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Augsburg: Uniklinik verhängt wegen Corona-Überlastung Aufnahmestopp

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Uniklinik verhängt wegen Corona-Überlastung Aufnahmestopp

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    Wegen der vielen Corona-Fälle nimmt das Uniklinikum vorerst nur noch Patienten auf, die zwingend sofort behandelt werden müssen.
    Wegen der vielen Corona-Fälle nimmt das Uniklinikum vorerst nur noch Patienten auf, die zwingend sofort behandelt werden müssen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Augsburger Uniklinikum verzeichnet einen neuen Rekord bei der Zahl der behandelten Corona-Patienten und gerät damit immer mehr an seine Grenzen. Das Großkrankenhaus zieht deshalb jetzt die Notbremse. Es wurde ein Aufnahmestopp für alle Patienten verhängt, die nicht zwingend sofort behandelt werden müssen. Vorerst bietet das Uniklinikum auch keine ambulanten Eingriffe mehr an. Nur so könne gewährleistet werden, dass die Kapazitäten auf den Intensivstationen und den Covid-19-Normalstationen nicht „überstrapaziert“ werden, sagt Prof. Michael Beyer, der Ärztliche Direktor der Uniklinik. Auch an vielen anderen Kliniken in der Region wird es eng.

    Stand Mittwochmorgen wurden an der Uniklinik 159 Corona-Patienten und Verdachtsfälle behandelt. So viele wie noch nie seit Beginn der zweiten Corona-Welle im Oktober. Die dramatische Situation hatte sich bereits in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Ein Grund dafür ist nicht nur, dass weiterhin viele Corona-Patienten ins Klinikum eingeliefert werden. Auch innerhalb des Krankenhauses hat sich offenbar eine ganze Reihe von Patienten neu mit dem Virus infiziert.

    Auf mehreren normalen Stationen gab es Ausbrüche. Die infizierten Patienten mussten in die Corona-Bereiche umverlegt werden. Die Situation sei dadurch „extrem angespannt“, wird Oberarzt Dr. Oliver Spring in einer Mitteilung der Klinik zitiert. Wie viele Patienten von den Corona-Ausbrüchen innerhalb des Uniklinikums betroffen sind und ob deshalb Stationen zumindest teilweise geschlossen werden mussten, teilte das Krankenhaus auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch zunächst nicht mit.

    Seit Wochen ist es auf den Intensivstationen in der Uniklinik eng

    Schon seit Wochen ist es auf den Intensivstationen der Uniklinik eng. Die Zahl der Corona-Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen, lag seit Anfang November nahezu konstant bei über 30, am Mittwochmorgen waren es 32. In einem internen Rundschreiben teilte Prof. Michael Beyer Ende vorige Woche mit, dass es maximal 42 Betten für Corona-Intensivpatienten gebe, der Puffer also sehr klein sei.

    Auch die Situation im Intensivbereich für Nicht-Corona-Patienten bezeichnet Beyer in dem internen Lagebericht als „katastrophal“. Nur „mühsam“ habe man pro Tag ein bis zwei Intensivpatienten zu- beziehungsweise abverlegen können. Der Aufnahmestopp für alle Patienten, deren Eingriff aufgeschoben werden kann, ist auch eine Reaktion darauf.

    Für die Mitarbeiter des Uniklinikums ist die Situation eine starke Belastung. Auch deshalb, weil die Pflege von Corona-Patienten wegen der strengen Hygieneauflagen besonders anstrengend ist und Zeit kostet. Auch durch Krankheitsfälle sei die Personaldecke dünn, hieß es zuletzt. Im internen Lagebericht geht Chef-Mediziner Beyer darauf auch ein. „Die Belastung und emotionale Anspannung in allen Bereichen“ sei „deutlich spürbar“.

    Meistern konnte die Uniklinik die hohen Patientenzahlen durch Corona bisher zudem nur, weil sie viele Patienten – mehr als 150 – an anderen Krankenhäuser abgeben konnte. Doch auch das dürfte zunehmend schwieriger werden. Inzwischen melden auch eine Reihe von Kliniken im Umland, dass sie nahezu ausgelastet sind – unter anderem die Wertachkliniken im Landkreis Augsburg und die Krankenhäuser im Kreis Donau-Ries.

    Auch die Auslastung der Intensivstationen ist in der ganzen Region hoch – das zeigt das Intensivregister der Deutschen Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Dort wird für jedes Krankenhaus in Ampelfarben angezeigt, wie es um die Intensivkapazitäten bestellt ist – in ganz Nordschwaben dominieren hier mittlerweile Rot und Gelb. Im Kreis Aichach-Friedberg war, Stand Mittwoch, kein Intensivbett mehr frei, im Kreis Donau-Ries nur ein Intensivbett und in den Kreisen Augsburg, Dillingen sowie Landsberg jeweils nur drei Betten.

    Die Augsburger Uniklinik wird in der Corona-Krise auch von Soldaten unterstützt
    Die Augsburger Uniklinik wird in der Corona-Krise auch von Soldaten unterstützt Foto: Silvio Wyszengrad

    Schon in der Vergangenheit ist es am Klinikum wegen Grippewellen immer wieder mal zu Engpässen gekommen. Mit der Situation jetzt in der Corona-Pandemie könne man das aber nicht vergleichen, heißt es von der Uniklinik. Ein Unterschied sei etwa die Tatsache, dass es bereits eine zweite Erkrankungswelle gebe. Die Anzahl der Patienten, die stationär behandelt werden müssten, und insbesondere auch die schweren, intensivpflichtigen Verläufe sei deutlich größer. Dazu kämen zusätzlich Ausfälle von Personal wegen Quarantänemaßnahmen.

    Corona-Fälle im Augsburger Uniklinikum verlaufen derzeit besonders schwer

    Der Intensivmediziner Dr. Oliver Spring betont indes auch, dass die meisten Verläufe der intensivmedizinisch versorgten Covid-19-Patienten derzeit schwer seien – schwerer als während der ersten Welle im Frühjahr. „Wir haben deutlich mehr junge Patienten im Vergleich zur ersten Welle, die heute um ihr Leben kämpfen“, sagt der Mediziner. „Sie sind um die 30, um die 40, haben keinerlei Vorerkrankung und führen diesen Kampf manchmal auch erfolglos.“

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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