Die Mehrheit der Beschicker des Stadtmarktes sind gegen verlängerte Öffnungszeiten am Samstag. Sie hätten die Diskussion sicher gerne vom Tisch. Im Gegensatz zu manch Vertretern aus der Wirtschaft.
Marcus Vorwohlt ist Geschäftsführer des Textilhauses Rübsamen und Mitglied der Regionalversammlung Augsburg-Stadt der Industrie- und Handelskammer (IHK) und dort für den Einzelhandel zuständig. Er findet es gut, dass die Diskussion über die Samstagsöffnungszeiten wieder auflebt. Er bezieht sich auf das Interview unserer Zeitung mit der Sprecherin des Münchner Viktualienmarktes Elke Fett. Die Marktstand-Betreiberin hatte darin erklärt, wie überzeugt ihre Münchner Kollegen inzwischen von den längeren Öffnungszeiten am Samstag sind und wie die Veränderung gemeinsam angepackt wurde. „Ich finde es erstaunlich, mit welcher optimistischen Offenheit die Münchner Händler dem Thema begegnet sind. Und ich finde es beschämend, mit welcher perspektivlosen Haltung in Augsburg dem gegenüber getreten wird“, sagt Vorwohlt. Seit Jahren wird immer wieder über die Samstags-Öffnungszeiten auf dem Stadtmarkt diskutiert. Der Markt schließt an dem Wochentag bereits um 14 Uhr. Die Debatte dreht sich um zwei zusätzliche Stunden. Passiert ist bislang nichts.
Vorwohlt sagt, er sei resigniert, weil eine Verlängerung in Augsburg offensichtlich nicht gewollt sei. In anderen Städten funktioniere es, in Augsburg werde es nicht einmal ausprobiert. „Ich glaube, dass sich hier der eine auf den anderen herausredet.“ Stadt und Händler würden das Thema immer wieder versiegen lassen. Für ihn hat der Stadtmarkt vor allem eine für Kunden attraktive Erlebnisfunktion. Deshalb würden seiner Meinung nach längere Öffnungszeiten dem Gesamtkonzept der Innenstadt gut tun. „Es kann mir keiner sagen, dass es auf dem Stadtmarkt um 14 Uhr leer ist.“
Die Frequenz der Passanten an Samstagen steigt in der Innenstadt
Die seit 2012 jährlich stattfindenden Passanten-Frequenzzählungen des Wirtschaftsreferates der Stadt zeigen, dass die Zahl der Passanten in der Innenstadt an den Samstagen steigt. Waren vor vier Jahren in der Annastraße auf Höhe des Stadtmarktes zwischen 14 und 16 Uhr noch circa 2700 Menschen im Schnitt pro Stunde unterwegs, ist die Zahl in diesem Jahr auf rund 3150 Menschen gestiegen. Laut Wirtschaftsreferentin Eva Weber wurden die Tageshöchstwerte an Samstagen in allen gemessenen Jahren immer erst nach 14 Uhr erreicht. „Hierbei handelt es sich um ein Frequenzpotenzial, das auch für den Stadtmarkt gewonnen werden kann“, betont sie.
Für Weber stellt der Stadtmarkt ein Alleinstellungsmerkmal in der Innenstadt dar und sei ein Highlight. „Mit den Beschickern muss das Gespräch gesucht werden, inwieweit eine Änderung bei den Öffnungszeiten – ob verbindlich oder freiwillig – umgesetzt werden kann.“ Hier seien Markamt und das Ordnungsreferat im Gespräch. Ordnungsreferent Dirk Wurm jedoch hat gegenüber unserer Redaktion gesagt, dass sich seiner Meinung nach in den nächsten ein bis zwei Jahren nichts ändern wird. Er sehe keinen Sinn, flexible Öffnungszeiten einzelner Stände auszuprobieren, wenn über 50 Prozent der Händler sagen, dass sie nicht mitmachen. Es sieht also nicht nach Bewegung aus. Heinz Stinglwagner von der City Initiative Augsburg (CIA) wünscht sich jedoch genau diese.
Er weiß, dass die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern der erweiterten Öffnungszeiten „extrem verhärtet“ sind. Der CIA-Geschäftsführer fände es gut, die Beschicker selbst entscheiden zu lassen, wie lange sie ihre Waren anbieten. „Wenn einer bis 16 Uhr öffnen will, soll er die Möglichkeit haben, es ein halbes Jahr zu testen. „Das würde mal zu einem Ergebnis führen, das auch belegbar ist.“
Einen kurzzeitigen Versuch gibt es an den Adventssamstagen. Doch nicht jeder Kunden weiß, dass der Stadtmarkt da ausnahmsweise bis 16 Uhr offen hat. Am Stadtmarkt selbst gibt es keine erkennbaren Hinweise. „Ich verstehe die Rückkopplung“, sagt Stinglwagner. „Die Beschicker sagen sich, jetzt sind wir schon bis 16 Uhr da und das Geschäft läuft trotzdem nicht.“ Die längere Einkaufsmöglichkeit zur Weihnachtszeit hätte seiner Meinung nach beworben werden müssen. „Wenn, dann muss man so etwas plakativ angehen. Das Marktamt hätte sicher Möglichkeiten gehabt, etwa Plakate an den Eingängen anzubringen oder bei den Ständen Flyer auszulegen.“
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