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Augsburg: Seniorenbeirat fordert Lockerung der Corona-Auflagen in Heimen

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Seniorenbeirat fordert Lockerung der Corona-Auflagen in Heimen

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    Die Besuchsbeschränkungen oder gar -verbote wegen der Corona-Pandemie machen Bewohnern der Seniorenheime und ihren Angehörigen zu schaffen.
    Die Besuchsbeschränkungen oder gar -verbote wegen der Corona-Pandemie machen Bewohnern der Seniorenheime und ihren Angehörigen zu schaffen. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Anders als im Frühjahr sind die Seniorenheime aktuell für Besucher geöffnet - es sei denn, ein Corona-Ausbruch macht die zeitweilige Schließung des ganzen Hauses oder einzelner Stationen erforderlich. Die Stadt und die Wohlfahrtsverbände als Träger zahlreicher Einrichtungen in Augsburg haben sich nun auf gemeinsame Besuchsregeln in Pandemiezeiten verständigt. Damit soll einerseits das Eindringen des Virus in die Häuser möglichst verhindert und andererseits den Senioren ein regelmäßiger Kontakt zu ihren Angehörigen ermöglicht werden. In dem Papier heißt es unter anderem, dass an den Besuchstagen jeweils ein registrierter Besucher pro Bewohner erlaubt ist. Der Aufenthalt sollte maximal eine Stunde betragen und auch die Gesamtzahl der Besucher sollte möglichst beschränkt bleiben, um Risiken zu reduzieren.

    Augsburger Seniorenbeirat will Besuch ohne Zeitlimit

    Diese Regelungen sind dem Augsburger Seniorenbeirat zu restriktiv. Um "Schutz und Würde" der Heimbewohner auch in Zeiten der Pandemie zu wahren, sei es sicherzustellen, dass mindestens ein Angehöriger einen täglichen Zugang ohne zeitliche Begrenzung zu einem Bewohner einer Pflegeeinrichtung erhält, fordert das Gremium in einem Vorstandsbeschluss. Für alleinstehende Bewohner sei eine vergleichbare Besuchsmöglichkeit zu schaffen. Diese Kontaktmöglichkeit sei auch im Falle einer Unterbringung in Quarantäne sicherzustellen. Wie Vorsitzender Robert Sauter gegenüber unserer Zeitung betont, dürfe natürlich der Schutz aller Beteiligten vor einer möglichen Ansteckung nicht zu kurz kommen. So sollte es für Besucher Schnelltests, FFP2-Masken und spezielle Kleidung geben.

    Robert Sauter, Vorsitzender des Augsburger Seniorenbeirats, fordert weniger restriktive Besuchsregelungen in den Heimen.
    Robert Sauter, Vorsitzender des Augsburger Seniorenbeirats, fordert weniger restriktive Besuchsregelungen in den Heimen. Foto: Sauter

    Aus Sicht des Seniorenbeirats ermöglichen die aktuellen Corona-Regeln in den Heimen den Bewohnern nicht die Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben. "Dies ist für die Zukunft nicht mehr hinnehmbar!", sagt Sauter. Eine Vereinsamung von Bewohnern dürfe nicht mehr in Kauf genommen werden, erneute Besuchs- und Betreuungsverbote müssten in jedem Fall verhindert werden.

    Aufnahmestopps in einigen Augsburger Heimen

    Auch Susanne Greger, Werkleiterin der städtischen Altenhilfe mit insgesamt fünf Pflegeheimen, ist die Wahrung der Grund- und Freiheitsrechte der Bewohner und ihrer Angehörigen wichtig. Um Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden, sieht sie aber keine andere Möglichkeit, als in zwei Einrichtungen Aufnahmestopps und Besuchsverbote aufrechtzuerhalten. Besonders stark betroffen ist das Haus Lechrain in Lechhausen, in dem aktuell 48 infizierte Senioren leben. Davon zeigten 44 bislang keinerlei und vier milde Krankheitssymptome, teilt die Stadt mit. Hinzu kämen 25 Beschäftigte mit positivem Test.

    Im Hospitalstift in der Innenstadt sei zwar mit derzeit 30 infizierten Senioren eine rückläufige Tendenz zu erkennen. Vier von ihnen zeigten allerdings einen "besorgniserregenden Krankheitsverlauf" und würden intensiv von ihren Hausärzten betreut. Darüber hinaus fallen nach Angaben der Stadt im Hospitalstift zehn Mitarbeiter wegen Corona aus. Werkleiterin Greger sieht es in den betroffenen Häusern als größte Herausforderung an, den Pflegebetrieb aufrechtzuerhalten. "Die Möglichkeit, die Fachkraftquote zu unterschreiten ist zwar ein Ventil. Aber gerade die Bewohnerinnen und Bewohner mit Krankheitszeichen brauchen qualifizierte Beobachtung und Pflege", betont sie. Aus diesem Grund greife die Altenhilfe auf Fachkräfte von Zeitarbeitsfirmen zurück.

    Auch in Pflegeheimen anderer Träger in Augsburg greift Corona immer mehr um sich - insgesamt dürfte sich die Zahl der Einrichtungen mit Infektionsfällen und Zutrittsverboten inzwischen im zweistelligen Bereich bewegen. Ganz aktuell hat etwa das Pauline-Fischer-Haus des Diako mit knapp 100 Plätzen ein Besuchsverbot verhängen müssen. "Wir haben fünf positiv getestete Senioren in einem Wohnbereich, die teilweise Fieber haben, aber im Haus versorgt werden können", sagt Einrichtungsleiter Gottfried Fuhrmann. Da außerdem zwei Mitarbeiter wegen Symptomen nach Hause geschickt wurden, seien weitere Tests unter den Beschäftigten veranlasst worden. Je nach Ergebnis und den Quarantänevorgaben des Gesundheitsamts könnte es dann zu einem Personalengpass kommen, befürchtet Fuhrmann.

    Auf gemeinsame Mahlzeiten wird verzichtet

    Davon ist beim Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt als Träger mehrerer Heime in Augsburg momentan nicht die Rede. Vorstand Wolfgang Mayr-Schwarzenbach meldet allerdings auf Anfrage eine positiv getestete Mitarbeiterin in der Einrichtung in Haunstetten. Die Konsequenz: "Das Haus wurde umgehend für Besucher und Dienstleister geschlossen, es finden momentan auch keine Kleingruppen oder gemeinsame Mahlzeiten mehr statt", sagt Mayr-Schwarzenbach.

    Seit Ende Oktober und vorerst bis 23. November ist auch der Ruhesitz Wetterstein in Haunstetten mit 96 Wohnungen und 74 Pflegeplätzen für Besucher geschlossen. Der Grund sind drei Senioren und zwei Mitarbeiter mit Infektion im Betreuten Wohnen. Ein weiterer positiv getesteter Bewohner sei gestorben, sagt Leiter Robert Krenn. Mit stichprobenartigen Schnelltests von Montag bis Freitag versuche sein Haus, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen.

    Im Textilviertel kämpft seit mehreren Wochen das Haus am Schäfflerbach mit der Pandemie und unterbindet Besuche. "Dort sind aktuell 24 Bewohner und vier Mitarbeiter positiv getestet", sagt Tanja Kurz vom Träger Korian. Vier Bewohner würden im Krankenhaus behandelt.

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