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Sie hatte die 10000 Euro schon von der Bank geholt

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Sie hatte die 10000 Euro schon von der Bank geholt

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    Jürgen Schermbach warnt vor den Enkeltrickbetrügern.
    Jürgen Schermbach warnt vor den Enkeltrickbetrügern. Foto: Harald Jung

    Ingolstadt/KreisEichstätt Nachdem bereits vergangene Woche im Großraum

    Am Dienstag wurden nach Angaben der Kriminalpolizei Ingolstadt fünf Fälle in Ingolstadt, Denkendorf, Lichtenau und Manching (zweimal) bekannt. Die Anrufer klingelten mit der üblichen Masche überwiegend bei Senioren an, bei denen sich die Betrüger als Verwandte ausgaben, eine finanzielle Notlage vorspiegelten und um Unterstützung mit Geld baten. Glücklicherweise kam es in keinem Fall zu einer Geldübergabe, meldet die Polizei. Denn fast alle Angerufenen erkannten die betrügerische Absicht und beendeten das Gespräch.

    In einem Fall wäre es aber beinahe ins Auge gegangen. Denn nach angaben der Kripo hatte eine 78-jährige Frau aus dem südlichen Ingolstadt bereits 10000 Euro von der Bank abgehoben, nachdem sich am Telefon ein Unbekannter als Mann ihrer Enkelin ausgab und um Geld für einen Autokauf bat. Glücklicherweise erzählte die Frau kurz vor der geplanten Übergabe doch noch einem Verwandten davon. Dieser telefonierte daraufhin mit der richtigen Enkelin der Geschädigten und der Schwindel flog auf.

    In diesem Zusammenhang warnt die Polizei erneut vor dem weiterem Auftreten von betrügerischen Anrufern und bittet vor allem Senioren um erhöhte Aufmerksamkeit.

    Laut Jürgen Schermbach, dem Leiter des Sachgebietes Kriminalitätsbekämpfung beim Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, gehen die Enkeltrickbetrüger im Raum Ingolstadt immer noch raffinierter vor. Ihre Arbeitsweise ist der Polizei inzwischen gut bekannt: Erst suchen sich die Täter im Telefonbuch beispielsweise Menschen mit einem „alten“ Vornamen, beispielsweise Kreszentia oder Egidius. Dann wird dort angerufen, in vielen Fällen von Frauen. Die geben sich als Verwandte aus und tischen Lügengeschichten auf. Beispielsweise von einem Schnäppchenkauf, den man sofort abschließen müssen, weil die günstige Gelegenheit sonst verstreicht. Oder von einer Notlage. Auch da sind die Anrufer nicht zimperlich. In manchen Fällen wurde auch schon von unschuldig Verhafteten erzählt, die nur auf Kaution freigelassen werden.

    Das Präsidium verzeichnete im vergangenen Jahr einen krassen Anstieg dieser Fälle. 2014 waren es noch 166, ein Jahr später bereits 502. In 13 Fällen kam es sogar zu Geldübergaben. Der Schaden ist enorm: 284000 Euro! Im Raum Ingolstadt gab es 2015 immerhin 102 solcher Fälle. Dreimal waren die Trickbetrüger hier erfolgreich. Gesamtschaden: 76000 Euro. Nicht selten werden die Opfer um ihre gesamten Ersparnisse und damit um die Altersversorgung gebracht, so die Polizei.

    Laut Schermbach sind die Drahtzieher der Betrügereinen hauptsächlich in Polen, Litauen, Rumänien, Albanien und Bulgarien zu suchen. Von dort aus werden die Aktionen geschickt gesteuert und die Komplizen in Deutschland instruiert, die das Geld abholen, wenn das Opfer auf den ganzen Schwindel reingefallen ist.

    Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer bei solchen Delikten ziemlich hoch ist. Auch deshalb, weil Angerufene das Gespräch sofort beenden und einfach auflegen. Manche würden sich vermutlich auch schämen, später davon zu erzählen. (haju/nr)

    DiePolizei rät: Gehen Sie niemals auf Geldforderungen am Telefon ein und informierten Sie auf jeden Fall die nächste Polizeidienststelle, wenn Sie einen solchen Anruf bekommen.

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