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Übung in Augsburg: Die Stadt in ein Erdbeben-Gebiet verwandelt

Übung in Augsburg

Die Stadt in ein Erdbeben-Gebiet verwandelt

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    Weiteres Szenario bei der Großübung: Oberflächenortung von Verschütteten nach einem Hauseinsturz.
    Weiteres Szenario bei der Großübung: Oberflächenortung von Verschütteten nach einem Hauseinsturz. Foto: Peter Fastl

    Es sieht wirklich aus wie nach einem Erdbeben. Auf der Straße brennen Trümmer, in einem Haus sind alle Fenster geborsten, es fehlen Teile der Mauer. Dahinter lässt ein Schuttberg erahnen, wo wohl bis vor kurzen noch ein Gebäude gestanden haben muss. Das Technische Hilfswerk (THW) hat ganze Arbeit geleistet. Für eine Großübung mit mehr als 500 Einsatzkräften hat es einen Teil des Sheridan-Parks in ein Katastrophengebiet verwandelt, um 24 Stunden lang unter realen Bedingungen den Ernstfall zu proben.

    Das ist das THW

    Die deutsche Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) wurde am 22. August 1950 als Zivil- und Katastrophenschutzorganisation des Bundes gegründet.

    Das THW untersteht dem Bundesministerium des Innern und hat seinen Sitz in Bonn-Lengsdorf. Prädident ist seit 2020 Gerd Friedsam.

    Aufgaben des THW sind die Technische Hilfe im Zivilschutz, im Ausland und bei Katastrophenfällen auf Anforderung der zuständigen Stellen.

    In Deutschland ist das THWbei kleinen wie bei großen Unglücken im Einsatz, um technische Hilfe zu leisten - ob beim Grubenunglück von Lengede, dem Elbhochwasser oder dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs.

    Die Reparaturarbeiten nach der Sturmflut 1953 in den Niederlanden markieren den Beginn der Einsätze im Ausland. Es folgten humanitäre Hilfsleistungen nach Dürreperioden, Bürgerkriegen und Erdbeben in Afrika, Europa und Südamerika sowie in Südostasien nach der Tsunami-Katastrophe.

    Das THW hat rund 82.000 ehrenamtliche Helfer, darunter etwa 15.000 Junghelfer (Mitglieder der THW-Jugend) und 860 hauptamtliche Mitarbeiter.

    668 THW-Ortsverbände, 66 Geschäftsstellen, 8 Landesverbände und die Bonner THW-Leitung sind eingebunden in Verwaltungs- und Organisationsstrukturen.

    In den Ortsverbänden sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer tätig, in den anderen Organisationseinheiten wird hauptamtliches Personal beschäftigt.

    Das vorgegebene Szenario ist ein Erdbeben in der Stadt mit nachfolgenden Unglücksfällen. Zehn solcher Einsatzorte gibt es über das ganze Stadtgebiet verstreut, der größte neben dem Sheridan-Gelände ist am Mandichosee bei Merching. Hier erprobt das THW seine Hochleistungspumpen, hat einen Ölunfall nachgestellt und bekämpft fiktives Hochwasser. Außer den Augsburger Rettern sind Kräfte aus Dachau, Freising, Friedberg, Fürstenfeldbruck, Markt Schwaben, Schwabmünchen und dem Großraum München beteiligt.

    Freiwillige in Schutt vergraben

    Das leere Haus auf dem Sheridan-Gelände stellt eine Schule dar. Es sollen sich Verletzte darin befinden. Feuerwehrleute löschen die kleineren Brände, dann steigt ein Erkundungstrupp der blau gekleideten THW-Retter über eine Leiter ins Haus. „Es geht bei dieser Übung auch darum, das Zusammenspiel mit den anderen Hilfskräften zu proben, erklärt der Friedberger THW-Sprecher Felix Steinberger. Aus diesem Grund sind etwa 80 Helfer von Feuerwehren und Hilfsorganisationen aus Augsburg beteiligt. Da es den Einsatzkräften nicht zu leicht gemacht werden soll, steht kein schweres Gerät, wie Drehleitern, zur Verfügung. Als ein Verletzter aus dem ersten Stock geborgen werden muss, braucht es neun kräftige Männer, um ihn behutsam mit einem sogenannten „Schleifkorb“ aus dem Fenster zu lassen.

    Direkt nebenan wurden Freiwillige fachmännisch im Schutt vergraben. Eine Herausforderung für die Spezialisten des „technischen Zuges Ortung“ und die Suchhundestaffel des Augsburger Roten Kreuzes. Mit Mikrofonen, die sogar den Herzschlag eines Menschen unter Trümmern wahrnehmen und den feinen Spürnasen der Hunde können die Opfer gefunden und aus ihrer misslichen Lage befreit werden.

    Auf moderne Technik verzichtet

    Koordiniert werden alle Einsätze von der THW-Fachgruppe Führung/Kommunikation in einer improvisierten Leitstelle auf dem Augsburger Messegelände. Auch hier hat man auf moderne Technik so weit wie möglich verzichtet. „Bei einem echten Großschadensereignis wie einem Hochwasser steht man ganz schnell ohne Strom da, und dann hilft der schönste Computer nichts mehr“, weiß THW-Mann Andreas Hildebrand. Die Einsatzorte sind auf Magnettafeln dargestellt, die Teams werden als kleine farbige Plättchen hin und her geschoben.

    Wer sich merken möchte, was der Unterschied zwischen THW und Feuerwehr ist, für den hat Andreas Hildebrand eine griffige Formel zur Hand: „Wir haben noch nie ein Feuer ausgemacht und die noch nie einen Becher Wasser produziert.“

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