Die Sprüche, die die 25 Demonstranten am Wochenende auf ihre Schilder und Transparente schrieben, waren eindeutig: „Raus mit rassistischen Sprüchen und kolonialen Spuren“ oder „Kein Platz für rassistische Sprache und Logos“. Sie hatten sich vor dem Herkulesbrunnen am Hotel Drei Mohren positioniert und unterstrichen ihre Forderung: die Umbenennung des Augsburger Traditionshotels.
Protestaktion von Amnesty vor Hotel Drei Mohren
Die Aktion der Augsburger Jugendgruppe von Amnesty war in den vergangenen Monaten nur eine von vielen Begebenheiten, die für viel Gesprächsstoff sorgten. Vor der Demo hatte Comedian Felix Lobrecht in seinem Podcast „Gemischtes Hack“ dazu aufgerufen, sich der Protestaktion vor dem Augsburger Hotel anzuschließen. Der Name des Hotels, in dem er im Oktober selber übernachtet hatte, sei ein „absolutes No-Go“. Die Hauptdarstellerin des diesjährigen Musicals „Jesus Christ Superstar“ auf der Freilichtbühne, Sidonie Smith, wollte eigentlich im Hotel Drei Mohren übernachten. Als sie auf dem Zimmer die Logos sah, machte sie auf dem Absatz kehrt und checkte sofort wieder aus. Im sozialen Netzwerk Facebook machte sie anschließend ihrer Empörung Luft.
Anfang des Jahres verkleideten sich Mitglieder des „Bündnisses junger Antirassist*innen“ als Karotten und protestierten vor dem Hotel unter dem Motto: „Drei Möhren statt Drei Mohren“. Bereits 2018 hatte sich ein internationaler Gastdozent der Universität Augsburg schockiert über das Logo des Hotels gezeigt. Der kamerunische Philosoph, Historiker und weltweit gefragte Vordenker des Postkolonialismus, Achille Mbembe, sei über die drei Köpfe im Logo entsetzt gewesen, berichtete damals ein Uni-Mitarbeiter. Auch andere Wissenschaftler aus Deutschland und dem Ausland, die nach Augsburg kommen, seien teilweise empört darüber gewesen.
Woher das Augsburger Hotel Drei Mohren seinen Namen hat
Das Hotel hatte eine Umbenennung mit Verweis auf die historische Herleitung mehrfach abgelehnt: Der Legende nach sollen um 1495 abessinische Mönche in Augsburg Quartier gefunden haben. Die Mohren im Wappen stünden heute für Gastfreundschaft und Toleranz. Auch wenn das Hotel ab Januar in Eigenregie geführt wird und somit den Zusatz „Steigenberger“ nicht mehr trägt, wird sich am übrigen Namen nichts ändern, versichert Hoteldirektor Theodor Gandenheimer. „Wir bleiben dabei. Der Name steht nicht zur Diskussion“, betont er. Wer sich mit der Geschichte des Hotelnamens und des Hotels auseinandersetze, würde feststellen, dass der Name positiv besetzt sei, so der Hotelchef: „Der Name wurde zu Ehren der drei Mohren gewählt.“
Über den Beitrag von Comedian Felix Lobrecht habe er sich gewundert. Im Oktober habe er ihn persönlich im Hotel begrüßt. Damals habe Lobrecht den Namen des Hotels mit keinem Wort angesprochen. Für Gandenheimer ist der Comedian ein „Opportunist“. Die Mitarbeiter des „Drei Mohren“ würden generell nur vereinzelt auf den Hotelnamen angesprochen. Die Personen, die sich eine Umbenennung des Hotels wünschten, seien in der Minderheit, ist sich der Hotelchef sicher. Er erhalte auch Zuspruch dafür, dass das Hotel bei seinem angestammten Namen bleibe. Die Köpfe der drei Mohren seien sukzessive aus dem Hotellogo verschwunden. Doch stehe es beispielsweise nicht zur Debatte, die drei Figuren an der Außenfassade zu entfernen.
Die Augsburger Jusos stellten sich derweil mit einer Stellungnahme hinter die Forderungen der Jugendgruppe von Amnesty. „Diese Woche wurde vom Kulturausschuss beschlossen, dass die Dr.-Mack-Straße in Augsburg aufgrund von problematischen Bezügen zum Dritten Reich umbenannt werden soll. Genauso wie die Umbenennung einer Straße mit problematischem Namen möglich ist, muss dies auch für ein Hotel möglich sein“, sagte Vladyslav Klymov, Vorsitzender der Jusos Augsburg. Gerade Menschen mit schwarzer Hautfarbe würden sich durch den „Mohr“ im Hotelnamen angegriffen fühlen. Manuel Sontheimer, Vorstandsmitglied der Jusos, betont: „Eine Umbenennung würde dem Hotel auch in wirtschaftlicher Hinsicht nicht schaden. Ein neuer, nicht rassistischer Name könnte in der Öffentlichkeit dagegen als positiver Aufbruch verstanden werden.“
In der Stellungnahme der Jusos werden alternative Vorschläge genannt, die auf der Demonstration am Wochenende gesammelt wurden. Dazu zählten etwa „Die Drei Mönche“, „Die Drei Mauren“ oder „Hotel Max“.
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