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Verkehr: Regiobahn in der Kritik: "Die BRB kriegt nicht hin, was vorher Standard war"

Verkehr

Regiobahn in der Kritik: "Die BRB kriegt nicht hin, was vorher Standard war"

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    Krankmeldungen haben den Lokführermangel so verschärft, dass viele Züge ausfallen.
    Krankmeldungen haben den Lokführermangel so verschärft, dass viele Züge ausfallen. Foto: Michael Hochgemuth

    Das "Geschenk" für die Bayerische Regiobahn BRB traf kurz vor Weihnachten ein: Mit dem Zuschlag durch die Bayerische Eisenbahngesellschaft darf die BRB bis Ende 2031 durchs Paartal nach Ingolstadt und weiter bis Eichstätt sowie an den Ammersee und weiter bis Schongau fahren. Eigentlich wollte sich die Deutsche Bahn bei der Ausschreibung den Auftrag für dieses Dieselnetz zurückholen, das die BRB seit 2009 befährt, zog aber gegen die Tochter des französischen Konzerns Transdev den Kürzeren. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 kommen neue Triebwagen vom Typ Coradia Lint 41 auf die Schienen ins Wittelsbacher Land.

    BRB: Nach dem Krisengespräch fuhren die Züge wieder pünktlicher

    Doch im Hier und Jetzt des Nahverkehrs in der Region Augsburg hat die BRB seit Weihnachten im wahrsten Sinne des Wortes keinen Lauf. Dabei schnitt das Unternehmen im Qualitätsranking der Eisenbahngesellschaft in Sachen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit stets gut ab. Der Start nach der Übernahme der Ostallgäu-Lechfeldbahn Ende 2018 verlief mehr als nur holprig. Auch auf dieser Strecke hatte die Regiobahn die Deutsche Bahn unterboten. Ein Fünftel der Verbindungen fiel aus, viele Züge waren verspätet.

    Der Grund war der gleiche wie jetzt: Es fehlen generell Zugführer, dazu kommen Ausfälle wegen Krankheit. Nach einem Krisengespräch mit der Eisenbahngesellschaft im Februar verbesserte sich die Situation auf der Lechfeldbahn spürbar. Im Frühsommer folgten Behinderungen durch Bauarbeiten an den Gleisen zwischen Augsburg und Landsberg und für die Elektrifizierung der Strecke München - Lindau. Und jetzt im Juli kann die BRB den Halbstundentakt zwischen Augsburg und Aichach nicht halten, nur jede Stunde verkehrt ein Zug. Wie die BRB am Dienstagabend informierte, fährt ab nun für jeden ausfallenden Zug zwischen Aichach und der Straßenbahnendhaltestelle P+R Friedberg-West ein Bus.

    Vor allem die Pendler sind sauer: Wieso vergibt man Aufträge an den billigsten Anbieter? Die Probleme seien doch absehbar gewesen, das Unternehmen könne das nicht stemmen, schreiben Kritiker auf unserer Facebook-Seite. Karl Huber aus Kühbach fährt täglich nach Augsburg. Ihn ärgert, dass die Regiobahn nach dem Ausfall der Hälfte der Verbindungen seit Montag weiter nur einen Triebwagen fahren lässt. Jedem normal denkenden Menschen leuchte ein, dass mehr Fahrgäste auf die restlichen Züge umsteigen. Dabei stünden in Aichach zwei Triebwagen auf dem Abstellgleis. Im Zug um 7.43 Uhr habe es schon in der Kreisstadt nur noch Stehplätze, später Gedränge, längere Aus- und Einstiegszeiten und dann Verspätungen gegeben, so Huber.

    Hartmann: "Die BRB kriegt nicht hin, was vorher Standard war"

    Für die verärgerten Fahrgäste haben die Grünen im Landtag deutlich Partei ergriffen: Fraktionsvorsitzender Ludwig Hartmann sagte im Gespräch mit unserer Redaktion: "Die Menschen in Nordschwaben erleben derzeit den staatlich organisierten Kollaps ihres Bahnsystems." Die Neuausschreibung der Bahnstrecken durch den Freistaat führe am Ende zu einer dramatischen Verschlechterung des Angebots für die darauf angewiesenen Pendler: "Das ist ein unerträglicher Vorgang." Zwar hab es früher beim Betrieb durch die DB Regio auch Probleme gegeben, aber das System habe funktioniert.

    Jetzt müsse man feststellen: "Die BRB kriegt nicht hin, was vorher Standard war." Die Gründe hierfür sieht Hartmann in der Vergabepraxis: Offenbar habe nur der billigste Betreiber den Zuschlag bekommen. Es hätte besser geprüft werden müssen, ob der Betreiber auch liefern könne. Dass in der Branche Lokführermangel herrsche, sei ebenso bekannt gewesen wie die Bahnbaustelle im Allgäu, die Flexibilität bei Fahrplan und Fahrzeugen erfordere. Man hätte "größere Reserven einfordern müssen".

    "Es geht hier nicht um Seehofers Modelleisenbahn"

    Hartmann fordert Sofortmaßnahmen vom CSU-Verkehrsministerium zur Sicherstellung des Angebots und "ein völlig neues Ausschreibungsverfahren". Die Leistungsfähigkeit der Bewerber müsse künftig streng überprüft werden und bei Nichterfüllung müssten hohe Vertragsstrafen drohen. Hartmann: "Hier geht es nicht um Seehofers Modelleisenbahn, sondern um das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel für eine ganze Region, die nach München einpendelt." Mit einem Fragenkatalog fordert Hartmann Details zu Zugausfällen, verpassten Anschlüssen und Ersatzbussen ein.

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    Einen Kommentar zum Thema lesen Sie hier: Zugausfälle bei der BRB: Schlechte Kommunikation

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