Alles war so schön inszeniert: Eine prächtige Stadtulme stand am Dienstag schon fast fertig eingepflanzt im Wittelsbacher Park. Felix Finkbeiner, das Gesicht der weltweiten Jugendinitiative „Plant-for- the-Planet“, hätte nur noch ein Häufchen Erde unter den Stamm schaufeln müssen. Doch Finkbeiner kam nicht. Und so musste Oberbürgermeister Kurt Gribl die symbolische Pflanzaktion für die kommende Welt-Freiwilligenkonferenz in Augsburg ohne die eigentliche Hauptperson erledigen.
Felix Finkbeiner kommt aus einer Augsburger Familie. Im Alter von neun Jahren hat er sich in den Kopf gesetzt, in jedem Land der Erde eine Million Bäume zu pflanzen, um dem Klimawandel, über den die Erwachsenen immer nur reden, endlich den Kampf anzusagen. Seine Mission wuchs bis zum heutigen Ziel, 1000 Milliarden Bäume auf der ganzen Welt zu pflanzen. „Plant-for-the-Planet“ ist heute eine globale Bewegung, Teil des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und wird von vielen bekannten Persönlichkeiten und Firmen gefördert.
Finkbeiner ist einer der Hauptredner
Inzwischen ist Felix Finkbeiner 20 Jahre alt und lebt in Uffing am Staffelsee. Jetzt sollte er wieder nach Augsburg kommen, um gemeinsam mit dem Oberbürgermeister den ersten Baum für die nächste Welt-Freiwilligenkonferenz zu pflanzen. Sie findet in Augsburg von 16. bis 20. Oktober statt. Für Augsburg, Bayern und Deutschland sei dies ein herausragendes Ereignis, sagt Wolfgang Krell, Geschäftsführer des Freiwilligenzentrums. Es koordiniert in Augsburg ehrenamtliches Engagement. Felix Finkbeiner soll einer der Hauptredner auf der Konferenz im Herbst sein. Rund 800 Teilnehmer aus vielen Ländern werden erwartet.
Das große Thema der Konferenz wird die gemeinsame Verantwortung für die Zukunft des Planeten Erde sein. Die Teilnehmer wollen über 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO diskutieren. Veranstalter sind der Weltverband IAVE und das Freiwilligenzentrum Augsburg. Krell sagt, dass für die Veranstalter damit auch der Klima- und Umweltschutz eine wichtige Rolle spielen werden. Deshalb soll die Augsburger Konferenz „klimaneutral“ gestellt werden. Das heißt: Mit Unterstützung von „Plant-for-the-Planet“ sollen 5000 Bäume gepflanzt werden. Rechnerisch binden sie so viel Treibhausgas CO2, wie während der Konferenz in Augsburg verbraucht wird (ohne Anreise der Teilnehmer).
Der erste dieser Bäume, eine rund sechs Meter hohe Stadtulme, steht nun im Wittelsbacher Park in Sichtweite des Kongresszentrums. Die anderen Bäume sollen voraussichtlich in Mexiko gepflanzt werden, teilte das Freiwilligenzentrum zu den Plänen von Finkbeiner mit. Warum er nicht kam, obwohl alle auf ihn warteten? „Sein Sekretariat hat den Termin falsch koordiniert“, erklärte Herta Hiemer vom Freiwilligenzentrum, die vom Wittelsbacher Park aus telefonisch nachfragte.
Schade, sagte dazu Oberbürgermeister Gribl. „Es hat immer eine besondere Bedeutung, wenn junge Menschen für Ziele eintreten, die weit über ihre Biografie hinausweisen.“ Gribl selbst hatte sich zuletzt viel Kritik von Teilen der Anwohner am Herrenbach anhören müssen, wo aus Gründen des Überschwemmungsschutzes für die Bevölkerung fast 100 gesunde alte Bäume gefällt werden sollen. Am Dienstag setzte er zusammen mit weiteren Augsburgern einen symbolischen Baum für die Freiwilligenkonferenz und den Klimaschutz.