Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst führen am Dienstag in Augsburg zu massiven Einschränkungen. Betroffen ist in erster Linie der öffentliche Nahverkehr. Fast alle Busse und Straßenbahnen in Augsburg stehen still. Zweiter Schwerpunkt der Streiks sind am Dienstag die städtischen Kindertagesstätten. Anlass für die Warnstreiks ist die festgefahrene Situation in der laufenden Tarifrunde für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Die Gewerkschaft Verdi verhandelt mit den kommunalen Arbeitgebern. Um Druck aufzubauen, werden die Streiks verschärft.
Streiks im Nahverkehr: Welche Busse und Trams fahren in Augsburg?
Dass es am Dienstag eine große Protestaktion im Nahverkehr geben werde, hatte Verdi frühzeitig bekannt gegeben. Zu Details der Aktionen hielt sich die Gewerkschaft vorher selbst bedeckt. Die Stadtwerke Augsburg waren am Montagmittag bereits informiert. Mitarbeiter der Stadtwerke im Nahverkehr seien aufgerufen, ganztags, von 0 bis 24 Uhr, die Arbeit niederzulegen.
Die Stadtwerke wollten versuchen, mit einem Notfahrplan zu reagieren. Allerdings meldeten sie am Dienstagmorgen, dass lediglich fünf von normalerweise 129 Fahrzeugen im Einsatz seien - in ganz Augsburg rückten nur ein Bus und vier Straßenbahnen aus.
Ein Notfallplan konnte deswegen nicht eingerichtet werden, heißt es von den Stadtwerken. Externe Busunternehmen kurzfristig einzusetzen, sei wegen der fehlenden notwendigen technischen Ausrüstung der Busse und der umfangreichen Schulung des Fahrpersonals nicht möglich. Die Stadtwerke bitten die Fahrgäste, den ganzen Tag auf andere Verkehrsmittel auszuweichen.
Der E-Scooter-Verleiher Voi hatte im Vorfeld angekündigt, seine Flotte an Rollern in Augsburg wegen des Streiks aufzustocken und Kunden zwei Freifahrten anzubieten, etwa für die Fahrt zur Arbeit.
18 Kitas geschlossen: Auch in Augsburger Kindergärten wird gestreikt
Das Personal in Kindertagesstätten wurde für Dienstag ebenfalls zum Streik aufgerufen. Betroffen davon sind allein die städtischen Kindertagesstätten. In welcher Form die Einrichtungen geöffnet haben würden, war am Montag noch offen, weder Verdi noch die Stadt Augsburg legten sich fest. Verdi-Bezirksgeschäftsführer Erdem Altinisik sagte: "Komplette Schließungen von Kitas sind von uns nicht beabsichtigt, können aber nicht ausgeschlossen werden."
Tatsächlich kam es zu Schließungen: Wie die Stadt am Dienstagmittag mitteilt, sind 18 Kitas geschlossen, 15 bieten lediglich einen Notbetrieb an. Normal geöffnet sind nur 14 Kindertagesstätten. Eine kitaübergreifende Notbetreuung konnte wegen der Corona-Pandemie nicht angeboten werden. Die Einrichtungen befinden sich wegen des Virus' momentan präventiv auf der sogenannten Stufe zwei. Das bedeutet, dass die Kinder in festen Gruppen innerhalb ihrer Kita betreut werden. Die Erzieher können innerhalb des Hauses aber wechseln.
Bürgerbüros in Augsburg bleiben wegen der Verdi-Warnstreiks teils geschlossen
Am Montag blieben die Bürgerbüros in Lechhausen und Haunstetten kurzfristig geschlossen. Dies kam bei manchen Bürgern nicht gut an. In der Neuburger Straße in Lechhausen standen gegen halb drei zwei Frauen und drei Männer vor der verschlossenen Tür. Die kleine Runde wirkte ratlos, zumal nur auf einem kleinen Aushang zu lesen war, dass der Betrieb im Bürgerbüro am Montag ruhe. "Ich hatte einen Termin und habe extra freigenommen", klagte ein Mann, "und warum informiert man mich dann nicht wenigstens per Mail, dass das Büro geschlossen ist?"
Bei der Stadt Augsburg hieß es, das für die Bürgerbüros zuständige Bürgeramt sei sehr kurzfristig über die Streiks informiert worden. Helmut Truschies von der Stadt erläutert: "Somit war kein Zeitfenster vorhanden, um die Bürger, welche einen Termin vereinbart hatten, zu verständigen." Allerdings blieben einzelne Ämter geöffnet. Beamte, die bei der Stadt tätig sind, waren nicht zum Streik aufgerufen. Sie verrichteten ihren Dienst wie gewohnt. Truschies: "Deshalb blieben lediglich die Bürgerbüros Lechhausen und Haunstetten aufgrund des Streiks geschlossen, die übrigen Bürgerbüros bewältigten alle vereinbarten Termine." Die vom Streik betroffenen Bürger werden gebeten, einen neuen Termin zu vereinbaren.
Müllabfuhr: Gestreikt wurde am Montag auch beim Abfallwirtschaftsbetrieb. Allerdings rückten, wie zu hören war, doch einige Müllfahrzeuge aus, weil die Beschäftigten in der Früh noch gar nichts vom Streikaufruf wussten. Der Streik startete somit mit Verzögerung. Die Bürger spürten die Folgen, weil die bereitgestellten Tonnen in vielen Fällen nicht geleert wurden.
Universitätsklinikum: Ein offiziell angekündigter Streik findet vorerst nicht statt. Am Mittwoch, 30. September, gibt es am Vormittag eine Protestaktion. Sie ist auf 9.30 Uhr angesetzt. Die Beschäftigten des Universitätsklinikums wollen laut Verdi ein erstes Zeichen dafür setzen, "dass eine Aufwertung der Berufe im Krankenhaus dringend notwendig ist".
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