Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Trinkwasser in Augsburg: Klimawandel: Stadtwerke bohren tiefere Brunnen

Trinkwasser in Augsburg

Klimawandel: Stadtwerke bohren tiefere Brunnen

    • |
    Klimawandel: Stadtwerke bohren tiefere Brunnen
    Klimawandel: Stadtwerke bohren tiefere Brunnen

    In den kommenden Jahren möchten die Stadtwerke im Siebentischwald in die Tiefe gehen: Um den Augsburgern weiterhin eine gute Trinkwasserqualität liefern zu können, werden neue, tiefere Brunnen benötigt. Alte, flache Schächte werden hingegen abgeschaltet. Der erste der neuen Tief-Brunnen am Hochablass ist inzwischen fertiggestellt und soll im September ans Netz gehen.

    "Die Prognosen zum Klimawandel machen uns Sorgen", sagt Dr. Franz Otillinger, Wasser-Chef bei den Stadtwerken. Wassermangel drohe nicht, eher das Gegenteil. "Starkregen und Hochwasser am Lech sind unser Problem." Schon jetzt schalten die Stadtwerke nach Starkregen an ein bis zwei Tagen pro Jahr im Wasserwerk eine UV-Licht-Anlage ein, die eventuelle Keime im Trinkwasser abtötet. Gechlort wird in Augsburg nicht.

    Das Problem: Wenn es innerhalb weniger Stunden zig Liter pro Quadratmeter regnet, dann kann das Regenwasser nicht mehr langsam versickern, sondern gelangt schneller in den Boden. Die Filterwirkung des Bodens ist dann nicht mehr so gut.

    "Der Sand in dieser Tiefe ist unser Filter"

    Bisher kommt das Wasser aus den Kiesschichten im Trinkwasserschutzgebiet Siebentischwald aus etwa zehn Metern Tiefe. Dort fließt ein Grundwasserstrom parallel zum Lech. Künftig wird das Wasser aus 25 Metern Tiefe geholt. Bis Wasser durch die feineren Sandschichten in diese Tiefen gelangt, vergehen Jahre. "Wir können einen Filter ins Wasserwerk stellen, oder ihn in der Natur suchen. Der Sand in dieser Tiefe ist unser Filter", so Otillinger.

    Die Stadtwerke wollen einige neue, tiefe Brunnen bauen und ältere Anlagen ertüchtigen. "In fünf Jahren wollen wir in der Lage sein, 90 Prozent des Tagesmittelverbrauchs aus tieferen Schichten bereitzustellen", so Otillinger. Dazu sollen auch die Oberflächenbrunnen in Betrieb bleiben, wenn gerade kein Starkregen gefallen ist.

    Dabei hätten die Stadtwerke auch alte Brunnen, die noch tiefer gehen. Ab 50 Metern ist das Wasser extrem rein und braucht mehr als 50 Jahre, um dorthin zu sickern. Brauereien holen ihr Wasser zum Brauen, aber auch zum Flaschenspülen, aus noch tieferen Schichten, etwa 150 Metern. Doch an diese Reserven will man für die reguläre Trinkwasserversorgung nicht ran. "Wenn man aus dieser Tiefe viel fördert, saugt man den Dreck von oben nach unten", so Otillinger.

    Die EU könnte 2013 Grenzwerte verschärfen

    Voraussichtlich sechs Millionen Euro werden die Stadtwerke in neue Brunnen und die Ertüchtigung alter Anlagen investieren. Dass allein deswegen auf den Verbraucher neue Gebühren zukommen, ist unwahrscheinlich. Zum Vergleich: Jedes Jahr stecken die Stadtwerke diese Summe in den Erhalt und die Sanierung des Rohrnetzes.

    Dass aber eine Preiserhöhung kommt, ist wahrscheinlich. Die Stadtwerke stehen unter Druck, weil die Stadt Gewinnabschöpfungen sehen möchte. Zuletzt gingen die Gebühren nach 15 Jahren Stillstand zum Jahreswechsel um acht Prozent nach oben.

    Dass die Stadtwerke neue Brunnen bauen wollen, hat aber auch einen anderen Grund, nämlich die EU. Ab 2013 könnten strengere Grenzwerte fürs Trinkwasser kommen. Naturbelassenes, unbehandeltes Wasser wie in Augsburg hätte dann aber kaum mehr eine Chance, den Kriterien zu genügen, da es fast steril sein müsste. In vielen EU-Ländern wie Frankreich wird das Trinkwasser chemisch vorbehandelt, etwa um Partikel auszuflocken. Auch in Deutschland wird zwei Drittel des Wassers behandelt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden