Wenn von Giuseppe Verdis „Messa da Requiem“ behauptet wird, hier handle es sich um Oper im Gewand der Liturgie, dann ist das in gewissem Grade Humbug: Wenn Oper institutionalisierten Prunk und künstlerische Prätention meint, dann geht das völlig am Requiem vorbei. Und doch, von einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtet, zielt der Opern-Vergleich nicht daneben: Denn wie kein anderer Komponist hat der italienische Meister die altlateinische Totenmesse auf den Menschen, auf sein Fühlen und seine Ängste gespiegelt – Bereiche, die seit jeher den Kern guter Opernmusik bilden und in deren Ausgestaltung Verdi einer der Größten war. Der bange Mensch im Angesicht des Unfassbaren, das vor allem – neben manch eindrücklich tönendem Höllenbrand – hat der Komponist in seinem Requiem zu Klang werden lassen. Und mit der Fähigkeit, eben dies herauszumodellieren, steht und fällt jede Aufführung des Werks.
Sinfoniekonzert