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Rückblick: Nach Marcel Reich-Ranickis Tod: Unvergessliche Erlebnisse mit dem „Literaturpapst“

Rückblick

Nach Marcel Reich-Ranickis Tod: Unvergessliche Erlebnisse mit dem „Literaturpapst“

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    Marcel Reich-Ranicki in Augsburg: Der bekannte Literaturkritiker erhielt von der Uni Augsburg den Ehrendoktortitel. (Bilder unten).
    Marcel Reich-Ranicki in Augsburg: Der bekannte Literaturkritiker erhielt von der Uni Augsburg den Ehrendoktortitel. (Bilder unten).

    Der Tod von Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bewegt die Menschen. Immer wieder in seinem langen Leben war er auch in Augsburg. 1992 erhielt er den Ehrendoktortitel der Universität

    Mit Reich-Ranicki konnte man sich über jedes Thema unterhalten

    Einer, der dem „Literaturpapst“, wie Reich-Ranicki auch genannt wird, öfters begegnet ist, ist Augsburgs Kulturreferent Peter Grab: „Ich hatte immer sehr aufregende und unvergessliche Begegnungen mit ihm – sei es im Goethe-Institut in Prag oder wenn ich ihn mit dem Auto von Augsburg nach Füssen zu einem Vortrag fuhr im Rahmen der Literaturreihe ,50 Jahre Gruppe 47‘, die ich für den dortigen Bürgermeister Paul Wengert in Füssen und Schwangau organisierte.“

    Grab berichtet, dass man sich mit Reich-Ranicki über jedes Thema unterhalten konnte, er habe ein unglaubliches Gedächtnis gehabt: „Und in der Brecht-Stadt Augsburg fühlte er sich immer sehr wohl.“ Auch an die Fernsehsendung erinnert sich Grab: „Die Live-Ausstrahlung aus dem Drei Mohren wurde wegen der großen Nachfrage im Rathaus auf mehreren Leinwänden parallel übertragen.“

    Der Literaturkritiker war bescheiden, aber bestimmt im Auftreten

    Buchhändler Kurt Idrizovic ist Reich-Ranicki zwei Mal persönlich begegnet. Für ihn ist er auch nach seinem Tod sehr präsent. „Er ist der Leuchtturm in der Literaturszene. Es vergeht keine Woche, kein Monat, ohne dass man in der Buchhandlung und auch als Mensch nicht auf irgendetwas von ihm stößt“, sagt Idrizovic. Er zeigt sich beeindruckt von Reich-Ranickis Wissen. „Man war sich über die Literatur sehr nahe“, sagt Idrizovic.

    Auch beschreibt er ihn als eher bescheiden, aber bestimmt. „Er war nicht übermütig oder demütigend. In seinem Fach war er gut und sicher. Und er wusste, worüber er sprach.“ Idrizovic: „Reich-Ranicki ist unersetzbar.“

    Reich-Ranicki sorgte immer für kontroverse Debatten

    Autor Peter Dempf hat den Literaturkritiker ganz anders erlebt. Er traf Reich-Ranicki auf einer Buchmesse. „Ich frage mich, aus welcher Haltung heraus er sich angemaßt hat, Autoren in einer derartigen Art und Weise zu vernichten. Schließlich ist Literatur Geschmackssache.“ Dennoch hält Dempf ihn für einen guten Schreiber. „Ich fand ihn durchaus interessant.“ Mit Reich-Ranicki sei Literatur in den Medien auch immer sehr präsent gewesen.

    Wie auch immer der Kritiker tatsächlich war, der temperamentvolle Mann hat für kontroverse Debatten gesorgt. Doch wie sagte Bert Brecht – immer wieder von Reich-Ranicki zitiert: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

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