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Augsburg: Trotz Kostenexplosion: Schwarz-Grün für Theatersanierung

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Trotz Kostenexplosion: Schwarz-Grün für Theatersanierung

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    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen.
    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Wenn die Stadtregierung dem Stadtrat in zwei Wochen vorschlagen wird, die Theatersanierung trotz der zuletzt bekannt gewordenen Kostenexplosion fortzusetzen, dann zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab. CSU und Grüne signalisierten am Mittwoch im Kulturausschuss des Stadtrats, den Kurs der Stadt mitzutragen.

    Sanierung des Theaters in Augsburg wird viel teurer als erwartet

    Die Zahlen seien zwar unerfreulich, man stehe aber hinter Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), so CSU-Fraktionschef Leo Dietz. Wer Einsparungen fordere, der müsse auch deren Konsequenzen vor Augen haben. Grünen-Fraktionsvorsitzende Verena von Mutius-Bartholy sagt, in der Fraktion zeichne sich nach intensiven Diskussionen ab, dass man den Weg der Verteuerung mitgehen werde. „Man darf die Ziele der Theatersanierung, so wichtig die Kostendebatte auch ist, nicht aus den Augen verlieren.“

    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen.
    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen. Foto: Krieger

    Wie berichtet hatten Oberbürgermeisterin Weber und Baureferent Gerd Merkle (CSU) vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass die bisher genannte Kostenmarke von 186 Millionen Euro für die Sanierung des Stadttheaters und den Neubau-Abschnitt mit zweiter Spielstätte, Proben-, Werkstatt- und Verwaltungsräumen deutlich überschritten werde. Die Stadt hält jetzt bis zur Fertigstellung 2026 einen Kostenkorridor zwischen 283 und 321 Millionen Euro für realistisch, wobei der Freistaat als Fördergeber mit im Boot ist. Wie viel der Freistaat angesichts der Kostensteigerungen nun konkret zahlt, ist bisher aber unklar.

    Hintergrund für die Verteuerung sind zum einen Umplanungen am Neubauabschnitt aufgrund von Brandschutzauflagen und technischen Erschwernissen. Diese hatten sich vor einem Jahr abgezeichnet, konkrete Zahlen kamen aber erst jetzt auf den Tisch. Zweite Ursache ist die jährliche Teuerung bei Baupreisen. Dass es diese gibt, war schon 2016, als der Stadtrat mit der Maßgabe der 186 Millionen Euro grünes Licht gab, absehbar. Klar beziffert wurden auch diese Mehrkosten zum ersten Mal vor zwei Wochen. Weil für die kommenden Jahre nicht prognostiziert werden kann, wie hoch die Steigerungen liegen, hat die Stadt einmal mit 2,5 und einmal mit fünf Prozent jährlich gerechnet – daraus resultiert auch der breite Kostenkorridor mit fast 40 Millionen Euro Differenz.

    Kaum Kritik aus der Opposition an Plänen von Schwarz-Grün

    In der Kulturausschusssitzung am Mittwoch gab es zum ersten Mal seit Bekanntwerden der Zahlen eine politische Aussprache zum Thema. Wider Erwarten gab es von den anwesenden Oppositionsvertretern kaum Gegenwind. Lediglich AfD-Stadtrat Friedrich Baur brachte sein Missfallen über die höheren Kosten zum Ausdruck: „Es ist noch unklar, wer diese Mehrkosten trägt.“ Auch die Bürger hätten kein Verständnis dafür, dass öffentliche Projekte teurer würden als genannt.

    Peter Hummel (Fraktion Bürgerliche Mitte; FW) sagte, die Kostensteigerungen kämen wenig überraschend. Es sei klar, dass Augsburg ein Theater brauche, er stelle sich aber zumindest die Frage, ob es in der geplanten Form zukunftsfähig sei. „Einem heute 19-Jährigen, der mit dem Smartphone aufwächst und der der Theaterbesucher der Zukunft ist, ist nicht vermittelbar, dass ein Theater so saniert wird, dass dort Leinwände von der Decke auf die Bühne hinuntergelassen werden“, so Hummel. Nötig seien mehr digitale Elemente.

    Christine Wilholm (Sozialfraktion; Linke) hielt der Stadtregierung vor, dass es ehrlicher gewesen wäre, im Jahr 2016 die damals geltenden gut zwei Prozent Baupreissteigerung als Endsumme darzustellen. Die Forderung nach einem Moratorium, wie es ihre Fraktionskollegen von der SPD ins Spiel gebracht hatten, oder nach einer Umwandlung der Interimsspielstätte Gaswerk zur Dauerspielstätte, äußerte Wilholm aber nicht.

    Theatersanierung erfülle die Wünsche der Bürger in Augsburg

    OB Weber sagte auf Wilholms Einwurf mit den Preissteigerungen, dass sie dafür Verständnis habe. Man müsse sich grundsätzlich Gedanken machen, wie man Zahlen transparent kommuniziere. Als Regierung müsse man zum Beginn eines Bauprojekts Kosten nennen, auch wenn die Planungen noch gar nicht detailliert seien. „Das ist der Fluch der ersten Zahl“, so Weber. Das Thema werde die Stadt aber weiterhin begleiten, etwa bei Schulsanierungen.

    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen.
    Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregierung die Pläne durchziehen. Foto: Klaus-Rainer Krieger

    Baureferent Merkle warb für die Sanierung, auch wenn der Neubau teurer werde. Zwar habe es Überlegungen gegeben, bei Lüftung oder Akustik zu sparen, doch das Ergebnis werde unbefriedigend sein. „Bei einem Bauwerk, das für die nächsten 100 Jahre halten soll, sollte man nicht die zweitbeste Lösung, sondern den aktuellen Stand der Technik wählen“, so Merkle. Im Zuge der Umplanungen, so Merkle, werde man die Reste der Stadtmauer, die im Boden gefunden wurden, nun doch nicht zugänglich machen. Dies hätte 4,3 Millionen Euro gekostet, die der Stadtrat vor eineinhalb Jahren so beschlossen hatte. Diese Kosten spare man. Nach einer archäologischen Untersuchung soll die Mauer wieder zugeschüttet werden.

    Theaterintendant André Bücker betonte, mit dem Neubau erfülle man die Wünsche, die die Bürger im Beteiligungsprozess geäußert hätten. „Wir wollen einen Lernort, einen Ort der Begegnung und der Kultur bauen“, so Bücker. Wenn man das Theater in die Stadtgesellschaft hinein weiter öffnen wolle, dann sei der Neubauabschnitt zwingend nötig. Abgesehen davon wäre das Große Haus ohne den Neubau mit Werkstätten und Lagern nicht vernünftig benutzbar, so Bücker.

    Lesen Sie dazu auch: Kosten in Augsburg steigen stark: Sind Theatersanierungen ein Fass ohne Boden?

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