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Augsburg: "Total daneben": So reagieren Augsburger auf neuen Namen des "Drei Mohren"

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"Total daneben": So reagieren Augsburger auf neuen Namen des "Drei Mohren"

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    Die Namensänderung des Hotels "Drei Mohren" löst nicht nur bei Augsburgern heftige Reaktionen aus.
    Die Namensänderung des Hotels "Drei Mohren" löst nicht nur bei Augsburgern heftige Reaktionen aus. Foto: Andrea Wenzel (Archiv)

    Nach einer lange andauernden Rassismus-Debatte legt das Augsburger Traditionshotel Drei Mohren seinen Namen ab. Künftig soll "Maximilian's Hotel" der Name der gehobenen Unterkunft sein. Dieser Schritt fand deutschlandweit Beachtung - und löste heftige Reaktionen aus. Unsere Redaktion erreichten zahlreiche Zuschriften. Viele stören sich an der Umbenennung - anderen ist vor allem die Schreibweise des neuen Namens ein Ärgernis. Ein Überblick:

    "Das alteingesessene Hotel Drei Mohren ändert also seinen Namen. Ich frage mich zunächst: Warum? Und dann sofort: Was kommt denn bitteschön als Nächstes? Haben wir denn keine anderen Sorgen, besonders jetzt und hier? Ein paar wenige machen sich zu Themen lautstark wichtig und finden Gehör, weil die Masse nicht so laut dagegen aufsteht und die Initiativen als widersinnig verurteilt. Nur so kann eine Minderheit, die offenbar unter Minderwertigkeitsgefühlen leidet und jeden Strohhalm sucht, sich wichtigmachen zu können, solche sinnfreien Dinge in einer offenen und freidenkenden Gesellschaft durchsetzen."
    Rainer Haßold,

    Umbenennung des Drei Mohren: "Mohr war nie negativ behaftet"

    "Bravo. Da hat es eine Minderheit geschafft, dass das traditionsreiche Drei-Mohren-Hotel umbenannt wird. Das ist traurig-amüsant. Wieso? Nicht nur, dass das Wort „Mohr“ – allen neuzeitlichen wissenschaftlichen Konstruktionen zum Trotz – nie mit einer negativen Konnotation behaftet war (ein ganzes afrikanisches Land nennt sich übrigens stolz „Mauretanien“). Sondern auch, dass in einer Zeit, in der sich dieselben Menschen beschweren, dass PoC nicht genügend in der Öffentlichkeit repräsentiert sind, am Ende auch noch drei positiv besetzte Abbilder von historischen afrikanischen Gästen Augsburgs jetzt wahrscheinlich aus dem Stadtbild entfernt werden müssen. Wie sagte Einstein einmal (hier vielleicht als Paraphrase): „Zwei Dinge sind unendlich: das Weltall und die menschliche Dummheit. Nur beim Weltall bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
    Alexander Kastaniotis, Augsburg/Oulu,


    "Ein Hoch auf Großmutters Flädlesuppe und Tante Doras Hefeschnecken, genauer gesagt: Auf den Genitiv ohne Apostroph. Das „s“ allein genügt für den Genitiv, mit dieser Ausnahme: Namen, die auf s, ss, ß, tz etc. enden und keinen Artikel haben, also z. B. Klaus’ Taucherbrille oder Ringelnatz’ Gedichte. Aber bitte verschonen Sie uns mit Maximilian’s Hotel. Das hat der Kaiser nicht verdient. Oder wollen Sie das Hotel auf eine Stufe stellen mit Willi’s Würstchenbude oder Angela’s Friseursalon? Solche Namen kommen im Stadtbild immer wieder vor, sind aber nicht korrekt."
    Claudia Seitz, Augsburg

    Augsburger Drei Mohren ändert Namen: "Warum ein Apostroph?


    "Für was genau steht der Apostroph im neuen Namen „Maximilian’s Hotel“? Das sollte eindeutig geklärt werden, bevor das neue Logo erneut ersetzt werden muss.
    Helmut Weinl, Neusäß

    "Persönlich finde ich es schade, dass es zur Umbenennung kommt. Steht doch der Name „Drei Mohren“ für Gastfreundschaft und Obdach. Den Aufenthalt in Ihrem Haus habe ich immer sehr genossen. Sei es auf dem Abschlussball des Tanzkurses 1969 (!), den verschiedenen Veranstaltungen meines früheren Arbeitgebers Deutsche Bank oder bei AZ-Live. Der neue Name wird heute mit Auslassungsapostroph genannt. Bitte lassen Sie diesen weg, denn das ist grammatikalisch bzw. von der Interpunktion her falsch."
    Thomas Renkel, Neusäß


    "Leider kann man aus der geschriebenen Form des neuen Namens „Maximilian’s Hotel“ nicht erkennen, ob Maximilian Englisch ausgesprochen werden soll oder nicht, was ja zu einem internationalen Anspruch passen würde. Müsste man konsequenterweise, denn nur im Englischen wird der Genitiv mit Apostroph gebildet, im Deutschen aber nicht. Aber vielleicht wollte man die deutsche Rechtschreibtradition gleich mit aufgeben, um es den internationalen Gästen so einfach wie möglich zu machen. Leider begibt man sich damit nahe an so Herbergsnamen wie „Gabi’s Pension“.
    Andreas Mock, Augsburg

    "Verantwortliche des Drei Mohren hätten Geschichte erklären sollen"

    "Schlimm, schlimm. Waren denn die Verantwortlichen des „Hotels Drei Mohren“ nicht in der Lage, der verstörten afroamerikanischen Sängerin Sidonie Smith die Geschichte des Hauses und die dazugehörigen drei vergoldeten Büsten zu erklären, die eigentlich eine Hommage an farbige Erdenbürger sind? Wer trotz Kenntnis der Geschichte ein rassistisches Problem hat, sollte sich um Hilfe bemühen."
    Rainer Kraus, Augsburg

    "Ach wie nett! Der Maximilian mit seinem prunkvollen Lebensstil. Der Maximilian, der ständige Kreditnehmer bei seinem Hausbankier Jakob Fugger. (Zahllose Kriege und eine exquisite Hofhaltung wurden durch die laufenden Einnahmen nicht annähernd gedeckt). Der Maximilian, der aufgrund seiner vielen Augsburg-Aufenthalte den Spottnamen „Bürgermeister von Augsburg“ erhielt. Der Maximilian, der bei all seinen Augsburg-Besuchen laufend Geld- und Naturalienzahlungen einforderte. Und somit geben bei diesem „Pipifaxthema“ wieder mal die Klügeren nach. Aber dann regieren irgendwann doch die Dummen diese Welt."
    Walter M. Neumair, Augsburg

    "Schade, dass die Geschäftsführung nun doch den Namen wechselt, weil eine Minderheit dies fordert! Frau Prestle, warum sollen wir uns den Migranten in Augsburg anpassen? Die kommen doch zu uns und sollten sich unserer Kultur anpassen. Wenn das so weitergeht, sind wir dann eigentlich in 20 bis 50 Jahren noch Deutsche mit eigener Kultur und Tradition?"
    Manfred Kugler, Augsburg

    Rassismus-Debatte: "Neuer Name des Drei Mohren wird niemanden bekehren"

    "Es geht in Ordnung, wenn man über die Umbenennung z. B. einer Straße nachdenkt, weil es sich im Nachhinein herausgestellt hat, dass der Namensgeber eine Ehrung in dieser Form nicht verdient. Typisch deutsch hingegen das Kasperle-Theater in Sachen „Drei Mohren“. Welcher halbwegs normale Zeitgenosse, der mit sich und seiner Umwelt im Reinen ist, bekommt in Verbindung mit diesem Firmen-Logo ein Problem? Falls doch, rate ich ihm, um einen Termin bei einem Psychotherapeuten nachzusuchen. Dass die an Originalität und Geistesreichtum kaum zu überbietende Neuschöpfung „Maximilian’s“ in der Lage sein wird, auch nur einen fehlgesteuerten Rassisten aus seiner kruden Gedankenwelt zu locken, darf bezweifelt werden. Für mich jedenfalls heißt unser Vorzeige-Hotel Zeit meines Lebens „Drei Mohren“."
    Rudi Ripperger, Augsburg

    Im Herbst 2019 wurde von Demonstranten eine Umbenennung des Hotels in der Augsburger Maximilianstraße gefordert.
    Im Herbst 2019 wurde von Demonstranten eine Umbenennung des Hotels in der Augsburger Maximilianstraße gefordert. Foto: Peter Fastl (Archiv)


    "Wenn schon umtaufen, wäre doch „3M“ ideal. Bei Augsburgern schon bekannt, klingt gut, ist neutral. Und wenn jemand nach der Bedeutung fragt – es kann alles heißen, 3 Mal, 3 Möhren, 3 Maximilians, 3 Milchmädchen, 3 Mohnsemmeln, 3 Masken, 3 Mönche oder was auch immer. Und es lässt sich gut erklären, dass es früher mal 3 Mohren hieß. Ich ahne nämlich schon, dass das Maximilian’s künftig von Studierenden, Dozierenden und Oberlehrern in Frage gestellt und gemieden wird – wegen des Apostrophs. Und dass sich Kaiser Maximilian und die Fugger gegenseitig protegiert haben, hat – wenn es doch geschichtlich korrekt sein soll – auch ein Gschmäckle."
    Eva Streit, Augsburg

    "Es ist wohlfeil, sich über Jahrhunderte alte Namen oder Personen zu empören. Man muss keine Konsequenzen für sein eigenes Handeln befürchten. Die Leute, die sich über Fugger und Welser oder das Drei Mohren auslassen, sollten besser die moderne Sklaverei ins Auge fassen, wie die Kinderarbeit in den Kobaltminen in Zaire oder den Silizium-Abbau in der Atacama-Wüste in Chile, wo der Bevölkerung durch enormen Wasserverbrauch die Lebensgrundlage entzogen wird. Man müsste sein Konsumverhalten mit Handys und den viel gelobten E-Autos überdenken. Wenn die alten Elektrogeräte zum Recyceln nach Westafrika transportiert werden, ruinieren sich ganze Generationen beim Rückgewinn der Materialien. Wir haben aber ein gutes Gewissen und zeigen mit dem Finger auf Hotelnamen. Es ist blamabel, wie sich eine Hotelleitung davon beeinflussen lässt."
    Dr. Barbara Dierig, Augsburg

    Lesen Sie dazu auch den den Pro-Kommentar: Neuer Name für das Hotel "Drei Mohren": Rücksichtnahme ist eine Pflicht und den Contra-Kommentar: Neuer Name für das Hotel "Drei Mohren": Nachgeben war die schlechtere Lösung

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