Augsburg wird in den kommenden sechs Jahren weiterhin von der CSU regiert: Eva Weber, 42, hat sich am Sonntag in der Oberbürgermeister-Stichwahl erwartungsgemäß gegen ihren Kontrahenten Dirk Wurm (40, SPD) durchgesetzt. Die Entscheidung fiel mit 62,3 zu 37,7 Prozent.
Bereits im ersten Wahlgang lag Weber deutlich vor Wurm. Weber sagte am Sonntagabend, dass die Bewältigung der Corona-Krise die Stadtpolitik womöglich auf Jahre beschäftigen werde und bisherige Überlegungen in den Hintergrund treten lasse. „Wir leben in einer Zeit, für die es keine Blaupausen gibt.“ Es werde wichtig sein, an den wirtschaftlichen Erfolg der vergangenen Jahre anzuknüpfen, wenn Corona ausgestanden sei. Nur so sei auch die Stadt in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Weber ist die erste Frau im Amt des Oberbürgermeisters in der Geschichte von Augsburg. Vermutlich habe sich ein Teil der Wähler deshalb bewusst für sie entschieden, zentral seien aber die Kompetenzen, die ein Oberbürgermeister unabhängig vom Geschlecht mitbringt, sagt sie.
Noch ist unklar, mit welcher Koalition Eva Weber in Augsburg regieren wird
Offen ist noch, mit welcher Mehrheit Weber regieren wird. Die CSU ist mit 20 Sitzen im 60-köpfigen Stadtrat zwar stärkste Kraft, ist von einer Mehrheit aber weit entfernt. Weber werden Sympathien für eine Zusammenarbeit mit den Grünen als zweitstärkster Kraft nachgesagt, die in der auslaufenden Periode die CSU-SPD-Koalition als lockerer angebundener Kooperationspartner unterstützten. Für eine Fortführung der schwarz-roten Koalition mit der gerupften SPD reicht es mehrheitsmäßig nicht.
Weber, Tochter des früheren Oberallgäuer Staatssekretärs Alfons Zeller, einem CSU-Mann der alten Schule, ist mit Partei-Dogmatik jedenfalls noch nie besonders aufgefallen. Das schöne an der Kommunalpolitik, sagt sie, sei ja, dass es nicht immer nur um das sture Einhalten von Parteilinien gehe, sondern darum, vor Ort gute Lösungen zu finden.
Als die Augsburger CSU vor einem guten Jahr einen neuen Kandidaten brauchte, weil Oberbürgermeister Kurt Gribl auch für die eigenen Partei völlig überraschend eine dritte Kandidatur ausschloss, bot sich Weber als zweite Bürgermeisterin und Finanzreferentin ohnehin an. Dass sich die CSU angesichts sinkender Zustimmungswerte damals gleichzeitig neu erfand – jünger, weiblicher, liberaler – verschlechterte ihre Chancen nicht.
Worauf Augsburgs neue Oberbürgermeisterin setzt
Inhaltlich spielt das Thema Wirtschaft und Arbeit in ihrem Wahlprogramm eine große Rolle – angesichts der zu erwartenden Corona-Folgen wird es auf der Prioritätenliste vermutlich noch weiter nach oben rücken. Bei Dingen wie Verkehrs- oder Klimaschutzpolitik setzt die Augsburger CSU auf einen Kurs des Sowohl-als-auch. Es soll mehr Radverkehr geben, aber nicht einseitig zulasten des Autoverkehrs. Das laufende Bürgerbegehren zur Förderung des Radverkehrs in Augsburg unterstützt die CSU nicht, auch wenn Weber sagt, dass sie für den Unmut von Radlern Verständnis habe. Ihr größtes Anliegen, sagt sie, sei mehr Miteinander und Dialog. "Ich will eine Oberbürgermeisterin für alle sein", so Weber. Es müsse in der Gesellschaft mehr Miteinander und Dialog geben. Dies gelte gerade in Augsburg, wo die Bürger inzwischen knapp 50 Prozent Migrationshintergrund haben.
Weber ist verheiratet und hat keine Kinder. Zu Beginn des Wahlkampfs erklärte sie, dass ihr und ihrem Mann dieses Glück nicht vergönnt sei. Sie mache dies öffentlich, um nicht als "durchgeplante Karrierefrau" dazustehen. Seit sechs Jahren ist Weber Bürgermeisterin, zuvor war die Juristin, die vor elf Jahren zunächst als Verwaltungsmitarbeiterin zur Stadt kam, Wirtschaftsreferentin.
In einer Sonderfolge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt" analysieren wir Eva Webers Wahlsieg – und sagen, welche Themen die CSU-Politikerin jetzt anpacken will:
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