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Region: Catering und Service: Das will Go Ahead beim Fugger-Express anders machen

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Catering und Service: Das will Go Ahead beim Fugger-Express anders machen

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    Neue Züge, neues Design: Auf den Strecken nach München, Donauwörth und Dinkelscherben wird ab 2022 der neue Betreiber Go Ahead fahren.
    Neue Züge, neues Design: Auf den Strecken nach München, Donauwörth und Dinkelscherben wird ab 2022 der neue Betreiber Go Ahead fahren. Foto: Go Ahead

    Das Bahnunternehmen Go Ahead, das ab 2022 den Nahverkehr im jetzigen Fugger-Express-Netz der DB (Strecken ab Augsburg nach München, Donauwörth und Dinkelscherben) übernehmen wird, setzt auf Fahrgastzuwächse. Man trete mit dem Ziel an, neue Fahrgäste zu gewinnen, so Robert Bollmann, Projektleiter für das Neugeschäft bei dem Verkehrsunternehmen. Gelingen soll das unter anderem durch mehr Service.

    Go Ahead plant zum Beispiel Catering im Zug (das hat die DB allerdings auch schon probiert) und weitere teils kostenpflichtige Zusatzangebote. Vor allem die Betriebsqualität soll sich aber verbessern: Go Ahead plant, Mitte 2020 mit dem Bau einer eigenen Zug-Werkstatt bei Langweid (Kreis Augsburg) zu starten. Bei Fahrzeugausfällen könne man schnell reagieren und einen Ersatzzug auf die Strecke schicken, so Bollmann.

    Das Krisenmanagement der DB bei Zugausfällen ruft immer wieder Kritik des Fahrgastverbands Pro Bahn hervor. Zuletzt reichte Pro Bahn sogar eine Petition beim Landtag ein, um im Zeitraum bis 2022 die Bereitstellung von mehr Ersatzfahrzeugen zu erreichen. Die DB wartet die ET-440-Züge des Fugger-Express in München – bei ungeplanten Ausfällen ist kurzfristig oft kein Ersatz zu organisieren. Laut Bollmann werde man in Augsburg genug Ersatzkapazitäten vorhalten. Der Freistaat hatte dies in seiner Ausschreibung – anders als im aktuellen Zeitraum – auch so festgelegt.

    Fugger-Express: Zwischen Augsburg und München sollen größere Züge fahren

    Wie berichtet zog DB Regio bei der Ausschreibung des Elektro-Bahnnetzes rund um Augsburg durch den Freistaat Ende vergangenen Jahres den Kürzeren. Nachdem die DB auch die anderen Streckennetze aufs Lechfeld sowie schon vor Jahren Richtung Ammersee und Ingolstadt verloren hatte, bedeutet das, dass die roten Nahverkehrszüge in Augsburg ab 2022 eine Ausnahme auf einigen wenigen Verbindungen werden.

    Dass es ab 2022 zu Änderungen kommen wird, stand aber auch unabhängig vom Betreiberwechsel fest. In seiner Ausschreibung hatte der für den Schienennahverkehr zuständige Freistaat auch festgelegt, dass künftig in den Hauptverkehrszeiten größere Züge als bisher zwischen Augsburg und München verkehren sollen. Go Ahead wird zu den Spitzenzeiten nach München mit Doppelstock-Zügen fahren, die 1000 Sitzplätze in der zweiten Klasse haben. Das ist eine deutliche Ausweitung im Vergleich zu heute. Für das Konzept ab 2022 hat der Freistaat auch längere Wendezeiten in München im Fahrplan vorgegeben. Dieser Zeitpuffer soll dafür sorgen, dass sich einmal eingefahrene Verspätungen nicht den ganzen Tag durch den Fahrplan ziehen.

    Inwieweit Züge tatsächlich pünktlicher werden, ist ungewiss. Momentan kommt etwa jeder zehnte Fugger-Express zu spät (als Verspätung gilt eine Verzögerung über fünf Minuten). Das liegt unter anderem am stark befahrenen Schienennetz rund um Augsburg. Weil der Fernverkehr Vorrang hat, wird der Nahverkehr sprichwörtlich aufs Abstellgleis gedrängt, wenn es beim Fahrplan mal irgendwo hakt. Daran ändert sich mit dem Betreiberwechsel nichts. „Die Pünktlichkeit hängt auch an der Infrastruktur“, sagt Bollmann.

    Augsburg-München: Go Ahead muss Personal finden

    Die größte Herausforderung für das Bahnunternehmen ist es aktuell, genug Personal zu finden. Speziell auf der dicht befahrenen München-Strecke ist erfahrenes Personal nötig. Fürs Augsburger Netz rechnet Go Ahead mit einem Bedarf von 170 Lokführern und 145 Zugbegleitern. Teils wolle man selbst ausbilden, teils Personal von der DB übernehmen. Im Raum Stuttgart, wo Go Ahead im Juni ein Netz von der DB übernimmt, habe man genug Leute gefunden und ausgebildet, auch wenn es nicht einfach gewesen sei, sagt Sprecher Erik Bethkenhagen.

    In Augsburg werden wohl nicht alle Lokführer und Zugbegleiter wechseln wollen. Zwar ist die Bezahlung nahezu identisch (länger gedientes Personal verschlechtert sich etwas), doch mancher bleibt lieber bei der DB. Mitunter, so ist zu hören, suchen manche Mitarbeiter von DB Regio Allgäu-Schwaben schon konzernintern nach anderen Jobs, etwa im Güterverkehr oder bei der S-Bahn München. Die Grünen fragten bereits im Landtag an, wie sichergestellt werden soll, dass die DB zum Schluss ihres 2022 auslaufenden Vertrags nicht mit so starkem Personalmangel zu kämpfen hat, dass Züge ausfallen.

    Bahnunternehmen Go Ahead eröffnet Büro in Augsburg

    „Bei der ganzen Ausschreiberei des Nahverkehrs werden oft die Probleme übersehen“, sagt Jörg Hieke, Vorsitzender der Gewerkschaft der Lokführer in Augsburg. „Es kann dauern, bis ein neuer Betreiber das Netz wirklich im Griff hat, dann läuft es ein paar Jahre gut, und dann beginnt das Personal zu wechseln, wenn absehbar ist, dass ein neuer Betreiber kommt.“ Dass sich die Eisenbahnunternehmen generell nicht mehr so leicht tun, genug Nachwuchs zu finden, liege auch an den Arbeitsbedingungen. „Früher bist du Lokführer geworden und hattest einen sicheren Job.“ Mit den Betreiberwechseln im Nahverkehr müsse man heute flexibler sein. Anfang Mai werden Go Ahead und GdL gemeinsam Mitarbeiter über Wechselmöglichkeiten informieren.

    Go Ahead will demnächst ein Büro in Augsburg eröffnen. Die Züge fürs Augsburger Netz (zwölf Doppelstockzüge vom Typ Desiro HC, 44 Triebwagen vom Typ Mireo) sind bereits bei Siemens bestellt. Insgesamt ist die Deutschland-Sparte sehr schlank aufgestellt – in der Zentrale in Berlin arbeiten um die 20 Beschäftigte. Die Konzernzentrale in Großbritannien, so Sprecher Bethkenhagen, wolle in mehreren Ländern expandieren. Dass Go Ahead in Süddeutschland gleich den Zuschlag für drei Netze bekommt, kam für viele Beobachter überraschend. Dass man Angebote mit „Kampfpreisen“ abgegeben habe, weist Go Ahead zurück. „Wir kaufen keine Verträge“, so Bethkenhagen. Allerdings könne man aufgrund der schlanken Struktur wohl günstiger anbieten als Konkurrenten.

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