Die Frage, wie die Bahnstrecke für den Fernverkehr zwischen Augsburg und Neu-Ulm durch Schwaben geführt wird, ist noch völlig offen. Das betonte Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn in Bayern, am Donnerstagvormittag in Augsburg vor Abgeordneten, Landräten und Bürgermeistern aus der Region.
Fahrzeit zwischen Augsburg und Ulm soll sich von 40 auf 30 Minuten verkürzen
Die Bahn startete am Donnerstag den jahrelangen Planungsprozess für das Projekt, dessen Kosten auf etwa zwei Milliarden Euro geschätzt werden. Einen Zeitplan, wann ICE, IC und TGV statt in 40 in 30 Minuten zwischen Augsburg und Ulm verkehren könnten, nennt die Bahn nicht. „Wir stehen am Anfang. Es ist offen, wo ein Ausbau stattfinden kann und wo ein Streckenneubau sinnvoll ist. Wir treffen keine Vorfestlegung, sondern treten in den Dialog und beziehen die Region mit ein“, so Josel.
In den vergangenen Wochen waren in der Politik, vor allem in der CSU, klare Meinungsverschiedenheiten darüber deutlich geworden, wo die Strecke verlaufen soll. Die schwäbische CSU positioniert sich dafür, entlang der kurvenreichen bestehenden Strecke zu bauen. Dies erhöhe die Chancen auf eine zügige Umsetzung. Ein Hintergrund ist auch, dass die Bürgermeister zahlreicher Orte entlang der Bahnlinie im Augsburger Westen seit Jahren auf ein zusätzliches Gleis für den Nahverkehr drängen, um ihre Orte besser an Augsburg anzubinden. Sie äußerten am Donnerstag die Befürchtung, dass im Fall eines kompletten Neubaus entlang der Autobahn die Verbesserungen fürs Umland lange oder schlimmstenfalls ewig auf sich warten lassen könnten.
Der Augsburger CSU-Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich betonte am Donnerstag hingegen erneut, dass Augsburg sich nicht vom Fernverkehr abhängen lassen dürfe. Eine Fahrzeit von 30 Minuten zwischen Augsburg und Ulm sei in jedem Fall ein Muss. Einen Neubau entlang der Autobahn rundheraus abzulehnen, verenge die Diskussion. Auch die Augsburger Bürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, dass eine gute Fernverkehrsanbindung für Augsburg essentiell sei.
Zum offenen Schlagabtausch lässt sich die CSU nicht hinreißen
Zu einem offenen Schlagabtausch im Rokoko-Saal der Regierung von Schwaben ließen sich die CSU-Politiker am Donnerstag aber nicht hinreißen. Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU; Jettingen-Scheppach), der als klarer Gegner einer Neubaustrecke an der A8 gilt, sagte, dass an der Zielvorgabe von 30 Minuten Fahrzeit in der ganzen Streckendiskussion nicht zu rütteln sei. Im Übrigen rief er zur Geschlossenheit der Region auf. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Projekt nach hinten rutscht.“ Das Projekt sei für Schwaben "eminent wichtig".
Die Bahn kündigte an, im Herbst einen Projektbeirat mit Vertretern der Region einzurichten, der die Trassenfindung begleiten soll. Im Lauf des Jahres will ein Projektteam der Bahn Räume in Augsburg beziehen. Auf der Internetseite www.ulm-augsburg.de informiert die Bahn seit Donnerstag zu weiteren Schritten.
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