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Unternehmen in der Krise: Könnten in Augsburg weitere 1000 Stellen verloren gehen?

Unternehmen in der Krise

Könnten in Augsburg weitere 1000 Stellen verloren gehen?

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    Es ist kein einfaches Jahr für die Mitarbeiter von Premium Aerotec. Der Chef der Augsburger IG Metall fürchtet sogar, dass in den kommenden Jahren über 1000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.
    Es ist kein einfaches Jahr für die Mitarbeiter von Premium Aerotec. Der Chef der Augsburger IG Metall fürchtet sogar, dass in den kommenden Jahren über 1000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

    Der Konjunkturmotor stottert. Es gibt die Sorge vor einer Rezession. Wie beurteilen Sie als IG-Metall-Chef die Lage der heimischen Unternehmen in der Metall- und Elektrobranche?

    Die Lage ist tatsächlich uneinheitlich. Die eine Hälfte der Unternehmen läuft nach unserer Einschätzung geradeaus. Bei der anderen Hälfte sagt ein Teil, es geht bergab. Ein anderer Teil sagt, es geht bergauf.

    Wer sind für die IG Metall gegenwärtig die größten Sorgenkinder in der Region und warum?

    Die größten Sorgen machen mir aktuell die Chancen der Beschäftigten von Ledvance und Fujitsu, die neue Jobs suchen. Und gerade bei Fujitsu muss jetzt alles getan werden, dass die zugesagten Arbeitsplätze hier erhalten werden. Auch der Abbau bei Kuka – trotz vieler einvernehmlicher Lösungen – schmerzt. Nach vorne geschaut, macht mir vor allem Premium Aerotec große Sorgen, denn ohne neue Arbeitspakete verlieren wir in den nächsten Jahren mehr als 1000 Arbeitsplätze in Augsburg.

    Wo sehen Sie bei von Ihnen aufgeführten Firmen die Möglichkeit, hoffentlich bald bessere Nachrichten für die Beschäftigten und deren Familien zu verkünden?

    Wir als IG Metall und die Betriebsräte sind bei Premium Aerotec ständig dabei, neue Arbeitspakete nach Augsburg zu bekommen. Neben den Aktionen im und vor dem Betrieb führen wir viele Gespräche, unter anderem mit Airbus und der Politik.

    Worum geht es in den Gesprächen?

    Wir erwarten, dass die Politik als Anteilseigner sich des Themas annimmt. Airbus muss ein Interesse haben, seine Tochter auszulasten, statt Teile fremd zu vergeben.

    Michael Leppek.
    Michael Leppek.

    Wie steht es um Kuka?

    Bei Kuka wird der neue Technikvorstand dafür Sorge tragen, dass Kuka noch besser performt und die Kundenwünsche noch besser bedient. Ich erwarte vom neuen Kuka-Mann auch Motivation und Orientierung für die Belegschaft.

    Gibt es andererseits Unternehmen in der Region, die aus Sicht der IG Metall als positive Beispiele dienen?

    Das mag vielleicht zunächst überraschen. Auch Premium Aerotec und Kuka sind gute Beispiele, denn es sind zukunftsfähige Traditionsunternehmen in spannenden Technologiefeldern. Allerdings gibt es hier Herausforderungen. Viele andere Unternehmen stehen gut da.

    Welche?

    Es sind vor allem auch kleinere und mittlere Betriebe und nicht zu vergessen das Handwerk, das wir ja auch als IG Metall betreuen. Positive Beispiele sind sicher MAN Energy Solutions und Renk. Renk ist sehr ertragsstark,

    Hört sich gut an. Oder sehen Sie doch auch Probleme?

    Auch hier ist die Politik gefragt, Rahmenbedingungen zu entwickeln, denn die Technologien haben wir. Bei MAN und Renk gibt es die Herausforderung, dass uns die Mutter Volkswagen „verpartnern“ will. Da brauchen wir Klarheit, Sicherheit und Perspektiven.

    Die Automobilindustrie samt der Zuliefererbetriebe steckt in der Krise. Was müsste aus Ihrer Sicht in diesem Bereich jetzt getan werden?

    Die ganze Diskussion muss aus meiner Sicht zuerst einmal vom Kopf wieder auf die Füße gestellt werden. Zuerst brauchen wir einen Plan zum Klimaschutz mit klaren Zielen und einen Plan für Mobilität. Wenn wir zum Beispiel mehr Elektro-Autos haben wollen, brauchen wir dazu zuerst einmal Investitionen in Energiesicherheit, Netze und Ladeinfrastruktur. Das geht nicht über Nacht.

    Wie geht es weiter?

    Ich glaube, es wird in der Zukunft einen Mix aus sauberen Verbrennern, E-Autos und Hybridfahrzeugen geben. Die Themen synthetische Kraftstoffe und Brennstoffzelle müssen noch viel stärker Berücksichtigung finden. Und es braucht betriebliche Vereinbarungen über Zukunftskonzepte zur Absicherung der Beschäftigung, zur Ansiedlung neuer Technologien sowie zur Qualifizierung.

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