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Schwelbrand im Klinikum: Brandgefährliche Fugen sorgen für Großalarm

Schwelbrand im Klinikum

Brandgefährliche Fugen sorgen für Großalarm

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    Der Schwelbrand im Klinikum war schnell unter Kontrolle.
    Der Schwelbrand im Klinikum war schnell unter Kontrolle.

    Von Jörg Heinzle Volker Sporck, der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr, wollte kein Risiko eingehen. Dazu war ihm die Situation im Augsburger Klinikum zu riskant.

    Das Großaufgebot an Feuerwehrleuten blieb deshalb am Mittwochabend über Stunden in Bereitschaft. Erst als klar war, was genau den Brandgeruch im Gebäude ausgelöst hat, konnten die Rettungskräfte langsam wieder abrücken.

    Gestern, am Tag nach dem Großalarm in dem Krankenhaus mit rund 1200 Patienten, wurde das Vorgehen der Feuerwehr von allen Seiten gelobt. "Der Einsatz war absolut gerechtfertigt", sagte Ordnungsreferent Walter Böhm (CSU) der AZ. "Man musste diese Sache wirklich sehr ernst nehmen." Der Hintergrund: Der Rauchgeruch im Haus stammte von einem Schwelbrand in einer Dehnungsfuge. Und genau solche Schwelbrände können - obwohl sie meist glimpflich ausgehen - durchaus gefährlich sein. Auch die Brandkatastrophe 1996 am Düsseldorfer Flughafen wurde ausgelöst, weil sich bei Schweißarbeiten das Material einer solchen Fuge entzündete. 17 Menschen starben.

    Von solch einem Unglück war man am Mittwoch freilich meilenweit entfernt. "Für die Patienten bestand zu keiner Zeit eine Gefahr", versicherte Böhm gestern erneut. Keiner musste das Haus verlassen. Trotzdem wurde die hohe Brandstufe 5 ausgerufen. Sämtliche Kräfte der Berufsfeuerwehr rückten aus, zudem die freiwilligen Feuerwehren Haunstetten und Kriegshaber. Rund 100 Helfer von Rotem Kreuz und anderen Rettungskräften standen für den Fall einer teilweisen Evakuierung bereit. "Das Klinikum ist unser kritischstes Objekt", sagt Andreas Graber, der Vize-Chef der Feuerwehr. Wegen über 1000 Patienten, von denen sich viele nicht selbst in Sicherheit bringen können, aber auch wegen der ständigen Bauarbeiten in dem riesigen Gebäude. Der Großeinsatz sei auch deshalb richtig gewesen, weil zunächst völlig unklar war, woher der Qualm kam, den Mitarbeiter entdeckt hatten. Mit einer Wärmebildkamera lokalisierten Feuerwehrleute nach einiger Zeit im fünften Stock das glimmende Material einer Dehnungsfuge. Entzündet wurde es nach Erkenntnissen der Kripo von Bauarbeitern beim Verlegen von Dachpappe.

    Das passierte am Klinikum nicht zum ersten Mal. Im Oktober 2006 rückte die Feuerwehr an, weil nach Arbeiten mit einer Flex eine Dehnungsfuge zu qualmen begann. Ähnlich ist ein Einsatz vom Januar 2001, als sich beim Erwärmen von Dachpappe in der Notaufnahme eine Dehnungsfuge entzündete. In der Regel entsteht zwar nicht sofort ein Brand. Der Qualm kann sich aber durch Schächte im Haus verteilen. Auch das hielt sich am Mittwoch in Grenzen: Nur in wenigen Zimmern kam zum Beispiel Rauch aus den Steckdosenbuchsen.

    Im Grunde, meinen Feuerwehrleute, dürfte das Material in Dehnungsfugen gar nicht brennbar sein. Dass dies dennoch so ist, ist nach Einschätzung von Klinik-Vorstand Anselm Berger "wirklich ein Problem", das aber "durch den Bau bedingt" sei. "In den Jahren, in denen das Haus gebaut wurde, sind leider Materialien verbaut worden, die brennbar sind", sagt auch Ordnungsreferent Böhm. Man sei sich dieses Problems aber bewusst, so Klinikchef Berger. Speziell bei Bauarbeiten achte man daher auf höchste Sicherheit. Warum dennoch etwas passieren konnte, soll nun nochmals geprüft werden.

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