Der Tourismus in Augsburg boomt, seit Jahren nimmt die Zahl der Übernachtungen und Gästeankünfte zu. Das hat Folgen: Immer mehr Hotelbetreiber interessieren sich für den Standort. Zwölf Hotels beziehungsweise Boardinghäuser sollen in Augsburg bis Ende 2023 eröffnet werden. Vier davon gehen bereits in diesem Jahr an den Start.
Den Anfang macht das „Ninety Nine“- Hotel im neuen Gebäude „Q 40“ im Innovationspark. Es soll im Mai an den Start gehen. Im Juli sollen dann das Hotel „Super 8 by Wyndham“ sowie ein angeschlossenes Boardinghouse (Arthotel Ana) an der Ecke Peter-Dörfler-Straße/Eichleitnerstraße in Göggingen starten. Für Mitte des Jahres ist zudem die Eröffnung des „Letomotels“ nahe der Uniklinik geplant. Ende 2020 könnte dann auch das Inklusionshotel „Einsmehr“ eröffnen, das im Westhouse an der B17 sitzen wird.
Allein die Eröffnung dieser Unterkünfte bringen der Stadt rund 1000 neue Betten. Eröffnen dann wie geplant im Frühjahr 2021 das „Select-Hotel“ (im Güterverkehrszentrum), im Sommer das „Star Inn“ (nahe dem Textil- und Industriemuseums), Ende des Jahres das „Leonardo Royal“ an der Wertachbrücke, sowie ein B&B-Hotel im Portal Nordwest (nahe Donauwörther Straße), dazu 2022 das Boardinghouse „A-Town“ High (Innovationspark), sowie das „Hampton by Hilton“ und ein dort angeschlossenes „Roomingtons“ (Gubener Straße), kämen weitere geschätzt 2100 Betten dazu. Darüber hinaus sind das Hotel neben dem Westhouse sowie ein Hotel und Boardinghouse an den Ladehöfen am Hauptbahnhof (Fertigstellung Ende 2022) geplant. Insgesamt hätte die Stadt bis 2023 dann rund 4000 Betten mehr als bislang – ein Zuwachs von 86 Prozent gegenüber dem Stand von 2018.
Lange hatte Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck für ein solches Mehr an Betten geworben. Statt der bisher 4600 Schlafgelegenheiten wünschte er sich um die 6000, um die Stadt als Touristen- und Kongressdestination weiterentwickeln zu können. Veranstalter hätten immer wieder Events in Augsburg abgesagt, weil nicht ausreichend Hotels vorhanden waren, betonte Beck oft. Inzwischen ist er der Ansicht, dass die Kapazitäten reichen.
Mehr Hotels für Augsburg bedeuten auch mehr Gäste
Dass ein Mehr an Angeboten ganz automatisch auch ein Mehr an Gästen und Veranstaltungen bedeuten kann, glaubt nicht nur Götz Beck, sondern auch der Sozialgeograf Markus Hilpert von der Universität Augsburg. „Dieses Phänomen beobachten wir im Tourismus tatsächlich immer wieder.“
Dieser Ansatz allein ist den Experten, vor allem aber privaten Hotelbetreibern, jedoch zu kurz gesprungen. „Wir machen uns schon Gedanken, wie wir unsere Betten künftig belegen sollen“, sagt Andreas Schön vom „Hotel Alpenhof“ in Oberhausen. Jammern würde an dieser Stelle aber wenig bringen, neue Hotels könnte man schließlich nur schwer verhindern. Da sind er und andere Kollegen sich einig.
„Wir wollen auch nicht die Verhinderer sein, vielmehr wollen wir es schaffen, die Lage anzunehmen und gemeinsam mit allen Akteuren den Tourismus in Augsburg vorantreiben, um Gäste für alle Hotels zu gewinnen“, sagt Christian Dreisbach vom „Best Hotel Zeller“ in Königsbrunn. Das dies nicht von heute auf morgen gehe, sei ihm und den Kollegen bewusst. Aber die Zeit dränge: Binnen der nächsten knapp vier Jahre sollen die zwölf neuen Angebote am Markt sein. Man müsse jetzt beginnen, sich zu rüsten.
Die Regio Augsburg ist bereits dabei, passende (Marketing-)Konzepte auszuarbeiten. Nicht alle fruchten aber sofort. „Bis das Thema Welterbe auch beim asiatischen Touristen angekommen ist, kann es schon drei bis vier Jahre dauern“, sagt Tourismusdirektor Götz Beck. Man sei aber überzeugt, dass die Kampagnen Wirkung zeigen. Auch der boomende Städtetourismus wird sich aus seiner Sicht positiv auf Augsburg auswirken und ein Gästeplus bescheren. Statt der bisher 855.000 Übernachtungen pro Jahr rechnet Tourismusexperte Beck mit einer Steigerung auf 1,3 Millionen innerhalb der nächsten Jahre. Damit sei zumindest ein Teil des „Bettenproblems“ gelöst.
Die Hoteliers wiederum sehen den größten Wachstumsmarkt im Gewinn von Gästen aus dem Bereich Kongress- und Messewesen. Hier attestiert auch Wissenschaftler Markus Hilpert der Stadt Luft nach oben. „Dafür bräuchte es ein schlagkräftiges Marketing, um aktiv bei Kongressveranstaltern für Augsburg zu werben“, wirft jedoch Theodor Gandenheimer vom Hotel „Drei Mohren“ ein. Und das koste Geld. Geld, dass die zuständige Regio Tourismus aus seiner Sicht in dem Maße nicht zur Verfügung hat.
Muss die Regio Tourismus die Beiträge erhöhen?
Auch seine Mitstreiter Andreas Schön, Christian Dreisbach und Simone Kink („Parkhotel Schmid“, Adelsried) sind dieser Meinung. Sie wollen den Mitgliedern der Regio daher eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge vorschlagen. Dazu sehen sie die Stadt als einen der drei Gesellschafter in der Pflicht, das Budget angemessen zu steigern.
Ganz generell müsste jetzt aber vor allem ein Umdenken bei allen Beteiligten einsetzen. „Es ist in den Köpfen der Menschen und auch beim Handel oder der Politik noch nicht ganz angekommen, welche enorme Bedeutung der Tourismus für Augsburg haben könnte“, sagen die vier Hoteliers. Regio-Leiter Götz Beck teilt die Ansicht. Er sagt auch, dass der Tourismus nicht nur Arbeitsplätze schaffe, sondern auch Umsatz in Handel und Gastronomie bringe. Aktuellen Zahlen der Regio nach beschert der Tourismus der Stadt schon jetzt jährlich rund eine Milliarde Euro Umsatz.
Diese Zahl könnte gesteigert werden, würden mehr Gäste in die Stadt kommen. Eine Angst vor zu vielen Touristen, wie es sie zum Beispiel in Venedig gibt, müsse Augsburg laut Beck nicht haben. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt verteilen sich über ein weites Areal, die Gassen seien nicht so eng wie zum Beispiel in Regensburg, wo Anwohner seit der Ernennung zum Welterbe teils unter dem Touristenandrang leiden.
Andreas Schön fände es traurig, wenn man diese Chance verspielen würde, die der Tourismus bietet: „Mancher meiner Kollegen hat der vielen neuen Hotelprojekte wegen Existenzängste. Aber das müsste nicht sein, wenn wir an einem Strang ziehen, das Potenzial unserer Stadt nutzen und sie zu einer erfolgreichen Touristen- und Kongressdestination weiter entwickeln."
Lesen Sie dazu den Kommentar von Andrea Wenzel: Hotels: Nicht so weitermachen wie bisher
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