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Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

Hacker und Spione bedrohen auch Forschungseinrichtungen in Augsburg.

Augsburg
23.06.2021

Spionage-Verdacht: Fraunhofer-Institut hält sich für nicht betroffen

Von Eva Maria Knab

Nach dem Spionage-Verdacht an der Uni Augsburg verweist das Fraunhofer-Institut IGCV auf umfassende Schutzmaßnahmen und ein Projekt, das für mehr Sicherheit sorgen soll.

Beim Augsburger Fraunhofer-Institut IGCV geht man davon aus, nicht in den aktuellen Fall des mutmaßlichen Spions Ilnur N. verwickelt zu sein. Darüber hinaus verweist eine Sprecherin der Forschungseinrichtung auf umfassende Schutzmaßnahmen vor Wissenschaftsspionage.

Ilnur N. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem naturwissenschaftlich-technischen Lehrstuhl der Universität Augsburg und befindet sich wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Agententätigkeit in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, "spätestens seit Anfang Oktober 2020" für einen russischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein. Zwischen Oktober 2020 und Juni 2021 soll er sich mindestens dreimal mit einem Angehörigen eines russischen Auslandsgeheimdienstes getroffen haben. Zumindest bei zwei dieser Treffen soll er Informationen aus dem "Herrschaftsgebiet der Universität" weitergegeben und dafür Bargeld erhalten haben.

Spionage-Verdacht an Uni: "Tätigkeitszeitraum nicht betroffen"

Ilnur N. hatte zuvor zwischen 2016 und 2017 wohl auch ein Praktikum beim Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik (IGCV) absolviert. Dort verweist man auf die Ermittlungen des Generalbundesanwalts. Der Tätigkeitszeitraum der genannten Person bei Fraunhofer sei mit weitem Abstand nicht betroffen, teilt das IGCV mit. Weitere Auskünfte zu vormaligen oder aktuellen Beschäftigten seien aus Datenschutzgründen nicht möglich.

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Die Fraunhofer-Gesellschaft gilt als führende Organisation für angewandte Forschung in Europa. Unter ihrem Dach arbeiten aktuell 75 Institute und Forschungseinrichtungen an Standorten in ganz Deutschland. Wirtschaftsspionage und Konkurrenzausspähung seien prinzipiell ein wichtiges Thema und eine große Bedrohung – unabhängig vom Ausgangspunkt der Spionage, heißt es dort. "Wir sind uns der Gefahr, die von Wirtschaftsspionage und Ausspähung ausgeht, bewusst und nehmen alle diesbezüglichen Warnungen grundsätzlich ernst", so die Sprecherin. Im Jahr 2008 habe man zusammen mit anderen Forschungseinrichtungen den Arbeitskreis Informationssicherheit der deutschen Forschungseinrichtungen gegründet. Über diesen Arbeitskreis werde auch Kontakt mit den Sicherheitsbehörden gehalten.

Wie sich Fraunhofer-Forschungseinrichtungen schützen

Zusätzlich gebe es direkte Kontakte zwischen Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft und Landesämtern für Verfassungsschutz. "Die Fraunhofer-Gesellschaft sensibilisiert ihre Institutsleitungen und Mitarbeitenden für die Risiken von Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage durch Informationen", teilt das IGCV mit. Darüber hinaus gebe es Vorträge mit Vertretern der Ämter für Verfassungsschutz in den Instituten. Über bestehende Kontakte zu den Ämtern könnten im Bedarfsfall Informationen über konkrete Gefährdungen ausgetauscht werden.

Gerade Wissenschaftsorganisationen müssten ihre Ergebnisse vor Spionage und Ausspähung schützen. Dazu forsche Fraunhofer auch, beispielsweise im Projekt WISKOS.

Die Universität Augsburg gibt vor dem Hintergrund der aktuellen Ermittlungen derzeit keine Auskünfte dazu, wie sie sich grundsätzlich gegen Wissenschaftsspionage schützt.

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