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Schwimmen: Kinder müssen in Augsburg zwei Jahre auf Schwimmkurse warten

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Kinder müssen in Augsburg zwei Jahre auf Schwimmkurse warten

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    Vom Nichtschwimmer zum Schwimmer: Dieser Weg kann in Augsburg mittlerweile bis zu zwei Jahre dauern, weil von den Vereinen zu wenige Anfänger- und Einsteigerkurse angeboten werden können.
    Vom Nichtschwimmer zum Schwimmer: Dieser Weg kann in Augsburg mittlerweile bis zu zwei Jahre dauern, weil von den Vereinen zu wenige Anfänger- und Einsteigerkurse angeboten werden können. Foto: Ulrich Wagner

    Normalerweise würde die Nachricht, dass die Stadt Augsburg für viel Geld ein Hallenbad saniert, durchaus Freude bei den örtlichen Schwimmvereinen auslösen. Inmitten der auslaufenden Corona-Pandemie jedoch sorgt die Aussicht, dass damit in den Jahren 2022 bis 2024 rund 40 Prozent der sowieso schon knappen Wasserfläche in der Stadt wegfallen, für Unverständnis und Kopfschütteln. Denn das Spickelbad ist derzeit voll funktionsfähig, die sechs 25-Meter-Bahnen und vor allem das Lehrschwimmbecken werden von den Vereinen dringend für Anfänger- und Einsteiger-Kurse gebraucht.

    „Schon vor Corona gab es lange Wartelisten für Schwimmkurse in den Vereinen“, berichtet Wolfgang Matzke vom Schwimmerbund Delphin 03 Augsburg, „die Wartezeiten betrugen auch damals schon rund ein halbes bis ein Jahr. Da pandemiebedingt bis jetzt drei Schwimmkurszyklen ausgefallen sind, besteht aktuell ein erheblich höherer Bedarf.“ Weil außerdem viele Schwimmanfänger jene Grundkenntnisse, die sie vor der Corona-Pandemie erworben hatten, wieder verlernt haben, sei für diese Kinder ebenfalls ein Neuanfang nötig. Zudem sei sowohl die Fitness als auch die Schwimmfähigkeit der Bevölkerung in den letzten Jahren dramatisch gesunken.

    Die Badeunfälle in Seen und Flüssen nehmen zu

    Nicht nur die Schwimmvereine, sondern auch Wasserwacht und Rettungsdienste schlagen deshalb Alarm. Um Corona-Beschränkungen in Schwimmbädern zu umgehen, weicht die Bevölkerung in diesem Sommer verstärkt auf Seen und Flüsse aus. Die Badeunfälle nehmen zu. Diese Problematik wurde auch vonseiten der Staatsregierung erkannt und soll nun in Form eines 50-Euro-Gutscheins für Anfänger-Schwimmkurse behoben werden. „Diese Maßnahmen laufen aber insbesondere in Augsburg ins Leere, da einfach nicht ausreichend Wasserfläche zur Verfügung steht, um genügend Kurse anbieten zu können“, macht Matzke die Problematik deutlich. Auch die Unterstützung von Übungsleitern der Universität Augsburg nütze nichts, wenn es keine Wasserflächen gäbe.

    Vereine, Wasserwacht und Rettungsdienste schlagen Alarm, weil zu wenig Schwimmkurse angeboten werden können.
    Vereine, Wasserwacht und Rettungsdienste schlagen Alarm, weil zu wenig Schwimmkurse angeboten werden können. Foto: Thorsten Jordan

    Die Schwimmabteilung des Post SV Augsburg weiß beispielsweise gar nicht, wohin mit den ganzen Anmeldungen. „Auf unserer Vormerkliste für Anfängerschwimmkurse stehen aktuell rund 100 Kinder und es werden fast täglich mehr“ , berichtet Abteilungsleiter Bernd Zitzelsberger. Aber die Corona-Vorgaben täten ihr Übriges dazu, dass die Menge in naher Zukunft nicht abgearbeitet werden könne. Derzeit dürften beispielsweise nur neun Personen ins Lehrschwimmbecken des Plärrerbads und 13 in das des Spickelbads. „Normalerweise haben wir im Plärrerbad zwischen 20 und 25 Kinder im Lehrschwimmbecken“, macht Zitzelsberger deutlich, wie sehr die Schwimmausbildung heruntergefahren werden musste.

    Auch die großen Becken sind reglementiert. Wo früher in den Hallenbädern zwischen 50 bis 70 Personen gleichzeitig schwimmen durften, sind es nun nur noch 30 im Plärrerbad und 41 im Spickelbad. Im Gögginger Hallenbad, das ab August wieder genutzt werden darf, können nur zehn Personen ins Lehrbecken, also nur mehr acht bis neun Kinder und ein oder zwei Trainer. „Das alles schränkt uns natürlich stark ein“, betont Zitzelsberger. Zumal „Kinder, die vor ein bis zwei Jahren das Seepferdchen erworben haben, trotzdem wieder ins Lehrbecken müssen, weil sie keine 25, geschweige denn 50 Meter, schaffen. Und mit dem Seepferdchen ist ein Kind kein sicherer Schwimmer, erst mit dem Deutschen Schwimmabzeichen in Bronze, besser noch in Silber“, mahnt Zitzelsberger.

    Wasserballer des SV Augsburg fürchten um ihren Fortbestand

    Neben all diesen Problemen bangt man beim Schwimmverein Augsburg (SVA) auch noch um das Fortbestehen der Wasserballmannschaften, die derzeit nur im Spickelbad ihre Spiele austragen können. „Der Aufbau unserer Jugendgruppen hat uns in den letzten Jahren viel Arbeit und Mühen gekostet – natürlich geleistet von ehrenamtlichen und sehr engagierten Übungsleitern am Beckenrand. Diesen zarten Erfolg sehen wir derzeit akut gefährdet“, sagt SVA-Vorsitzender Taylan Toprak mit Blick auf die anstehende Schließung über mehrere Jahre. Es sei zu befürchten, dass „die Mühen der letzten Jahre wohl umsonst“ gewesen sind.

    Doch welche Lösungen könnten sich die Vereine vorstellen, um die Wartezeiten zu verringern? Für Wolfgang Matzke vom SB Delphin gibt es da nur eine gangbare Lösung. „Wir brauchen vorrangig als nächstes Bädervorhaben ein 50-Meter-Hallenbad in Augsburg, einschließlich Lehrschwimmbecken. Damit es während der Sanierung der bestehenden Hallenbäder nicht zu erheblichen Einschränkungen für die Öffentlichkeit und die Schwimmausbildung, der Schulen, der Vereine und der Wasserrettungsorganisationen kommt.“ Auch Toprak betont: „Erst eine Ersatz-Wasserfläche schaffen, bevor mit der Sanierung des Spickelbads begonnen wird.“

    Am Montag befasst sich der Sportausschuss mit der Thematik

    Für Bernd Zitzelsberger könnte eine vorübergehende Traglufthalle über das Bärenkellerbad zwar keine Lösung, aber immerhin eine Ausweichmöglichkeit bieten. Damit könnten vor allem über die Wintermonate Kapazitäten aufgestockt werden. „Allerdings muss man klar sagen, dass – bis das von unserer Arge für Augsburg gewünschte 50-Meter-Hallenbad gebaut ist – mit einer Traglufthalle über einem Freibad-Becken keine zusätzlichen Anfängerschwimmkurse möglich sind. Außer man baut noch ein Lehrschwimmbecken daneben und überdacht zwei Becken.“

    Am Montag wird sich der Augsburger Sportausschuss in seiner aktuellen Sitzung (Beginn 14.30 Uhr) ebenfalls mit der Bäder-Situation in Augsburg befassen.

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