Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Strengere Corona-Regeln in Augsburg: So reagieren Schulen und Eltern

Augsburg

Strengere Corona-Regeln in Augsburg: So reagieren Schulen und Eltern

    • |
    Die Stadt Augsburg gab am Dienstag eine Reihe von verschärften Corona-Maßnahmen bekannt. Neben Schulen sind auch weitere Bildungsangebote betroffen - die teils nicht mehr stattfinden dürfen.
    Die Stadt Augsburg gab am Dienstag eine Reihe von verschärften Corona-Maßnahmen bekannt. Neben Schulen sind auch weitere Bildungsangebote betroffen - die teils nicht mehr stattfinden dürfen. Foto: Britta Pedersen, dpa

    18 Luftreinigungsgeräte hat Stefan Glocker, Geschäftsführer der Volkshochschule Augsburg (Vhs), am Dienstag geliefert bekommen. Sie sollten das Hygienekonzept der Vhs unterstützen, den Teilnehmern ein sicheres Gefühl geben. Dann wurde der Geschäftsführer mit dem Verbot des Präsenzunterrichts an außerschulischen Bildungsangeboten, wie Erwachsenenbildung und Sprachschulen, der Stadt Augsburg überrascht. "Damit hätte ich nicht gerechnet", sagt er. Die am Samstag stattfindenden Prüfungen, wie für den Einbürgerungstest oder das Cambridge-Zertifikat, dürften noch abgelegt werden, doch der Präsenzunterricht ist ab Freitagabend erst einmal bis auf Weiteres untersagt.

    Verstehen kann das der Vhs-Geschäftsführer nicht. In all den vergangenen Monaten habe es einen konkreten Corona-Fall in einem Kurs der Vhs gegeben. "Nur zur Einordnung - derzeit laufen bei uns rund 800 Kurse. Die Erwachsenenbildung ist sicherlich kein Treiber." Er könne zwar nachvollziehen, dass generell das Zusammenkommen von Menschen vermieden werden soll. Allerdings hätten sich die Kursteilnehmer ohnehin in den vergangenen Wochen vorsichtiger verhalten. Nun müsse das Angebot - sofern sich das für den Kurs überhaupt anbietet - auf Online-Unterricht umgestellt werden. Glocker: "Selbst wenn sich das realisieren lässt, haben gar nicht alle Kursteilnehmer die Möglichkeiten, daran teilzunehmen."

    Digitalunterricht hat sich während Corona bewährt

    Von dieser Regelung sind nach Angaben der Stadt Augsburg alle Präsenzveranstaltungen von außerschulischen Bildungsangeboten betroffen. Ob das Berufsbildungszentrum Augsburg & Schwaben (BBZ) ebenfalls damit gemeint ist, kann Geschäftsführer Raphael Brandmiller am Dienstagnachmittag noch gar sagen. Er habe ebenfalls nicht mit dieser Maßnahme gerechnet - für den Fall der Fälle wäre das BBZ aber vorbereitet. "Wie beim ersten Lockdown werden wir dann auf digitalen Unterricht umsteigen", sagt Brandmiller. Das habe sich im Frühjahr bewährt. Dozenten hätten sich in Schulungen fortgebildet und Kenntnisse angeeignet, deshalb sieht sich der BBZ-Geschäftsführer für eine weitere Phase des digitalen Unterrichts gut aufgestellt. "Wir haben uns auch Geräte angeschafft, die wir an Kursteilnehmer verleihen können, die keinen Computer oder Laptop zu Hause haben", sagt Raphael Brandmiller.

    Während die Augsburger Regelungen auf der einen Seite am Dienstag für Verwunderung sorgen, werden sie an anderer Stelle schon lange erwartet: etwa der Hybridunterricht (Wechsel zwischen Präsenz- und Distanzunterricht) an Mittelschulen ab der siebten Klasse. "Der Wechselunterricht an Mittelschulen wäre schon seit Wochen dringend nötig gewesen", sagt Martina Keller, Ortsvorsitzende Augsburg-Stadt der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG), ein Berufsverband für Lehrkräfte und Pädagogen. Nach den Allerheiligenferien wurden bereits die Schüler der weiterführenden Schulen ab der fünften Klasse in Augsburg in den Wechselunterricht geschickt, wenn an ihrer Schule der Mindestabstand von 1,5 Meter nicht eingehalten werden konnte.

    Warum die Mittelschule als ebenfalls weiterführende Schule nicht schon damals mit von der Partie war, stieß im Kollegenkreis von Martina Keller auf Unverständnis. "Natürlich ist der Präsenzunterricht eine gute Grundlage für eine gute Bildung unserer Schüler. Aber er sollte nicht um jeden Preis stattfinden. Wir wünschen uns mehr Fürsorge und einen besseren Schutz für Lehrer und Schüler", sagt sie. Mittelschüler könnten genauso wie andere Schüler digital unterrichtet werden. "Schüler wie Lehrer haben hier in den vergangenen Monaten ihre Kompetenzen gestärkt und an der Ausstattung gearbeitet", betont Martina Keller.

    Augsburg: Wie die neuen Corona-Regeln in Schulen ankommen

    Evelin Nehm von der Arbeitsgemeinschaft der Elternbeiräte der Gymnasien in Augsburg und der Region begrüßt die Entscheidung, dass nun auch Schüler der Mittel- und Förderschulen in den Wechselunterricht gehen. "Bei den Inzidenzwerten ist das mehr als nachvollziehbar", sagt sie. An den Gymnasien befinden sich die Schüler seit zwei Wochen im Wechselunterricht. Die Rückmeldungen der Elternschaft seien bislang sehr "gemischt". Der tägliche Wechsel sei für die jüngeren Altersstufen sehr praktikabel, weil so der Kontakt zur Schule stärker bestehen bleibe. "Gerade die fünften und sechsten Klassen geraten beim wochenweisen Wechsel ins Schwimmen. Ältere Jahrgangsstufen kommen damit besser klar", sagt sie.

    Wechselunterricht kommt nun auch auf die Förderschüler zu, wenn an ihrer Schule der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. An der Pankratiusschule werde das der Fall sein, informiert Schulleiterin Johanna Eicke. Die mobilen Geräte, die von der Stadt angeschafft und an den Schulen verteilt wurden, hätten die Schule gerade erst erreicht. Sie müssten jetzt flugs eingerichtet und für das Homeschooling eingerichtet werden. "Im Frühjahr haben wir mit dem Wechselunterricht schon positive Erfahrungen gesammelt", sagt die Schulleiterin optimistisch. Gerade die Zeit im Distanzunterricht zu Hause könne von den Schülern als Übungsphase für den Präsenzunterricht genutzt werden.

    Wie trifft die Corona-Krise Jugendliche? Hören Sie sich dazu unseren Podcast von Juni 2020 aus der Reihe "Augsburg, meine Stadt" an:

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden