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Umwelt: Biber sorgen für Ärger in Siebenbrunn

Umwelt

Biber sorgen für Ärger in Siebenbrunn

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    Die Stadt schätzt, dass in der Gegend im Stadtteil Siebenbrunn 15 bis 20 Biber aktiv sind.
    Die Stadt schätzt, dass in der Gegend im Stadtteil Siebenbrunn 15 bis 20 Biber aktiv sind. Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Bauunternehmer Ignaz Walter wohnt in seinem Anwesen in Siebenbrunn schon lange mitten in der Natur. Rundherum Idylle pur. In unmittelbarer Umgebung befinden sich zwei Fuchsbauten, ein Dachsbau, es kommen auf seinem Areal immer wieder Rehe vorbei, zuletzt bekam er häufiger Besuch von Bibern, die am Brunnenbach leben. Diese Besuche blieben nicht ohne Folgen: 16 Apfelbäume haben die Tiere auf seinem Grundstück umgelegt. Auf dem angrenzenden städtischen Areal sind es laut seinen Angaben rund 100 kleine Bäume, die die Biber umgelegt hätten. „Und 20 große Bäume, die zwischen zehn und 15 m hoch waren, sind ebenfalls von den Tieren umgelegt worden“, betont er. Wegen den Dammbauten der Biber im

    "Die Stadt muss sich etwas einfallen lassen"

    Walter ist ein Tierfreund, wie er sagt. Biber findet er „drollig“. In den vergangenen Jahren hätten die Tiere am Brunnenbach ein „wunderschönes Biotop“ angelegt. „Sie waren ganz schön fleißig“, sagt er. Doch nun fragt sich Walter, wohin das führen soll: „Wenn das so weitergeht, steht dort im Herbst kein Baum mehr“, sagt er. Die Bäume auf seinem Grundstück hat er nun vor dem Biberverbiss geschützt. Drahthosen aus Kaninchendraht wurden um die Baumstämme gelegt. Die Rinde der ältesten Bäume wurden mit Teer bestrichen. „Das schmeckt dem Biber nicht“, weiß er. Um seine Bäume muss er sich also nicht mehr sorgen. Doch die Entwicklung des angrenzenden Naturraums beschäftigt ihn. „Die Stadt muss sich da etwas einfallen lassen.“

    Umweltreferent: Bestand darf nicht reduziert werden

    Dem Augsburger Umweltreferat ist die Biberfamilie bekannt. Die Biberburg befindet sich am Brunnenbach – rund 50 Meter vor der Einmündung des Jägerbachs und somit im Naturschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) Stadtwald Augsburg. Im betroffenen FFH-Gebiet besteht eine besondere Verpflichtung, den Biber und seinen Lebensraum zu erhalten und weiter zu entwickeln. „Bestandsregulierende Maßnahmen sind damit nicht zulässig“, betont Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Eine Biberfamilie bestehe in der Regel aus den Eltern, sowie zweier Generationen von Jungtieren. „Das heißt, die Familie ist zwischen sechs und zehn Tieren groß“, so Erben. Bauunternehmer Walter betont, dass sich in dem betreffenden Gebiet gleich zwei

    Die Biber haben zahlreiche Bäume angefressen und umgelegt. "Wenn das so weitergeht, steht dort im Herbst kein Baum mehr", sagt Ignaz Walter.
    Die Biber haben zahlreiche Bäume angefressen und umgelegt. "Wenn das so weitergeht, steht dort im Herbst kein Baum mehr", sagt Ignaz Walter. Foto: Annette Zoepf

    Reiner Erben empfiehlt Präventionsmaßnahmen

    Bei einem kurzfristig anberaumten Ortsbesichtigungstermin konnten im Bereich des Brunnenbaches von Mitarbeitern des Umweltreferats kürzlich nur mäßige Biberaktivitäten festgestellt werden, so die Stadt. Die Verbissschäden am Brunnenbach würden sich im „überschaubaren“ Rahmen bewegen, eine Überflutung der umliegenden Wiesen war nicht gegeben.

    Der von Walter genannte Schaden an den Obstbäumen passe aber zu den kulinarischen Vorlieben des Bibers. Erben: „Er bevorzugt Apfelbäume als Nahrung; zum Schutz der Obstbäume sollten diese im Bereich von Biberlebensräumen durch Drahthosen, beispielsweise aus Kaninchendraht, geschützt werden.“

    Erben hat weitere Ratschläge parat: So stehe ein breites Spektrum an Präventionsmaßnahmen zur Verfügung, wenn es zu Problemen zwischen Bibern und Anwohnern kommt. Neben dem Einzelbaumschutz und Streichschutz helfe auch der Aufbau eines Elektrozaunes, Biber von Gärten oder landwirtschaftlichen Flächen fernzuhalten. Gehölzarten, wie Eibe (immergrün), Berberitze, Schlehe, Rotdorn, Weißdorn, Sanddorn und Goldregen würden zudem vom Biberverbiss verschont bleiben.

    Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben betont, dass bestandsregulierende Maßnahmen nicht zulässig sind.
    Augsburgs Umweltreferent Reiner Erben betont, dass bestandsregulierende Maßnahmen nicht zulässig sind. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Managementsystem für Verständnis zwischen Mensch und Biber

    Erben betont, dass sich die Stadt Augsburg ständig um ein besseres Verständnis der Tierart Biber und deren Lebensraum in der Bevölkerung bemüht und hierfür auch ein Managementsystem erstellt habe. Biberberater und ehrenamtliche Naturschutzwächter kontrollieren zudem fortlaufend die Biberreviere der Stadt. „Eingriffe in Biberlebensräume sind nur zulässig, wenn unabdingbare Gründe, zum Beispiel Gefahrenabwehr, dies erfordern“, sagt Erben und verweist auf die von der Stadt eingerichtete Biberberatung. Diese will Ignaz Walter nicht in Anspruch nehmen.

    Die Biber, die am Biberlehrpfad in Siebenbrunn leben, hätten in seiner Umgebung den Anfang gemacht. „Nach einer gewissen Zeit müssen die Jungtiere die Biberburg verlassen. So haben sich vor über zehn Jahren die ersten Biber am Brunnenbach angesiedelt. Vor acht bis zehn Jahren wurde die zweite Burg gebaut und bewohnt“, so Ignaz. Er fragt sich, ob nun nach und nach weitere Biberburgen entstehen. „Vielleicht kann man aber auch einfach einen Teil einfangen und woanders aussetzen, wo es noch nicht so viele Biber gibt“, schlägt er vor.

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