Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Tödliche Prügelattacke in Augsburg: Es geschah in aller Öffentlichkeit

Augsburg

Tödliche Prügelattacke in Augsburg: Es geschah in aller Öffentlichkeit

    • |
    Blumen und Kränze erinnern in der Nähe des Tatortes an den getöteten Feuerwehrmann.
    Blumen und Kränze erinnern in der Nähe des Tatortes an den getöteten Feuerwehrmann. Foto: Michael Hochgemuth

    Es waren bewegende Szenen am Sonntagvormittag am Königsplatz: Mehr als 100 Beamte der Berufsfeuerwehr, Pensionisten und die Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehren versammelten sich schweigend im Kreis, um ihres am Freitagabend bei einem Angriff tödlich verletzten 49-jährigen Kollegen zu gedenken. Der Berufsfeuerwehrmann war dort privat unterwegs.

    „Es herrscht tiefe Bestürzung und Fassungslosigkeit in unseren Reihen“, beschreibt Feuerwehrchef Andreas Graber die Stimmung. Viele der Feuerwehrleute hatten während der Andacht, bei der ein Trompetensolo geblasen wurde, Tränen in den Augen – der 49-Jährige war Mitglied der Schicht, die auch am Sonntag im Dienst war und mit ihren Einsatzfahrzeugen für die kurze Andacht aus der Feuerwache ausrückte.

    Man trauere um einen Kollegen, sei in Gedanken aber vor allem bei der Familie, so Graber. Das sei die eigentliche Tragödie, unabhängig vom Beruf des Opfers. Feuerwehrleute beschrieben den Kollegen als „tollen, ruhigen Typen“. Der Feuerwehrmann aus dem Landkreis Augsburg hinterlässt neben seiner Ehefrau, die die Tat mit ansehen musste, eine 19-jährige Tochter.

    Toter Feuerwehrmann in Augsburg: Tat löste große Bestürzung aus

    Der Tod des Mannes, der wohl zur falschen Zeit am falschen Ort war, löste in der Stadt große Bestürzung aus. Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sagte, die Tat, die sich „mitten unter uns am Königsplatz“ zugetragen hat, mache fassungslos. Im Lauf des Sonntags legten zahlreiche Augsburger Kerzen und Blumen nieder.

    Der 49-Jährige war am Freitagabend gegen 22.40 Uhr mit seiner Frau und einem befreundeten Ehepaar auf dem Heimweg vom Christkindlesmarkt. Am Königsplatz kam es zum Zusammentreffen mit der siebenköpfigen Gruppe junger Männer. Es entwickelte sich ein verbaler Streit. Der Anlass war am Wochenende noch unklar.

    Gerüchte, wonach die beiden Männer die Jugendlichen zur Rede gestellt haben sollen, weil sie laut waren, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Die Ehefrau des Todesopfers war bis zum Sonntag aufgrund ihrer Traumatisierung nicht vernehmungsfähig.

    Toter Feuerwehrmann: Die Todesursache ist weiter unklar

    Ein 17-Jähriger aus der Gruppe schlug dem 49-Jährigen laut Ermittlungen der Polizei dann gegen den Kopf, worauf dieser zu Boden stürzte. Er starb gegen 23.30 Uhr noch am Tatort im Rettungswagen, nachdem Polizisten als Ersthelfer und der Rettungsdienst sich vergeblich um sein Leben bemüht hatten. Die genaue Todesursache war am Wochenende unklar.

    Der 50-jährige Begleiter des 49-Jährigen wurde von einem weiteren 17-Jährigen geschlagen und schwer im Gesicht verletzt. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter nahm die Polizei am Sonntagnachmittag fest. Sie lebten in Oberhausen. Die Polizei hat eine 20-köpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet.

    Einen Flüchtlingshintergrund haben die Tatverdächtigen nicht, allerdings haben Mitglieder der Gruppe wohl größtenteils Migrationshintergrund und sind teils in Augsburg geboren. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter sind polizeibekannt und sollen unter anderem mit Drogendelikten aufgefallen sein. Bis zum Abend nahm die Polizei vier weitere mutmaßliche Gruppenmitglieder fest, am Montag folgte die siebte Festnahme. Bei einem Festgenommenen handelt es sich um einen 19-jährigen

    Die Tat dürfte auch eine Diskussion über die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen anfachen. In ihrem Wahlprogramm befürwortet die CSU mehr Kameraüberwachung an neuralgischen Orten, wobei das eine Entscheidung der Polizei ist. Grundsätzlich ist es in den vergangenen Jahren im Augsburger Stadtgebiet zu mehr gefährlichen oder schweren Körperverletzungen auf Straßen und Plätzen gekommen. In früheren Jahren lag die Zahl zwischen 250 und 300 Fällen, seit 2016 liegt die Zahl über 300 (350 im vergangenen Jahr), so die Kriminalstatistik. Die Aufklärungsquoten liegen je nach Jahr etwa zwischen 70 und 85 Prozent. Bei diesen Zahlen spielen Schlägereien in der Partyszene – häufig mit Alkohol – ebenso eine Rolle wie Auseinandersetzungen unter Drogensüchtigen.

    Zahl der Straftaten ist am Königsplatz in Augsburg gestiegen

    Der Königsplatz ist – auch aufgrund seiner starken Frequentierung – unter den Augsburger Plätzen relativ stark belastet, was Kriminalität und sogenannte Rohheitsdelikte betrifft. Dazu zählen Taten wie Raub und Körperverletzung. Zwischen Januar und September dieses Jahres registrierte die Polizei 86 derartige Straftaten am Königsplatz, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 82 Taten. In den vergangenen Jahren schwankten die Zahlen zwischen 59 und 123 Rohheitsdelikten. Insgesamt ist die Zahl der Straftaten am Königsplatz in den vergangenen Jahren gestiegen. Speziell seit dem Jahr 2014, als der umgebaute Kö eröffnet wurde, ist der Park zum Treffpunkt von Drogen- und Alkoholabhängigen geworden. Durch das freie WLAN war der Kö zumindest in den vergangenen Jahren auch Anziehungspunkt für Flüchtlinge, die an Gewalttaten auf offener Straße überproportional beteiligt sind, auch wenn deren Anteil zuletzt wieder etwas sank.

    Seit etwa einem Jahr überwacht die Polizei mit 15 Kameras den Königsplatz. Die Aufnahmen werden in Echtzeit auf Monitore übertragen, eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung findet allerdings nicht statt. Die Aufzeichnungen werden, wenn sie nicht benötigt werden, nach zwei Wochen gelöscht. In vielen Fällen geht es bei der Nutzung der Kameradaten darum, den genauen Ablauf von Gewalttaten zu ermitteln.

    In einer aktuellen Folge unseres Podcasts erklärt Reporter Stefan Krog die Hintergründe der Tat am Königsplatz – und erzählt, wie Journalisten mit dem Fall umgehen. Den Podcast "Augsburg, meine Stadt" finden Sie auf Spotify, iTunes und überall sonst, wo es Podcasts gibt.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden