere. Der Autoverkehr solle dadurch verringert werden, so Merkle. Dennoch hat die Stadt ihr selbst gestecktes Ziel, bis 2020 ein Viertel aller Wege aufs Fahrrad zu verlagern, verfehlt. Statt der angepeilten 25 Prozent lag der Radverkehrsanteil in Augsburg bei der letzten Erhebung bei guten 19 Prozent.

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    „Dass manches vielleicht nicht schnell genug geht, ist klar. Aber wir alle haben dieselbe Zielsetzung“, betonte der Baureferent in dem Gespräch. Der aktuellen Bürgerumfrage aus dem Jahr 2019 zufolge erkennt ein Teil der Augsburger die Bemühungen durchaus an. 48,4 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass in jüngster Zeit in der Stadt viel für den Fahrradverkehr getan wurde. 40,9 Prozent stimmten dem allerdings eher nicht bis überhaupt nicht zu.

    Fahrradstadt Augsburg: Bürger fordern weitere Radwege

    Generell sehen die Augsburger weiterhin großen Verbesserungsbedarf, wie aus der Umfrage deutlich hervorgeht. Demnach fühle sich der Bürger auf dem Rad nicht als Verkehrsteilnehmer akzeptiert, es komme zu Konflikten mit Autofahrern und mit Fußgängern, Radwege seien nicht breit genug, um überholen zu können, und seien zugeparkt. 70,7 Prozent der Teilnehmer der Bürgerumfrage sprachen sich für die Schaffung weiterer Radfahrstreifen oder Radwege aus.

    Genau das sei aufgrund der baulichen Gegebenheit der Stadt nicht so einfach, stellte Gerd Merkle in der Runde klar. In der zweitältesten Stadt Deutschlands mit historisch gewachsenen Strukturen könne man baulich nicht so flexibel sein, wie andere Städte es können. „In der Neuburger Straße oder Langenmantelstraße war es machbar, einen Fahrradstreifen zu installieren.“ Aber an anderen Stellen, wie etwa dem Oberen, Mittleren oder Unteren Graben sei das räumlich nicht möglich. An der Stelle hakte Martin Wohlauer vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Augsburg (ADFC) ein.

    „Wenn baulich etwas nicht geht, muss man das geltende Tempo reduzieren.“ Kopfzerbrechen bereitet dem Baureferat offenbar weiterhin die viel diskutierte Hermanstraße. „Es gibt hier noch drei bis vier Punkte, die schwer zu lösen sind, aber sie sind nicht unlösbar“, meinte Merkle.

    Dass bezüglich Fahrradfahren bereits einiges passiert sei, räumte Jens Wunderwald an dem Abend ein. Das Mitglied des „Forum Augsburg lebenswert“ (FAL), auch Träger des Augsburger Radbegehrens, verlangte jedoch mehr Intensität in den Bemühungen, Augsburg zu einer Fahrradstadt zu machen. Martin Wohlauer und er forderten mehr Mut, um Dinge voranzutreiben. Wunderwald bezog sich auf den Vortrag des ehemaligen Umweltbürgermeisters von Kopenhagen, Morten Kabell, einen Tag zuvor.

    Visionen für Augsburg: Wie das Fahrrad eine Stadt verändern kann

    Dieser hatte von eigenen Erfahrungen berichtet, wie das Fahrrad eine Stadt verändern kann. „Er sagte, dass Augsburg der Mut fehle und es zu viel Stückwerk und faule Kompromisse gebe“, berichtete Wunderwald. Damit habe ihm der Experte aus dem Herzen gesprochen.

    Polizeibeamtin Gabriele Albrecht, die als Vertreterin der Verkehrspolizei an der Diskussion teilnahm, machte aus ihrer Sicht deutlich: „Wir sind für alles offen, aber uns geht die Sicherheit vor der Leichtigkeit.“ Veränderungen müssten der Straßenverkehrsordnung entsprechen. Ihre Polizeikollegen bräuchten die gesetzliche Sicherheit. Fast 70 Prozent aller Radunfälle in Augsburg seien im Übrigen selbst verschuldet, berichtet die Polizistin. Fahrfehler, Alkohol und Drogen oder sogenannte Geisterradler seien oft die Ursachen.

    Aktivisten des Radbegehrens sammelt weiter Unterschriften

    Nach der coronabedingten Pause werden derzeit für das Bürgerbegehren zur Verbesserung des Radverkehrs weitere Unterschriften gesammelt. Die Initiatoren haben inzwischen 9500 von 11.000 nötigen Unterschriften. Allein die Aktivisten des Klimacamps neben dem Rathaus haben nach Angaben von Wunderwald rund 1000 Unterschriften erzielt.

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