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Foto: Felicitas Macketanz (Archiv)
Foto: Felicitas Macketanz (Archiv)

Der Stadtwerke-Konzern betreut die Felder Energie, Wasser und Verkehr. Sitz des Unternehmens ist am Hohen Weg nahe des Doms.

Augsburg
21.03.2018

Tarifreform: Kündigen den Stadtwerken bald Energie-Kunden?

Von Michael Hörmann

Ein Kunde kündigt wegen der umstrittenen Tarifreform womöglich den Vertrag mit dem Energieversorger. Es geht um knapp 20.000 Euro im Jahr. Ein Einzelfall?

Der Mann ist etwas über 50 Jahre alt. Seinen Namen möchte er für diese Geschichte, in der es um die umstrittene Tarifreform der Stadtwerke Augsburg geht, nicht in der Zeitung lesen. Er sagt: "Mir geht es in diesem Fall darum, aufzuzeigen, welche Konsequenzen diese Reform haben kann, die man womöglich im ersten Moment nicht sieht." Die Folgen der Tarifreform seien für ihn so negativ, dass er nun überlege, die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken als Energieversorger aufzukündigen. Tue er dies, wären es nach seinen Worten knapp 20.000 Euro, die dem Stadtwerke-Konzern jährlich fehlen würden.

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Wie die Augsburger Stadtwerke auf Kritik reagieren

Beschwerden, die schriftlich eingehen oder auch mündlich im Kundencenter vorgebracht werden, gehen generell in die Aufarbeitung der Tarifreform ein, heißt es vom Unternehmen. Man werde demnächst einen Informationsabend veranstalten. Der Termin werde wohl nach den Osterferien sein. Das liege darin begründet, dass zu diesem Zeitpunkt weiteres belastbares Zahlenmaterial vorliege. Im Fall des AZ-Lesers sieht es wie folgt aus.

Kritik I

Der Familienvater und Immobilienbesitzer ist Kunde des Energieversorgers Stadtwerke. Mit seiner Familie – es gibt drei Kinder – nutzt er zudem das Angebot der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke. Die Familie, die in der Innenstadt lebt, fährt regelmäßig mit Bus und Tram. Manche Familienmitglieder mehr, die anderen weniger. Für seine Familie hat der Augsburger nun eine Bilanz vorgelegt, die ihn nicht wirklich glücklich stimmt: "Zwei Abonnenten wurden in ein teureres Abo gezwungen. Drei Gelegenheitsfahrer müssen bei der Mehrheit ihrer Fahrten zwei statt bisher einen Streifen stempeln." Jetzt steige die Familie vermehrt auf das einzige Auto um, wenn es um Fahrten im Stadtbereich geht. Betriebswirtschaftlich betrachtet zeige sich: "Die Stadtwerke machen trotz geringerer Fahrtenzahl mit uns deutlich mehr Umsatz als bisher und haben die Ausweitung zweier Abos als ,Erfolg’ vorzuweisen."

Antwort der Stadtwerke

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Pressesprecher Jürgen Fergg sagt: "Dass jemand mit einem Abo für eine Zone zwei Streifen zustempeln muss, wenn er in die benachbarte Zone fährt, ist sicherlich ein wichtiger Punkt, der bei möglichen Korrekturen der Tarifreform im Augsburger Verkehrsverbund (AVV) sehr genau angeschaut wird." Dass jemand der früheren Preisstufe eins im Bartarif jetzt zwei Streifen für den Innenraum brauche, betrifft laut Fergg zwei bis drei Prozent aller Fahrten, "auch wenn es für den Betroffenen natürlich ärgerlich ist".

Kritik II

Für ihn habe die Tarifreform eine neue Sicht auf die Stadtwerke ergeben, erläutert der Augsburger: "Die in unserer Familie bisher neutral bis positiv bewerteten Stadtwerke haben nunmehr ein negatives Image." Es könnte sein, dass man als Konsequenz die Zusammenarbeit mit dem Energieversorger Stadtwerke beende und zu einem anderen Anbieter wechseln werde.

Antwort der Stadtwerke

Solche Ankündigungen als Reaktion auf die Tarifreform gebe es nur vereinzelt, sagt Sprecher Fergg: "Das eine ist eine Tarifreform im AVV, also dem Verkehrsverbund für die ganze Region Augsburg mit vielen Partnern. Das andere ist die sichere Versorgung mit Energie, wobei die Stadtwerke Augsburg bei vergleichenden Studien und gemessenen Ausfallzeiten bundesweit einen Spitzenplatz belegen, was die Zuverlässigkeit und den Service bei der Strom- oder Gasversorgung angeht." Es gebe im Energiebereich natürlich immer Kunden, die wegwechseln, aber auch von einem anderen Versorger zu den Stadtwerken Augsburg wechseln. Fergg: "Die Zahl der Kündigungen ist in den vergangenen zwölf Monaten gesunken. Das gilt auch für die zurückliegenden Monate." Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht. Die Stadtwerke betreuen im Energiesektor mehr als 180.000 Haushalte.

Kritik III

Der AZ-Leser will womöglich bei der Energieversorgung das Unternehmen wechseln. Für die Stadtwerke hieße dies, dass jährlich ein Betrag von knapp unter 20.000 Euro fehlen würde. Er habe sich allerdings noch nicht entschieden, sagt der Mann.

Antwort der Stadtwerke

Sprecher Fergg sagt: "Alle Gewinne der Stadtwerke, die unter anderem in der Energiesparte gemacht werden, werden zu 100 Prozent wieder in Augsburg investiert." Ein Teil, rund 42 Millionen Euro, gehe in den Betrieb und den Ausbau des Nahverkehrs. Zusätzlich investieren die Stadtwerke jedes Jahr rund 100 Millionen Euro in die sichere Energieversorgung, also den Ausbau und die Erneuerung von Strom-, Gas-, Fernwärme- oder Wasserleitungen, in neue Projekte, wie den Ausbau von öffentlichen Elektroladestationen oder die Entwicklung von Stadtteilzentren, wie dem Gaswerk.

Ein weiterer Aspekt, so Jürgen Fergg, sei das Engagement des Konzern für die Region: "Wir fördern Sport, Kultur, Soziales und ehrenamtliches Engagement. Von daher lassen sich weder die unterschiedlichen Tarife noch unsere Investitionen und unser Engagement in Augsburg trennen."

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