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Augsburg: Viele Studenten haben wegen des Coronavirus Existenzängste

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Viele Studenten haben wegen des Coronavirus Existenzängste

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    Viele Studenten haben wegen des Coronavirus Existenzängste.
    Viele Studenten haben wegen des Coronavirus Existenzängste. Foto: Peter Fastl

    Sascha Nachtmann hat wegen der Corona-Pandemie fünf Wochen länger Semesterferien als geplant. Für den Augsburger Hochschulstudenten ist das aber keine gute Nachricht. Er macht sich große Sorgen. „Ich muss an zwei Fronten kämpfen“, sagt er. Um sein Studium zu finanzieren, muss er arbeiten. Beides ist eng aufeinander abgestimmt. Der spätere Start ins Sommersemester könnte für ihn fatale Folgen haben. Auch Studenten an der Universität werden von existenziellen Ängsten geplagt.

    Seit vergangener Woche ist klar, dass die Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern mit den Vorlesungen im Sommersemester fünf Wochen später starten, auch in Augsburg. Nach der neuesten Verordnung beginnt die Vorlesungszeit im Sommersemester am 20. April. Nicht klar ist bislang, welche Konsequenzen diese Entscheidung konkret für die 6700 Studierenden der Hochschule im Studienalltag haben wird. Sascha Nachtmann, der Umwelt- und Verfahrenstechnik studiert, ist nicht der Einzige, der dringend auf Informationen wartet. „Ich hatte in den Semesterferien einen prüfungsrelevanten Kurs, der abgesagt wurde. Derzeit sieht er kein Zeitfenster für sich, um diesen Stoff nachzuholen. In den Semesterferien arbeitet er in Vollzeit, weil er sich sein Studium selber finanzieren muss. Sollte sich das Sommersemester bis in den August hineinziehen, könnte er in dieser Zeit nicht jobben und ihm würde Geld fehlen.

    Coronavirus: Es geht um Geld, Praktika, Zeugnisse und mehr

    Sascha Nachtmann ist nicht der Einzige, der sich Sorgen macht. Studentenvertreter Mathias Feistl an der Hochschule hat zwar den Eindruck, dass die große Mehrheit der Studierenden noch relativ gelassen ist. Er weiß aber aus vielen Gesprächen, was seine Kommilitonen beim Thema Corona umtreibt. Viele duale Studenten fragen sich, wie es bei zeitlichen Verschiebungen des Studienbetriebs parallel mit ihrem Arbeitgeber weitergeht, dem sie vertraglich verpflichtet sind. Andere sorgen sich, dass sie wegen der Corona-Pandemie ihr lange vorbereitetes Auslandssemester nicht antreten können.

    Auch von den 20.000 Studenten an der Universität befürchten einige, dass ihre Karriere- und Lebensplanung durcheinander gewirbelt wird. Eine Betroffene erzählt, dass sie von Augsburg an eine andere Universität wechseln will und jetzt in Zeitnot gerät. „Bis Ende März muss ich mein Bachelor-Zeugnis oder eine entsprechende Bescheinigung abgeben, sonst verliere ich dort meinen Masterplatz.“ Momentan weiß sie nicht, ob sie das Dokument rechtzeitig bekommt, weil ihre Abschlussarbeit noch korrigiert wird und sie wegen Corona mit Verzögerungen rechnet. Viele Studierende hängen in der Luft, weil die Bibliotheken für Besucher geschlossen wurden und sie schriftliche Arbeiten nicht fertigstellen können, für die sie Abgabefristen einhalten müssen.

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    Unisprecher Michael Hallermayer sagte am Montag, nach aktuellem Stand werde die Universität alle Abgabefristen, die Studierende unverschuldet nicht einhalten können, verlängern. Spätestens ab Dienstag werde es auf der Homepage der Universität auch eine umfangreiche Sammlung von Antworten rund um das Thema Corona und Studium geben, die ständig erweitert werden soll. Falls in Bayern das Abitur verschoben werden sollte und es in der Folge zeitliche Probleme mit der Einschreibung für Studienanfänger geben sollte, geht man in Augsburg von einer bayernweiten Lösung durch die zuständigen Ministerien aus.

    Nach aktuellem Stand beginnt das Sommersemester an den bayerischen Universitäten regulär am 20. April. Grundsätzliche Entscheidungen, ob und in welcher Form ein Studienbetrieb im Sommersemester startet, werden vom Wissenschaftsministerium getroffen. „Die Universität Augsburg bereitet sich aber auf verschiedene Szenarien vor“, sagt Hallermayer. E-Learning werde dabei auch eine Rolle spielen.

    Die Hochschule will am Dienstag eine Entscheidung fällen

    An der Hochschule arbeiten alle Fakultäten gemeinsam mit Studierendenvertretern daran, wie Konzepte für den Semesterablauf aussehen könnten. Am Dienstag werde eine Entscheidung fallen, so Sprecher Tobias Kolb. Im Anschluss an die Erweiterte Hochschulleitung sollen die Studierenden informiert werden. Kolb sagt, „trotz der Verschiebung des Vorlesungsbeginns –so die Maßgabe des Ministeriums –soll der vorgesehene Unterrichtsstoff ungekürzt vermittelt werden.“

    Die einfachste Lösung wäre, fünf Wochen anzuhängen, in die vorlesungsfreie Zeit, sagt Kolb. Das würde aber bedeuten, dass viele Studierende erst vier Wochen später einen Job in den Semesterferien annehmen können. Andere müssen ein Praktikum absolvieren. Doch ein später gestartetes Praktikum könnte Terminkonflikte bis ins nächste Sommersemester weiterführen. Wieder andere wollen an eine ausländische Hochschule gehen. „Dort hält man sich aber nicht an unsere verschobenen Termine“, so Kolb. Nicht zuletzt bewerben sich viele Absolventen um einen Anschlussstudienplatz, für den sie ihre Zeugnisse rechtzeitig brauchen. Die Konsequenzen einer Verschiebung sind also vielfältig.

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