Augsburg kommt dem Erreichen eines Corona-Warnwerts immer näher. Nachdem das Gesundheitsamt am Mittwoch 17 Neuinfektionen verzeichnete, erreicht Augsburg etwa 34,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Bei 35 Neuinfektionen ist ein „Warnwert“ erreicht, bei dem eine Stadt oder ein Landkreis konkrete Maßnahmen zur Senkung der Zahlen vorlegen muss. Ab 50 Neuinfektionen müssen in einem betroffenen Gebiet Lockerungen rückgängig gemacht werden und Beschränkungskonzepte in Kraft treten. Hätte das auch Folgen für geplante Veranstaltungen wie den Vergnügungspark auf dem Plärrer?
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) wandte sich bereits am Wochenende über die sozialen Netzwerke an die Bürger und bekannte: „Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen.“ Die Zahl der bekannten Corona-Fälle ist in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Am Freitag waren es 20 Neuinfektionen, bis zum Montagvormittag kamen dann noch einmal 35 neue Fälle hinzu. Auch in der laufenden Woche verzeichnete das Gesundheitsamt weitere 26 Fälle (Stand Mittwochvormittag). 110 Menschen sind aktuell erkrankt.
Von dem 35-Fälle-Frühwarnwert ist Augsburg aktuell nicht mehr weit entfernt. Das heißt aber nicht, dass der Stadt jetzt rasch ein zweiter Lockdown droht, also ein komplettes Runterfahren der öffentlichen Lebens. Umwelt- und Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne) sagt auf Anfrage dazu: „Die konkreten Maßnahmen werden passend zu den Infektionsketten umgesetzt.“ Gemeint ist damit: Die Maßnahmen, die die Stadt im Fall der Fälle ergreifen wird, hängen stark davon ab, wo sich die Menschen in der Praxis anstecken. Ein Beispiel dazu: Zoo und Botanischer Garten können nach derzeitigem Stand weiter geöffnet bleiben, da hier die Hygienekonzepte greifen und es keine Probleme mit Ansteckungen gab. Sollten sich aber private Feiern als Problem entpuppen – etwa Hochzeiten, an denen viele Reiserückkehrer aus Südosteuropa teilnehmen – könnte es hier stärkere Einschränkungen geben.
Corona in Augsburg: Vergnügungspark auf dem Plärrer steht noch nicht auf der Kippe
Die Schausteller, die derzeit als Ersatz für das Volksfest einen Vergnügungspark auf dem Plärrergelände vorbereiten, können angesichts dieser Strategie der Stadt darauf hoffen, dass ihre Veranstaltung erst einmal nicht auf der Kippe steht – auch wenn die Zahlen noch einmal steigen. Garantien will derzeit allerdings niemand abgeben. „Wir müssen uns die Zahlen jeden Tag neu anschauen und dann entscheiden“, sagt ein Stadtrat aus dem schwarz-grünen Regierungsbündnis.
Derzeit sind es überwiegend Reiserückkehrer, die positiv auf das Virus getestet werden. Unter den 88 positiv auf den Covid-19-Erreger getesteten Augsburgern in den vergangenen sieben Tagen waren über 60 Menschen, die aus dem Ausland zurückgekehrt sind. Von den 35 Neuinfizierten, die am Montag gemeldet wurden, haben sich sieben Betroffene im Kosovo angesteckt, jeweils zwei in Kroatien, in Italien und Bosnien und Herzegowina sowie jeweils eine Person im Irak und in Frankreich.
Dass jetzt viele Rückkehrer positiv getestet werden, ist auch nicht überraschend: Wer aus einem Risikogebiet im Ausland zurückkehrt, unterliegt einer Testpflicht. Der Kosovo etwa ist aktuell als Risikogebiet eingestuft, ebenso die Türkei und auch Bosnien und Herzegowina. Auch die Zahl der Menschen, die von sich aus zum Arzt gehen und sich testen lassen, ist zuletzt angestiegen. Gut möglich ist also, dass jetzt auch mehr Infektionen entdeckt werden als noch vor einiger Zeit. Wie viele Tests in Augsburg genau durchgeführt werden, kann man bei der Stadt nicht sagen. Das liege daran, dass nicht zentral getestet wird, sondern es verschiedene Wege gibt – etwa über den Hausarzt oder die Testzentren an Flughäfen und Autobahnen.
Corona: So ist die Lage am Uniklinikum in Augsburg
Weil derzeit mehr jüngere Menschen betroffen sind als zu Beginn der Virus-Pandemie, ist die Situation an den Krankenhäusern in der Region noch entspannt. Im Augsburger Uniklinikum etwa wird derzeit nach Angaben einer Sprecherin nur ein Covid-19-Patient behandelt, er muss nicht beatmetet werden. Gleichzeitig warnt man aber bei der Stadt davor, dass sich die Lage auch rasch wieder zuspitzen könne, wenn die Reiserückkehrer das Virus in Augsburg weiterverbreiten. Reiner Erben sagt: „Nicht immer kann nachvollzogen werden, wo sich einzelne Personen infiziert haben. Nicht nur im Urlaub, sondern auch in Augsburg ist eine Ansteckung mit dem Coronavirus nicht auszuschließen.“ Er appelliert deshalb an die Menschen, weiter vorsichtig zu sein, Abstand zu halten und wo erforderlich Masken zu tragen.
Auch in anderen bayerischen Kreisen und Städten sind die Zahlen deutlich gestiegen. Im Kreis Ebersberg werden die Behörden deshalb nun durch Bundeswehrkräfte unterstützt, in Rosenheim gelten ab sofort wieder stärkere Beschränkungen für private Veranstaltungen und für Gruppen in der Öffentlichkeit.
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