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In Bergheim spielt die Blasmusik
![Von den 350 Mitgliedern des Musikvereins Bergheim sind 40 in der Blaskapelle aktiv. Von den 350 Mitgliedern des Musikvereins Bergheim sind 40 in der Blaskapelle aktiv.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der Musikverein Bergheim feiert in diesem Jahr Jubiläum. Für die Zukunft soll ein attraktives Nachwuchsprogramm sorgen. Musik kann auch im Berufsleben eine Rolle spielen.
Noch in diesem Jahr feiert der Musikverein Bergheim seine Vergangenheit: Ein runder Geburtstag der Blaskapelle des Vereins steht an. Seit 60 Jahren leistet sie einen wichtigen Beitrag zum öffentlichen Leben im Stadtteil. Egal welches Fest im Ort ansteht, die Kapelle liefert den „Soundtrack“ dazu. Derzeit hat der Verein rund 350 Mitglieder. Davon sind 40 als Musiker in der Blaskapelle aktiv. Das Alter liegt zwischen 14 und 70 Jahren. Doch die Musikfreunde wollen zum runden Geburtstag im Juli 2020 nicht nur zurückblicken, sondern auch die Zukunft gestalten. Wie viele andere Vereine müssen die Bergheimer Blasmusikliebhaber sich ins Zeug legen, um Nachwuchs heranzuziehen und dem allgemeinen Vereinssterben entgegenzuwirken.
Über mangelnde Mitgliederzahlen könne man sich zwar nicht beklagen, und man sei in allen Registern gut besetzt, so der Erste Vorstand Simon Schönauer, doch sei die Jugendausbildung in den letzten Jahren zu kurz gekommen. „Kinder sind mit Nachmittagsbetreuung oder Ganztagsschule stark eingespannt, und es gibt viele weitere Hobbys, da stehen die traditionellen Aktivitäten wie eine Blaskapelle hintenan“, glaubt der Vorstand. Das Ehrenamt fordert Einsatz: „Das ist schon im Schnitt eine Stunde unbezahlte Arbeit am Tag“, berichtet der Erste Vorstand. „Wir haben zwischen 30 und 40 Auftritte pro Jahr, von Maifeiern über Gottesdienste und Bierzelt bis zum Geburtstagsständchen für Vereinsmitglieder“, ergänzt der Zweite Vorstand Anton Gossner.
Die Jugend ist die Basis des Musikvereins
„Die Jugendarbeit ist die Basis dafür, dass ein Verein wie unserer weiterbesteht“, ist Gossner überzeugt. „Wir brauchen eine gesunde Mischung aus Jung und Alt, damit wir auch in Zukunft gut aufgestellt sind.“ Die Jugend von heute spricht man unter anderem an, wenn man beweist, dass Blasmusik viel mehr sein kann als nur „Humptata und Täterä“. Deshalb widmet sich die Kapelle zur Hälfte der böhmisch-mährischen Tradition und Marschmusik und zur anderen Hälfte der Klassik, Film- und Popmusik. „Ein Musikverein ist wie eine Familie“, findet Schönauer. „Man trifft sich zum Musizieren, doch sitzt man auch zusammen und unterhält sich oder unternimmt etwas gemeinsam“, erklärt der 27-Jährige. Egal wie alt die Mitglieder seien oder welchen Beruf jemand habe: „Hier sind alle gleich.“ Apropos Beruf: Schönauer ist überzeugt: „Ein Musikverein ist auch fürs Berufsleben hilfreich als ein soziales Netzwerk.“
Der Musikverein Bergheim ist stolz darauf, eine fundierte Ausbildung mit professionellen Lehrern anbieten zu können. Anna-Maria Huber unterrichtet Klarinette und Saxofon. Die Göggingerin studiert Instrumentalpädagogik im Hauptfach Klarinette in Augsburg. „Mir hat Musik in schweren Zeiten Halt gegeben“, sagt die 22-Jährige. Sie ist der Überzeugung, dass man mit dem Unterricht nicht nur die musikalischen Fertigkeiten fördert, sondern auch das Selbstbewusstsein. Trompete und Tenorhorn lernen die Bergheimer Nachwuchs-Musikanten bei Manuel Lanschützer. Der Wahl-Augsburger aus dem österreichischen Kramsach studiert am Leopold-Mozart-Zentrum in Augsburg. Zur Verjüngungskur des Vereins gehört neben dem jungen Vorstand auch die Dirigentschaft durch Marian Weser. Der wuchs vor fünf Jahren durch einen Zufall in diese verantwortungsvolle Rolle: Als der damalige Dirigent ausgerechnet vor dem großen Auftritt beim Partnerverein in Südtirol überraschend ausfiel, sollte der damals 19-Jährige einspringen.
Guter Erfolg bei musikalischem Duell
Nach dieser Feuerprobe übernahm er 2018 offiziell den Taktstock und die damit einhergehende Führungsrolle. Damals nahm Weser sich viel vor: Er wollte nach vielen Jahren Pause mit dem Blasorchester wieder bei den Wertungsspielen des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes teilnehmen. Nach vielen Proben war es so weit: Die Bergheimer nahmen 2019 in Gersthofen bei dem musikalischen Duell mit sehr gutem Erfolg teil. Auch Weser hält die Mitgliedschaft in einer Kapelle über das Musizieren hinaus für wertvoll: „Man lernt beim gemeinschaftlichen Musizieren in der Gruppe viele Tugenden, die man auch im Berufsleben braucht: Teamfähigkeit, Disziplin und Durchhaltevermögen.“ Den Ruf, veraltet zu sein, verdiene Blasmusik nicht, so Weser. „Es geht rapide bergauf mit vielen Gruppen und Festivals, die immer mehr junge Leute begeistern.“ Je schneller die Welt sich drehe, desto mehr komme man zurück zu seinen Wurzeln, glaubt der 25-Jährige. Dazu gehört für ihn auch die Blaskapelle im Ort.
Jubiläums-Termine:
15.3. Kaffee-Konzert, 15 Uhr im Gasthaus Jägerhaus, Bergheim
16.3. Kennenlernabend zur (Jugend-)Bläser-Ausbildung, 18 Uhr im Jägerhaus, Bergheim
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