Der Lech in Augsburg kann im Sommer sehr idyllisch sein. Auf den Kiesbänken liegen dann Sonnenanbeter, im flachen Wasser kann man sich eine Abkühlung holen. Derzeit aber sieht es an dem Fluss anders aus. Nach den ergiebigen Regenfällen Ende Mai führt der Lech für diese Jahreszeit noch viel Wasser. Flache Stellen mit wenig Strömung gibt es derzeit fast keine. Die enorme Kraft des Wasser ist am Sonntagnachmittag wohl einem 16-jährigen Jugendlichen zum Verhängnis geworden. Er wurde beim Schwimmen in Augsburg abgetrieben und gilt seither als vermisst. Eine mehrstündige Rettungs- und Suchaktion wurde am Sonntagabend ohne Erfolg abgebrochen. Ein Sprecher der Augsburger Wasserwacht warnt indes: Die Gefahr werde beim Baden in Flüssen oft unterschätzt.
Am Montagnachmittag haben die Retter noch einmal einen Versuch unternommen, den Jugendlichen zu finden. Das Rote Kreuz in Gersthofen besitzt eine Drohne, die mit einer sehr guten Kamera und auch mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist. Mit dieser Drohne wurden vor allem die Uferböschungen im Bereich des Gersthofer Lechwehrs, die teils auch durch den Bewuchs schlecht zugänglich und einzusehen sind, kontrolliert. Bereits am Sonntag hatte ein Polizeihubschrauber den Fluss abgeflogen, auch dessen Besatzung entdeckte den verunglückten Schwimmer aber nicht. Die Suche mit der Drohne blieb ebenfalls ohne Ergebnis, sagte ein Sprecher der Polizei am Montagabend. Damit gilt der 16-Jährige weiterhin als vermisst.
Polizeisprecher Siegfried Hartmann sagt, die Chance, den 16-Jährigen noch lebend zu finden, sei wohl leider minimal. Er könne durch die Strömung weit abgetrieben worden sein, zudem sei die Wassertemperatur des Lechs für die Jahreszeit recht kühl.
Gefährlich ist am Lech nicht nur die starke Strömung allein. Dadurch, dass der Wasserstand im Fluss derzeit erhöht sei, sei es auch deutlich schwieriger, wieder aus dem Wasser zu kommen, sagt Wasserwacht-Sprecher Marco Greiner. Flache Uferbereiche sind überspült, es fehlt teils auch an Möglichkeiten, sich festzuhalten. Dazu komme die niedrige Wassertemperatur. "Sie kann vor allem in Kombination mit den hohen Lufttemperaturen für gesundheitliche Probleme sorgen", sagt Marco Greiner.
Es gibt am Lech in der Stadt Augsburg keine überwachten Badeplätze
Überwachte Badeplätze gibt es am Lech im Bereich der Stadt Augsburg keine, im Großraum Augsburg gibt es im Norden bei Langweid einen Wasserwacht-Stützpunkt - und einen am aufgestauten Mandichosee im Süden. Marco Greiner empfiehlt, generell dort zu baden, wo Wasserwacht und DLRG aufpassen. Sollte es in den Alpen und in der Region in den nächsten Tagen keine stärkeren Regenfälle geben, dürfte sich die Situation an den Flüssen allerdings langsam entspannen. Die Hochwassermarken, die während des Regens im Mai teils überschritten worden sind, erreichen die Flüsse in der Region momentan ohnehin nicht mehr. Allerdings kann durch die Schneeschmelze in den Bergen noch weiteres Wasser nachkommen.
Laut Polizei ist der 16-Jährige zusammen mit einem gleichaltrigen Begleiter auf der Höhe der Kleingartenanlage Griesle in der Firnhaberau in den Lech zum Schwimmen gegangen. Den Angaben der Polizei zufolge versuchten sie, den Fluss zu durchschwimmen. Der Vermisste trieb dann im Wasser ab. Der zweite Jugendliche habe sich selbst wieder ans Ufer retten können, so ein Polizeisprecher. Er wurde vorsorglich in die Kinderklinik gebracht, habe aber nach Stand der Dinge keine körperlichen Schäden erlitten.
Augenzeugen hatten am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr eine hilflose Person im Lech wahrgenommen und Hilfeschreie gehört. Der Bereich, in dem die Suche lief, erstreckte sich rund 20 Kilometer lechabwärts bis Ellgau. Wasserwacht und DLRG waren mit gut 60 Personen im Einsatz. Auch Feuerwehren und Polizei beteiligten sich an der Suchaktion. Sie wurde am Sonntag gegen 18.30 Uhr dann abgebrochen. Zunächst hofften die Retter darauf, dass sich der 16-jährige Vermisste ebenfalls selbst wieder in Sicherheit bringen konnte. Zuhause hatte er sich bis zum Abend allerdings nicht gemeldet. Die Eltern werden durch ein Kriseninterventionsteam betreut.
Bei sommerlichem Wetter hat es am Sonntag in Bayern in mehreren Gewässern Todesfälle gegeben. Am Hamlarer Baggersee bei Asbach-Bäumenheim (Kreis Donau-Ries) ist am Sonntag ein 20-Jähriger ertrunken. Gleich mehrere Unfälle verzeichnete die Polizei auch in Oberbayern.
Bereits am Donnerstag hat es am Lech einen großen Sucheinsatz gegeben, an dem ebenfalls ein Hubschrauber der Polizei beteiligt. Ein Mann ist von der Lechstaustufe 23 am Mandichosee in den Fluss gesprungen – laut Polizei offenbar mit der Absicht, sich zu töten. Auch er wurde bis jetzt nicht gefunden. Zu der Zeit war die Strömung mit einer Geschwindigkeit von bis zu vier Meter pro Sekunde noch stärker als am Wochenende.