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Volksfest: Aus für ein Traditionszelt auf dem Plärrer

Volksfest

Aus für ein Traditionszelt auf dem Plärrer

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    Ein Familienbetrieb hört auf (von links): Maria Ebert, Heidi und Klaus-Peter Miller von der Hühnerbraterei.
    Ein Familienbetrieb hört auf (von links): Maria Ebert, Heidi und Klaus-Peter Miller von der Hühnerbraterei. Foto: Archiv

    Nach 56 Jahren steht ein Traditionszelt auf dem Augsburger Plärrer vor dem Aus. Auf dem Osterplärrer wird die Hühnerbraterei, das kleinste der vier Zelte, noch einmal öffnen. Dann ist endgültig Schluss. „Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagt Wirt Klaus-Peter Miller, „aber sie steht fest.“ Das Volksfest verliert damit einen Treffpunkt für all jene, die es etwas ruhiger und traditioneller wollten als in den großen, mit Partymusik beschallten Bierzelten.

    Die Hühnerbraterei war von Anfang an ein echter Familienbetrieb. Seniorchefin Maria Ebert, 88, die bis heute die Buchhaltung erledigt, gilt als eine Seele des Volksfests. „Tante Maria“ wird sie von vielen genannt. Die Hühnerbraterei ist bisher auch die Anlaufstelle für die Schausteller – hier haben sie ihren Stammtisch. Das alles aufzugeben ist für die Familie nicht einfach. Doch als Klaus-Peter Miller vor einigen Monaten schwer erkrankte, zeichnete sich das Ende ab. „Der Arzt hat zu mir gesagt, dass ich kürzertreten muss“, sagt Miller.

    Die Familie hat sich nach möglichen Nachfolgern und Partnern umgeschaut. Doch es fand sich niemand, der das Bierzelt im bisherigen Stil weiterführen wollte. „Alle wollten auf die Partyschiene einschwenken“, sagt Festwirt Miller. Er bezeichnet sich als Traditionalist – legt Wert auf Spezialitäten wie seine Hühnerleber und verpflichtet lieber Blaskapellen. Auf den Tischen wird nicht getanzt, dafür kann man sich unterhalten, ohne schreien zu müssen. „Gerade älteren Leuten, aber auch Familien mit kleineren Kindern hat das gefallen“, sagt er.

    Doch das große Geschäft ist damit offensichtlich nicht zu machen. Ein kleines Zelt profitabel zu führen, sei eine Herausforderung, sagt Miller. Gestiegene Kosten – etwa für Wasser und Strom, aber auch die Standgebühren – hätten die Gewinne immer mehr aufgefressen. Wenn die Stadt ruhigere Zelte wie die Hühnerbraterei oder die Sterndl-Alm wolle, müsse sie auch die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Miller selbst hofft, dass er auf dem Plärrer bleiben kann – mit einem kleineren Imbiss. Das Aus der Hühnerbraterei hat die Verantwortlichen der Stadt überrascht. Nächste Woche soll im Volksfestbeirat darüber diskutiert werden. Marktamtsleiter Werner Kaufmann hofft, dass sich ein Zeltbetreiber finden lässt, der auf ein ähnliches Konzept setzt. Für den Herbstplärrer in diesem Jahr sieht er aber schwarz. Die Ausschreibungen dafür sind schon gelaufen. Ein möglicher neuer Betreiber könnte erst im kommenden Jahr beginnen.

    Auch der für das Volksfest zuständige CSU-Stadtrat Günter Göttling hofft noch auf eine Fortsetzung der Hühnerbraterei-Tradition. „Ein Partyzelt kommt aus meiner Sicht nicht als Ersatz infrage“, sagt er. Göttling erinnert sich, dass er schon als Kind mit seinen Eltern in die Hühnerbraterei kam – bis heute ist er dort ein häufiger Gast. Damit soll nun Schluss sein? „Ich kann mir das gar nicht vorstellen“, sagt er.

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