Die erfreulichen Meldungen stammen aus dem Jahre 2015. Die Eigentümer des Augsburger Schwabencenters, die SCA Objektgesellschaft Augsburg GmbH & Co KG, hatte sich entschlossen, 50 Millionen Euro zu investieren, um das im März 1971 eröffnete Einkaufszentrum an der Friedberger Straße grundlegend zu modernisieren. Aus dem Schwabencenter sollte das „Augsburg Forum“ werden.
Balletshofer-Filiale geschlossen
Von einer Neustrukturierung und Revitalisierung des Centers, geschweige denn von einem Umbau, ist seitdem aber nichts zu sehen. Es herrschen weiterhin Leerstände und der verwelkte Charme der 70er-Jahre lebt fort. Nun ist auch die Bäckerei Balletshofer ausgezogen. „Wir denken schon seit sehr langer Zeit an eine Renovierung dieses Cafés. Dies sind große Investitionen für uns und die machen keinen Sinn, wenn wir bei dem Umbau des Schwaben Centers wieder alles herausreißen müssen. Da sich die Renovierung immer wieder verschoben hat, haben wir für uns entschieden, das Center zu verlassen“, sagt Christian Balletshofer. Elf Jahre war das Café eine der Anlaufstationen und Treffpunkte im Center.
Das zeigt das Dilemma, in dem auch das Centermanagement steckt. Um sogenannte Ankergeschäfte wie Balletshofer zu binden und neue, attraktive Mieter für das Center zu finden, benötigt Thorsten Kemp Investitions-und Planungssicherheit für die Geschäfte. Thorsten Kemp ist Regional-Manager der „Koprian IQ“ aus Hamburg. Sie sind als Spezialisten für das Centermanagement engagiert worden und schon Mitte 2016 sollten trendige Mieter, Konzepte und jede Menge Modernität für das zukünftige „Augsburg Forum“ akquiriert werden. Weil aber die angepeilte Modernisierung nach drei Jahren noch irgendwo in der Genehmigungsphase steckt, scheint es ein schwieriges Geschäft zu sein. Nun ist auch noch das Balletshofer-Café weg.
Eigentümer und Investor des Schwabencenters ist die SCA Objektgesellschaft Augsburg, die von der Stuttgarter Nanz-Stiftung eingesetzt wurde. Projektentwickler für die Neuausrichtung ist die Landholding Development AG (LDAG) mit Sitz in Herne (Nordrhein-Westfalen) und für das Management wurde „Koprian IQ“ aus Hamburg engagiert. Hinzu kommen die Eigentümer in den drei Hochhäusern, die verbriefte Nutzungsrechte in Anspruch nehmen, die offenbar in die Planungen hineinwirken.
Welche zahlreichen Schwierigkeiten es im Schwabencenter gibt
Das möchte Dirk Leutbecher, Aufsichtsrat vom Projektentwickler LDAG, zunächst nicht bestätigen. Er sagt aber: „Es ist ein ganzes Konglomerat an Schwierigkeiten zu bewältigen. Dazu gehören auch die Eigentumsverhältnisse in den Hochhäusern. Es sind viele Dinge, die eine Rolle spielen“. Auf einzelne Hemmnisse, wie die fehlende Anbindung des Spickels an das Schwabencenter, oder den Abriss des Parkhauses möchte er nicht eingehen. Nur so viel: „Wir wissen, dass es ein regional stark beachtetes Projekt ist und es eine emotionale Bindung gibt.“ Norbert Diener, Amtsleiter des Augsburger Stadtplanungsamtes, stößt in die gleiche Richtung: Durch die „speziellen Eigentumsverhältnisse des Schwabencenters“ würden sich die Abstimmungsprozesse verlängern und wegen der Komplexität der Planung im Bestand werde viel Zeit gebraucht.
Es scheint, als habe der Investor dies unterschätzt und die Sanierung damit ungewollt in die Länge gezogen. Klar ist aber, dass die Stadt eine schnelle Lösung wünscht. Sie begrüßt den geplanten Umbau des Schwabencenters. Auch wegen seiner prägenden „Hochhausscheiben“ bezeichnet Diener es als „eine weit über das Quartier hinaus bekannte Landmarke, die ein vielfältiges Potenzial in sich birgt“. Auch im „Stadtteilentwicklungskonzept Textilviertel-Herrenbach (ISEK)“ ist das Center verankert. Als wesentliche Zielsetzungen wird dort ein verträgliches Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten, eine verbesserte Verkehrsverbindung für Fußgänger und Radfahrer, eine ökologische und gestalterische Aufwertung der Grünflächen sowie eine verbesserte Identität durch kulturelle Angebote beschrieben.
Modernisierung soll im Sommer 2019 starten
„Damit das so kommt, wird im nächsten Verfahrensschritt im Sommer der Billigungs- und Auslegungsbeschluss im Bau- und Konversionsausschuss sowie im Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt“, teilt der Amtsleiter mit. Läuft alles nach Plan, könnten bis zum Sommer 2019 die ersten Bagger auffahren. Danach soll das Haus mit seinen 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder an seine Glanzzeiten anknüpfen. Zweiundzwanzig Bürgermeister aus der Region waren 1970 zur Einweihung gekommen, um die Zukunft des Einkaufens zu bestaunen.