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Augsburg: Vom kleinen Trommler zum Feuerwehrchef: Die Karriere von Frank Habermaier

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Vom kleinen Trommler zum Feuerwehrchef: Die Karriere von Frank Habermaier

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    Augsburger Feuerwehrchef Frank Habermaier geht nach 26 Dienstjahren in Pension - und wurde gebührend verabschiedet.
    Augsburger Feuerwehrchef Frank Habermaier geht nach 26 Dienstjahren in Pension - und wurde gebührend verabschiedet. Foto: Silvio Wyszengrad

    Man kann sich gut vorbereiten. Die Ausrüstung muss passen, das Training, die Konzentration. Und doch gehört immer auch Glück dazu, dass alle Feuerwehrleute von einem Einsatz gesund zurückkehren. Frank Habermaier, 60, war ein gutes Vierteljahrhundert der Chef der Augsburger Berufsfeuerwehr. An diesem Freitag hat er seinen letzten Arbeitstag. Nach genau 26 Jahren. Er ist froh, dass er in all der Zeit kein Feuerwehrmann im Einsatz sein Leben verloren hat. „Sie können sich noch so gut vorbereiten“, sagt Frank Habermaier. „Es bleibt unseren Einsätzen immer ein gewisses Risiko.“

    Frank Habermaier war 26 Jahre lang Chef der Berufsfeuerwehr, nun geht er in den Ruhestand.
    Frank Habermaier war 26 Jahre lang Chef der Berufsfeuerwehr, nun geht er in den Ruhestand. Foto: Silvio Wyszengrad

    Die Gefahr, auch wenn man sie im Alltag verdrängt, hat aber auch eine andere Seite. Ein Seite, die Frank Habermaier an der Arbeit bei der Feuerwehr sehr schätzte. Es ist kein normaler Job, den man abends einfach hinter sich lässt, wenn man nach Hause geht. Unter

    Es war eine Lebensaufgabe - und eine Tradition in der Familie

    Feuerwehrmann zu sein, war für Frank Habermaier wirklich eine Lebensaufgabe. In seinem Heimatort, einer Kleinstadt in der Nähe von Mannheim, war er schon als Neunjähriger bei der Freiwilligen Feuerwehr. Damals bekam er seine erste Uniform. Sein Vater war schon dabei, sein Großvater. Weil es zunächst noch keine Jugendgruppe gab, kam er zum Spielmannszug. Er spielte die Trommel. Später dann war er in den Jugendfeuerwehr aktiv. Damals war so etwas noch die Ausnahme. Nach seinem Chemiestudium macht er das Hobby zum Beruf. Sechs Jahre war er stellvertretender Chef der Berufsfeuerwehr in Mönchengladbach. Dort musste er miterleben, wie zwei Feuerwehrleute bei einem Einsatz von einer einstürzenden Hauswand begraben wurden und starben. Dann, im Juli 1992, folgte der Wechsel nach Augsburg.

    Die Evakuierungsaktion mit rund 50000 betroffenen Bürgern wegen einer Weltkriegsbombe an Weihnachten 2016 gehörte Habermaiers großen Einsätzen.
    Die Evakuierungsaktion mit rund 50000 betroffenen Bürgern wegen einer Weltkriegsbombe an Weihnachten 2016 gehörte Habermaiers großen Einsätzen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Es lässt sich nur schwer kurz zusammenfassen, was seither bei der Feuerwehr in Augsburg alles geschehen ist. Eine zweite Feuerwache der Berufsfeuerwehr wurde gebaut, die Südwache im Univiertel. Die Feuerwehr wurde mit Computern ausgestattet. Als Frank Habermaier im Jahr 1992 hier seinen Dienst antrat, gab es noch keinen einzigen Rechner. Die Hauptwache an der Berliner Alle wurde immer wieder umgebaut. Ein großer Schritt war vor zehn Jahren der Neubau einer Rettungsleitstelle. Die Wache wurde dazu aufgestockt. Seither werden von hier aus alle Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze in der Region gesteuert. Bei den großen Einsätzen war es Frank Habermaier ein Anliegen, selbst rauszufahren und dabei zu sein. „Sie lernen auch als Chef nie aus. Schon deshalb ist das wichtig“, sagt er. Den Großbrand im Dachstuhl des Weberhauses am Moritzplatz hat er so miterlebt, die großen Hochwasser in den Jahren 1999 und 2005, zuletzt auch das verheerende Feuer im Sozialzentrum der Caritas. Der erste gravierende Einsatz, der ihm im Gedächtnis geblieben ist, war ein Feuer in dem historischen Gebäudekomplex am Roten Tor, zu dem auch die historischen Wassertürme gehören.

    Den Feuerwehrleuten gelang es, den Brand zu löschen, ohne das die Jahrhunderte alte Bausubstanz allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurde. Hätte das damals nicht geklappt, die Stadt könnte sich heute wohl nicht mit ihrer historischen Wasserversorgung um den Unesco-Welterbetitel bewerben.

    Es gab Jahre, da hörte man von Frank Habermaier immer wieder die Klage über Personalnot und eine veraltete Ausrüstung, vor allem bei den Fahrzeugen. Das hat sich geändert. Heute ist er damit zufrieden. Es sei gelungen, „vernünftige“ Regeln zu erarbeiten, nach denen die Zahl der benötigten Stellen kalkuliert wird. Bei der Anschaffung von Technik und

    Es gab auch Enttäuschungen - doch eine Idee lässt ihn nicht los

    Auch beim Brand des Weberhauses war Habermaier im Einsatz.
    Auch beim Brand des Weberhauses war Habermaier im Einsatz. Foto: Silvio Wyszengrad

    Dass Frank Habermaier dennoch auch mit gemischten Gefühlen zurückschaut, liegt an den Enttäuschungen, der er auch erlebt hat. Sein Herzensprojekt, der Aufbau einer Feuerwehr-Erlebniswelt, konnte er bisher nicht umsetzen. Das Erlebnismuseum zum Thema Feuer scheiterte in mehreren Anläufen bisher immer am Geld. Er sagt: „Ich verstehe es nicht, warum ich den Stadtrat nicht von dieser Idee überzeugen konnte. Ich bin nach wie vor überzeugt davon.“ Eine weitere Enttäuschung: Die Untreue-Affäre, in deren Zuge gegen zwei Männer der Berufsfeuerwehr Bewährungsstrafen verhängt wurden. Sie hatten auf Kosten der Feuerwehr Material wie Lampen ode Druckerpatronen bestellt, es aber privat genutzt. Dass eine Mitarbeiter so etwas tun, hätte er sich nicht vorstellen können, sagt Frank Habermaier. Natürlich stelle man sich dann hinterher auch die Frage, was man hätte tun können, um es zu verhindern.

    An seinem letzten Arbeitstag an diesem Freitag wird Frank Habermaier offiziell verabschiedet. Oberbürgermeister Kurt Gribl wird ihn dazu im Rathaus empfangen. Die beiden kennen sich schon lange. Als Habermaier 1992 der Feuerwehrchef wurde, war Gribl noch ehrenamtlicher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Kriegshaber. Privat will Habermaier der Stadt im Ruhestand nicht den Rücken kehren. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt er. Seine Kinder wohnen alle in der Nähe. Er will endlich mehr wandern gehen. Auch einige Reiseziele hat er schon im Kopf. Und die Idee von einer Feuerwehrerlebniswelt hat er trotz aller Rückschläge noch immer nicht aufgegeben. Er lächelt und sagt: „Jetzt habe ich ja viel Zeit, mich darum zu kümmern.“

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