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Stadtentwicklung: Warum Augsburg nur noch langsam wächst

Stadtentwicklung

Warum Augsburg nur noch langsam wächst

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    Der Zuzug nach Augsburg hat sich zuletzt verringert.
    Der Zuzug nach Augsburg hat sich zuletzt verringert. Foto: Ulrich Wagner

    Sonja Richter ist eine von 23.032 Neubürgern, die im vergangenen Jahr von außerhalb nach Augsburg gezogen sind. Und sie hatte mit dem typischen Problem zu kämpfen: eine Wohnung zu finden. Ein Jahr lang suchte sie, bis sie eine Wohnung in Pfersee fand.

    Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass sich das Bevölkerungswachstum der vergangenen Jahre dem Ende zuneigt. Die Gründe sind unklar: Bevölkerungsentwicklungen laufen oft in Wellenformen, möglicherweise spielt auch eine Rolle, dass der Wohnungsmarkt so angespannt ist, dass einfach kein Platz mehr für Neubürger ist und diese eher ins Umland ausweichen. Wir haben die wichtigsten Kennzahlen zusammengefasst:

    So viele Menschen ziehen nach Augsburg

    Zuzug- und Wegzug: Die Augsburger Bevölkerung ist ständig in Bewegung. Pro Jahr tauschen sich durch Zu- und Wegzug etwa sieben Prozent der Augsburger Bevölkerung aus. Im vergangenen Jahr zogen rund 20.000 Bürger weg, 23.000 kamen dazu. Eine Ursache für den Bevölkerungswandel ist, dass Studenten fürs Studium zu- und nach dem Studium wieder wegziehen. Laut Statistikamt sind die typischen zugezogenen erwachsenen Neubürger unter 40 Jahre alt, leben in einem Haushalt ohne Kinder und sind in der Tendenz Single.

    Innerstädtische Umzüge: Innerhalb Augsburgs wird weniger umgezogen als noch vor einigen Jahren. In den vergangenen acht Jahren sank die Zahl der Umzüge um etwa 500 auf zuletzt 15.800 pro Jahr innerhalb der Stadt. Das hört sich wenig an, doch rechnet man das Wachstum dazu, das die Stadt in den vergangenen Jahren hingelegt hat, fällt der Rückgang deutlicher aus. Möglicherweise ist das ein Indikator dafür, dass der Wohnungsmarkt enger geworden ist.

    Blick in die Stadtteile: Der Stadtteil mit dem größten Wechsel in der Bevölkerung ist die Jakobervorstadt. Dort zogen im vergangenen Jahr von außen 129 Menschen auf 1000 Einwohner zu, 113 zogen weg. Das heißt, dass sich in einem Jahr um die 20 Prozent der Einwohner dieses Viertels austauschten, wenn man auch noch Zu- und Wegzüge in dieses Viertel innerhalb des Stadtgebiets dazurechnet. Die Erklärung ist, dass es in diesem Viertel viele kleine Wohnungen und viele Studenten gibt. Ähnlich hohe Werte erreicht Oberhausen als Stadtteil mit dem größten Anteil an Migranten. Hier zogen 123 Menschen auf 1000 Einwohner von außen zu. Die Wegzugsquote in diesem Viertel ist auch relativ hoch.

    Wie zufrieden sind die Augsburger?

    Zufriedenheit: Rüdiger Bergmann schrieb vor einigen Monaten in einem Leserbrief an dieSüddeutsche Zeitung, was er an Augsburg alles nicht schätzt. Wortkarg, unfreundlich und starrköpfig seien die Augsburger. Er löste damit eine lebhafte Debatte aus. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass Bergmann unter den Neubürgern mit seinen Ansichten aber eher der Minderheit angehört. Bei einer Umfrage unter Neubürgern durch die Stadt 2017 kam heraus: 30 Prozent halten Lebensqualität für eine sehr große, 61 Prozent für eine große Stärke von Augsburg. Auch das Miteinander der Bürger wird überwiegend positiv beurteilt, auch wenn 40 Prozent das Thema als Schwäche der Stadt sehen.

    Kinder: Die Zahl der neugeborenen Augsburger stieg in den vergangenen Jahren. Im vergangenen Jahr waren es 3043 Kinder, 2010 waren es noch 2341 Kinder. Die Zahl der Sterbefälle liegt seit einigen Jahren bei etwa 3000 pro Jahr. In der Vergangenheit starben mehr Augsburger als geboren wurden, momentan hält sich das Verhältnis die Waage. Für die Zukunft ist prognostiziert, dass es wieder mehr Sterbefälle als Geburten geben wird. Parallel wird das Durchschnittsalter steigen.

    In Augsburg kommen seit einigen Jahren zwar wieder mehr Kinder zur Welt, gleichzeitig sinkt der Anteil der Haushalte, in denen Kinder leben. Mit 16,9 Prozent lag der Anteil in den Jahren 2014 bis 2017 auf einem Rekordtief. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 17 Prozent.

    Augsburg wächst langsamer

    Bevölkerungsstand: Das Bevölkerungswachstum in Augsburg ist inzwischen fast völlig zum Erliegen gekommen. Nach Zuwächsen um jährlich bis zu 5000 Menschen in den vergangenen Jahren verzeichnete die Stadt im vergangenen Jahr ein Saldo von 2500 Bürgern, wenn man Zu- und Wegzüge sowie Geburten und Sterbefälle berücksichtigt. Der Stand der so genannten wohnberechtigten Bevölkerung (u.a. auch Einwohner mit Zweitwohnsitz) lag zum Jahreswechsel bei 298.255 Bürgern. Bemerkenswert: Zum 30. April lag die Zahl bei 298241, das heißt die Bewohnerzahl ist im Frühjahr leicht geschrumpft. Trotzdem dürfte die Zahl von 300.000 im Lauf diesen Jahres erreicht werden. Im Herbst zum Beginn von Ausbildung und Studium sind gewöhnlicherweise deutliche Zuwächse zu verzeichnen. Momentan, so das Statistikamt, schwanke die Zahl von Monat zu Monat um etwa 100 Bürger.

    Fortgesetzt hat sich im Frühjahr ein Trend, der sich in den Vergangenheit abzeichnete: Die Zahl der Bewohner mit deutscher Staatsangehörigkeit sinkt, die Zahl der Augsburger mit ausländischen Pass steigt. In den ersten vier Monaten sanken bzw. stiegen die Zahlen um jeweils etwa 700. Hauptgrund für die Zunahme der ausländischen Bevölkerung war zuletzt die Arbeitnehmer-Freizügigkeit innerhalb der EU. Vor allem Zuwanderer aus Osteuropa, etwa Rumänien, kamen nach Augsburg.

    Prognose: Die aktuellste Prognose zur Bevölkerungsentwicklung kommt momentan vom statistischen Landesamt (Dezember 2018). Demnach wird das Wachstum in Augsburg weitergehen. Bis 2037 soll die Bevölkerung um 8,1 Prozent (bezogen auf das Jahr 2017) steigen. Ausgelöst wird das Wachstum durch Zuzug von außen. Auch die Prognose der Stadt geht davon aus, dass es künftig noch ein Bevölkerungswachstum geben wird, wenn auch deutlich abgeflacht.

    Nicht berücksichtigt bei den Prognosen sind allerdings Entwicklungen wie Standortschließungen von Firmen mit Arbeitsplatzverlust oder umgekehrt Ansiedlungen wie Uni-Klinik oder Innovationspark. Mit berücksichtigt wird das Wohnungsangebot, wobei das künftige große Wohngebiet Haunstetten-Südwest, für das es aber noch kein Baurecht gibt, bei den Berechnungen keine Rolle spielt.

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