Eigentlich ist es nur Kaffee, den das US-Unternehmen Starbucks anbietet. Und bei Dunkin’ Donuts gibt es gerade einmal eine Art von süßem Gebäck. Hans im Glück serviert keine Gourmetküche, sondern Hamburger und bei den Waffle Brothers gibt es, wie der Name schon verrät, schlicht Waffeln. Und dennoch begeistern diese Restaurant-Ketten weltweit ihr Publikum. Auch in Augsburg war der Jubel in den sozialen Medien groß, als bekannt wurde, dass diese Gastronomiekonzepte auch vor Ort sesshaft werden.
Internationales Flair in Augsburg
Die Magnetwirkung dieser Angebote hat ihren Grund. Es geht um mehr als das reine Produkt, weiß Manfred Uhl, Professor für Marketing und Unternehmenskommunikation an der Hochschule Augsburg: „Wer zu Starbucks geht, will nicht einfach nur einen Kaffee trinken. Die ganze Atmosphäre mit ansprechendem Mobiliar, freiem W-Lan, warmen Farben und einer lockeren Stimmung lädt ein, sich zu entspannen, sich für den Moment seines Aufenthalts aus dem Alltag zu nehmen.“ Dazu komme das internationale Flair, das bei den verschiedenen Kaffeesorten aus aller Welt beginnt und bis zum oft multikulturell geprägten Personal geht. „Diese Ketten sind einfach starke Marken und verleihen Augsburg den Charme einer Großstadt. Das macht den Besuch für viele attraktiv“, ist er überzeugt.
Auch der hohe Individualisierungsgrad dieser Angebote spiele eine wesentliche Rolle. Bei Starbucks wird der Kaffeebecher mit dem Vornamen beschriftet, bei den Waffle Brothers kann man den Belag der Waffel nach eigenen Wünschen zusammenstellen und mit Schokosoße wird der Name auf den Tellerrand geschrieben. Die Angebote sind frisch, oft nachhaltig, gehen auf Trends ein und sind dennoch in allen Filialen gleich. Auch das hat – neben dem Gegenargument des Einheitsbreis – bestimmte Vorteile. „Diese Einheitlichkeit schafft Vertrauen. Der Kunde weiß, worauf er sich bei einem Besuch einlässt. Egal ob er das in Augsburg, Berlin oder New York tut. Das gibt dem Gast auch eine gewisse Sicherheit“, sagt Uhl. Dafür sei der Gast auch bereit, höhere Preise zu bezahlen.
Augsburg ist ein interessanter Standort
Für Augsburg nennt Uhl noch einen weiteren Grund, warum die Ketten teils sehnlichst erwartet werden: „Es ist der Reiz des Neuen. Augsburg hatte, was das anbelangt, Nachholbedarf.“ Offensichtlich ist die Stadt hierfür zu einem interessanten Standort geworden. Das weiß auch Wirtschaftsreferentin Eva Weber: „Bisher waren Gastronomieketten wie Hans im Glück, Block House oder Starbucks nur in Städten mit deutlich über 500.000 Einwohnern vertreten. Offensichtlich ist Augsburg eine der ersten Städte unter dieser Marke, die für Ketten interessant ist.“
Für die Gesamtatmosphäre in der Innenstadt sieht Weber die Ansiedlung solcher Konzepte als Gewinn. Sie bringen Frequenz, von denen wiederum der Einzelhandel profitieren könne. „In den vergangenen Jahrzehnten hat der Konsum die Innenstädte dominiert. Durch die Gastronomie und die Aufwertung der öffentlichen Räume kommt jetzt verstärkt Erlebnischarakter dazu“, so Weber weiter. Ähnlich sieht es auch André Köhn, Bezirksgeschäftsführer des Handelsverbands Bayern. „Ich freue mich über jeden Kunden, der in die Innenstadt kommt. Das schafft eine gewisse Frequenz und damit ein völlig anderes Gefühl, als wenn man durch eine leere Innenstadt bummelt.“ Dennoch gibt Köhn zu bedenken, dass Gastronomieketten allein nicht das Allheilmittel sein können. Es käme auf einen gesunden Mix an solchen Angeboten und individuellen, inhabergeführten Betrieben an. Das sei auch eine Generationenfrage. „Junge Menschen sind von diesen Ketten fasziniert.“
Auch für Ältere muss es Angebote geben
Mit dem Alter ändern sich aber Gewohnheiten und Einstellungen. Auch für dieses Kundensegment muss es in Innenstädten Angebote geben“, ist er überzeugt. Das sieht auch Wirtschaftsreferentin Weber so und unterstützt mit ihrem Team sowohl große Ketten als auch kleine Betriebe bei der Ansiedlung. Auch deshalb, weil die jährlich durchgeführte Passantenbefragung ergeben hat, dass sich Innenstadtbesucher stets weitere Angebote im Gastronomiebereich wünschen.