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Tiermedizin: Hier gehen Polizeihunde zum Zahnarzt

Tiermedizin

Hier gehen Polizeihunde zum Zahnarzt

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    Tierzahnärztin Katja Riedel (links) behandelt Polizeihund Marko. Der Diensthund liegt in Narkose. Ein abgebrochener Fangzahn muss geschliffen werden.
    Tierzahnärztin Katja Riedel (links) behandelt Polizeihund Marko. Der Diensthund liegt in Narkose. Ein abgebrochener Fangzahn muss geschliffen werden. Foto: Annette Zoepf

    Marco ist ein rechter Draufgänger. Dreieinhalb Jahre alt ist der belgische Schäferhund, der als Schutz- und Sprengstoffhund bei der Bundespolizei seinen Dienst tut. Schon zweimal hat er im Übereifer in ein Absperrgitter gebissen, weshalb er jetzt mit heraushängender Zunge auf der Behandlungsliege von Katja Riedel liegt, die einen abgebrochenen Fangzahn richtet. Aus der Schnauze des Hundes ragt ein geriffelter Schlauch, mit dem dem Hund ein Anästhetikum und Sauerstoff gegeben wird, neben ihm steht piepsend ein Überwachungsmonitor, auf dem in Kurven Herzschlag, Körpertemperatur und weitere Vitalwerte überwacht werden. Das durchdringende Geräusch des Zahnarztbohrers bekommt Marco nicht mit, er schlummert selig, während sein Zahn geschliffen und das Gebiss professionell von Zahnstein gereinigt wird.

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    Katja Riedel ist eine von nur 15 Fachtierärztinnen für Zahnheilkunde in ganz Deutschland. In der Tierarztpraxis Bergheim richtet sie Zähne von Hunden, Katzen, aber auch kleinen Patienten wie Meerschweinchen und Kaninchen. Als ehemalige Leiterin Tierschutz und Diensthundewesen bei der Bundeswehr liegt ihre besondere Expertise bei der Behandlung von Einsatzhunden von Polizei,

    In der Zahnheilkunde für Tiere hat sich in den letzen Jahren viel getan, weiß Riedel. Vorbei sind die Zeiten, in denen Hunde mit einer Spritze ins Hinterteil schlafen gelegt und dann behandelt wurden. „Eine Zahnbehandlung ohne Intubation entspricht nicht mehr dem Standard“, so die Zahnärztin. „Bei einem Hund weiß man nie, was einem blüht, wenn man ins Maul schaut.“ Ohne Intubation beispielsweise wäre es schon mal vorgekommen, dass man nach der Behandlung einen Zahn oder Splitter in der Lunge des Patienten gefunden hätte.

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    Auch die digitale Röntgentechnik sei ein großer Fortschritt für eine gezielte Behandlung. 60 Prozent der Zahnerkrankungen seien von außen nicht sichtbar – dabei führten sie oft zu schweren Problemen wie Herz- Nieren- oder Leberschäden. „Tiere zeigen im Gegensatz zu Menschen auch nicht, dass sie Zahnschmerzen haben, obwohl sie genauso leiden“, sagt Riedel. Katzen hätten genetisch bedingt häufig Zahnprobleme, doch auch die ganz kleinen Patienten hätten Kummer mit den Zähnen. „Das Kleinste was ich bisher behandelt habe war ein Zwerghamster – aber mit meiner Lupenbrille ist das durchaus machbar“, so die Ärztin.

    Allerdings hätten nicht alle Tierärzte eine so umfassende Ausrüstung wie sie in der Bergheimer Praxis vorhanden ist, weshalb viele Kollegen ihr für Zahnbehandlungen die Patienten überweisen würden. Eine Behandlung, wie man sie sonst nur in einer modernen Humanklinik vermuten würde, kostet natürlich. Für die Diensthunde übernimmt der Staat die Kosten – doch auch Privatleute geben gerne das Geld aus, damit ihre Lieblinge die bestmögliche Zahnbehandlung bekommen. „Mittlerweile gibt es auch sehr gute Krankenversicherungen für Tiere, die diese Kosten übernehmen“, so Riedel.

    Kurz nach dem Eingriff ist Marko schon wieder putzmunter. Auch das ist ein Vorteil der Atemnarkose – der Patient bekommt nur gerade so viel, wie für die Behandlung notwendig ist. Noch etwas unsicher auf den Beinen kuschelt er sich an seinen Hundeführer, der ihm die ganze Zeit über nicht von der Seite gewichen ist und ihn jetzt erleichtert in den Arm nimmt.

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