Ampeln fallen aus. Straßenbahnen bleiben stehen. Kein Licht. Keine Heizung. Telefone verstummen. Die Kasse im Supermarkt geht ebenso wenig wie der Geldautomat. Wasserpumpen stehen still. Ein Stromausfall legt das Leben lahm.
Manche Gesellschaftsgruppen werden bei Stromausfällen aggressiver
Dauert der Blackout Tage statt Stunden – und betrifft eine ganze Region oder gar weite Teile der Bundesrepublik – kann es dramatisch werden. „Manche Individuen und Gruppen fallen hinter die etablierten Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens zurück. Sie werden rücksichtsloser, aggressiver und gewaltbereiter.“
Die Worte stammen nicht von Schwarzmalern, sondern aus einer Studie für den Bundestag. Wissenschaftler haben untersucht, welche Folgen ein lang andauernder Stromausfall in einem großen Gebiet hätte, vor dem die großen Netzbetreiber auch in diesem Winter wieder warnen.
Auch der Katastrophenschutz der Stadt und die Stadtwerke, die weite Teile Augsburgs mit Strom versorgen, beschäftigen sich damit, obwohl die Wahrscheinlichkeit dafür „gegen null geht“, sagt Ordnungsreferent Volker Ullrich.
Gefahr für Stromausfall ist gewachsen
Doch die Gefahr ist gewachsen, sagt Hermann Fünfer, der das Netzmanagement der Stadtwerke leitet. Das liegt zum einen am Umstieg auf erneuerbare Energien, weil etwa Windräder nicht immer konstant Strom liefern, und die Zahl der (kleinen) Kraftwerke gewaltig gewachsen ist. Außerdem fehlen neue Stromtrassen und die Steuerung des Netzes ist laut Fünfer feinfühliger und zugleich anfälliger geworden.
Einen kurzen Ausfall stecken eine Stadt und ihre Menschen weg. Zunächst springen in Einrichtungen wie Krankenhäusern Notstromaggregate ein – so lange sie Treibstoff haben. Bleibt der Strom länger weg, wird vieles nicht mehr so sein, wie es sonst ist. „Unsere Gesellschaft ist vollumfänglich von Strom abhängig“, sagt Ordnungsreferent Ullrich – und kaum an Stromausfälle gewöhnt, weil sie selten sind.
Im schlimmsten Fall müsste man bei einem Stromausfall selbst zur Feuerwehr fahren
Von einem Blackout wären alle Bereiche des Lebens betroffen: Verkehr, Trinkwasser, Gesundheit, Heizung, Lebensmittelversorgung und Telefon. „Die Kommunikation wäre ein großes Problem“, sagt der Sachgebietsleiter Katastrophenschutz der Stadt, Reinhard Wamser. Die Einsatzzentrale der Feuerwehr hat eine Notstromversorgung. Doch die Frage ist: Wie kommen Alarme ohne Telefon dort an?
So bereiten Sie sich auf einen Stromausfall vor
Wie bereitet man sich auf einen Stromausfall vor? Wir geben Tipps.
Ein Stromausfall kann uns jederzeit treffen. Die Folge: Radio, Kühlschrank, Ofen, Heizung, Licht, Herd, Tankstellen, Aufzüge, Telefon, Geldautomaten und viele andere Dinge fallen aus. Hier Tipps, wie Sie sich für den Fall der Fälle vorbereiten.
Grundsätzlich sollte man immer in der Lage sein, mehrere Tage ohne Strom auskommen zu können - durch entsprechende Vorbereitung und Vorräte.
Auf jeden Fall sollten Sie immer ausreichend Kerzen, Streichhölzer und Feuerzeuge im Haus haben.
Auch Taschenlampen sollten bereit liegen. Mit mehrere Batterie-Sätzen. Vorsicht: Batterien haben nur eine begrenzte Lagerungsfähigkeit.
Um kleinere Mahlzeiten ohne Strom kochen zu können, empfiehlt sich ein Spiritus- oder Trockenspirituskocher. Für Balkon- oder Gartenbesitzer kann ein Grill mit Grillkohle nützlich sein.
Sie brauchen unbedingt ein Rundfunkgerät mit UKW und Mittelwelle, das auch mit Batterien betrieben werden kann. Denn im Ernstfall werden die Behörden über Radio informieren.
Halten Sie immer einen Vorrat an Trinkwasser im Haus. Zwölf Liter pro Person sollten es sein, empfehlen Katastrophenschützer.
Auch Brot, Konserven-Obst, Gemüse, Thunfisch, Würstchen, Speiseöl, Nudeln, Reis, Kaffee und H-Milch gehören zum Notvorrat, den jeder haben sollte.
Fällt die Heizung (womöglich über mehrere Tage im Winter) aus, sollten warme Kleidung und Decken bereit liegen.
Elektrogeräte, die zum Zeitpunkt des Stromausfalls liefen, müssen ausgeschaltet werden. Fließt der Strom wieder, kommt es nämlich sonst zu einem sogenannten Einschalt-Rush: Gehen viele Geräte auf einmal an, wird dem Netz in kurzer Zeit viel Strom entzogen, und dann fliegt die Sicherung raus. Eine Lampe oder ein Radio können aber anbleiben, um anzuzeigen, wenn der Strom wieder fließt.
Noch mehr Informationen zum Thema gibt es beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), http://www.bbk.bund.de
„Im schlimmsten Fall muss sich jemand ins Auto setzen und zur Feuerwehr fahren“, sagt Wamser.
In kritischen Situationen werden Kraftwerke vom Netz genommen
Die Energieversorger versuchen, das zu verhindern. In kritischen Situationen, wie es sie etwa im Februar 2012 gab, nehmen sie zum Beispiel Stromverbraucher oder Kraftwerke vom Netz. Dafür gibt es Pläne, sagt Hermann Fünfer. Er und seine Kollegen wachen Tag und Nacht über das Netz in der Stadt. Sie machen sich jedoch auch Gedanken darüber, wie sie einem lang andauernden überregionalen Stromausfall begegnen könnten.
Ihr Plan: Die Stadtwerke trennen sich vom Netz der Lechwerke und versuchen, mit eigenen Kraftwerken „die wichtigste Infrastruktur der Stadt zu versorgen“, sagt Hermann Fünfer. Er denkt dabei unter anderem an Krankenhäuser und die Wasserversorgung. Auch die Erdgastankstelle würde er gerne am laufen halten, damit Dienstfahrzeuge und einzelne Busse tanken können.
Stadtwerk rüsten Strom-Knotenpunkte aus
Die Stadtwerke haben unter anderem eine Gasturbine in Lechhausen, die Strom erzeugen kann. Ohne Strom von außen lässt sie sich aber nicht starten. Seine Kollegen und er würden erst das Heizkraftwerk beim Vincentinum mit Notstromaggregaten in Gang setzen und mit dieser Energie die Gasturbine anwerfen.
„Wir würden das jetzt an einem Tag schaffen, aber wir wollen das schneller hinbekommen“, sagt Fünfer. Daran arbeiten die Stadtwerke und zugleich rüsten sie ihre Strom-Knotenpunkte so aus, dass sie über Tage betriebsbereit bleiben. Wenn der Strom wieder kommt, könnte er dann schneller wieder zu den Haushalten und Betrieben kommen.