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Rettungseinsatz: Augsburg: Zwei Menschen sterben bei Brand

Rettungseinsatz

Augsburg: Zwei Menschen sterben bei Brand

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    Hausbrand in der Staffenstrasse (Bild: Kaya)
    Hausbrand in der Staffenstrasse (Bild: Kaya) Foto: Alexander Kaya

    Eine Schürfwunde am Hinterkopf. Das ist für einen 31-jährigen Mann die Folge des verheerenden Brandes in der Stauffenstraße in Augsburg-Hochzoll in der Nacht von Samstag auf Sonntag.

    "Es ist nur eine Schürfwunde", kann es Thorsten Wehrmeister kaum glauben, ist froh, dass er diese Flammenhölle überlebt hat und dennoch traurig: Zwei Nachbarn starben in den Flammen, sechs Menschen wurden verletzt.

    Es war eine Sache von Minuten. Wehrmeister saß kurz vor Mitternacht entspannt vor dem Fernseher, als es an der Haustür Sturm klingelte. Beinahe wütend, wer sich mitten in der Nacht so einen Scherz erlaube, öffnet er die Tür. Davor: keine Menschenseele, nur Rauch. "Vor lauter Schreck habe ich die Tür wieder zugeknallt", erzählt er. Er zog seine Schuhe an, griff nach seinem Handy, fand in der Eile seinen Geldbeutel nicht und versuchte, seinen Kater Minnime unter dem Bett herauszuzerren. Dabei holte er sich die Schürfwunde. "Er hatte sich in der hintersten Ecke versteckt. Ich musste das Bett hochwerfen, damit ich ihn packen konnte, dabei ist es mir auf den Kopf geknallt."

    Er wickelte den knapp zweijährigen Kater in ein Handtuch und suchte den Weg vom zweiten Stock ins Freie. Im Treppenaufgang raubte ihm die Hitze die Luft, das Geländer stand in Flammen, er sprang in Windeseile die Treppe hinunter, sonst hätte er es nicht mehr geschafft. "Zwei, drei Minuten später und es wäre vorbei gewesen", ist er sich sicher. Auf dem Weg zum Hinterausgang verlor er den Kater.

    Während Thorsten Wehrmeister gemeinsam mit seinen unverletzten Nachbarn sowie den Anwohnern aus den beiden angrenzenden Häusern in einem Bus der Feuerwehr betreut wurde, versuchten 44

    Meterhoch schlugen beim Eintreffen der Rettungskräfte bereits die Flammen aus der Erdgeschosswohnung, in deren Küche es zu dem Brand kam. Dort wollte laut Kriminalpolizei ein Verwandter (60) des 44-jährigen Mieters Fleisch in einem Bräter zubereiten. Das erhitzte Öl fing zu Brennen an. Der 60-Jährige, der aus dem Ruhrgebiet zu Besuch war, erlitt eine Rauchvergiftung, schaffte es aber noch ins Freie. Sein Verwandter versuchte, den Brand zu löschen. Er wurde später tot geborgen. Für einen 37-jährigen Mieter aus dem Dachgeschoss kam ebenfalls jede Hilfe zu spät.

    Anwohner hörten Hilferufe. Als die Feuerwehr in die Stauffenstraße fuhr, sah sie den Mann am Fenster stehen. Aber für eine Rettung war es zu spät. "Böden, Treppe, Türen, alles in diesem Haus bestand aus trockenem Holz. Durch den Durchzug im Haus haben sich die Flammen innerhalb weniger Minuten ins Dachgeschoss ausgebreitet, ja der Brand hat geradezu durch das Haus durchgezündet", so Friedhelm Bechtel, Sprecher der Berufsfeuerwehr.

    Sieben Stunden waren die Feuerwehrleute im Einsatz und konnten mit zwei Drehleitern verhindern, dass das Feuer auf die benachbarten Häuser übergriff. 50 Einsatzkräfte des Rettungsdienstes waren vor Ort. Der Schaden an dem Haus wird von der Polizei auf 500.000 Euro geschätzt.

    Thorsten Wehrmeister fand am Ostersonntag seinen Geldbeutel in der völlig ausgebrannten Wohnung wieder. Sonst ist ihm nichts geblieben. "Alle meine Erinnerungen sind futsch", sagt er. Sein Kater hat den Brand nicht überlebt. "Ich hätte ihn aus dem Fenster werfen sollen. Dann hätte er jetzt vielleicht einen gebrochenen Fuß", macht er sich Vorwürfe.

    In der Nacht des Brandes ist er bei seinen Eltern untergekommen, jetzt zieht er zu seiner Freundin. Wehrmeister: "Am Dienstag muss ich erst einmal einkaufen gehen. Ich brauche Wäsche, Socken, Schuhe, einfach alles."

    Wie es weiter geht, weiß er nicht. Sein Zuhause, das nach dem Brand keines mehr ist, ist unbewohnbar. Ein Gutachter prüft derzeit, inwieweit das Gebäude einsturzgefährdet ist. Der 60-jährige mutmaßliche Brandverursacher wurde von der Polizei befragt und nach der Vernehmung auf freien Fuß gesetzt. Von Miriam Zissler

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