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Region Augsburg: Schädlinge sind unterwegs: Vorsicht, wenn es wimmelt im Gebüsch!

Region Augsburg

Schädlinge sind unterwegs: Vorsicht, wenn es wimmelt im Gebüsch!

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    Waldbesitzer leiden unter dem Borkenkäfer.
    Waldbesitzer leiden unter dem Borkenkäfer. Foto: Marcel Rother

    In fantasievolle Formen gestutzt prägen Buchsbäume seit Jahrhunderten das Gesicht vieler Parks und Gärten. Schon bald dürfte es jedoch vorbei sein mit den sattgrünen Kugeln, denn der Buchsbaumzünsler – ein eher unauffälliger braun-weißer Schmetterling – ist seit einigen Jahren auf Vernichtungszug quer durch Europa, und offenbar nicht zu stoppen.

    Warum der Buchsbaumzünsler nicht zu stoppen ist

    Jedes Weibchen legt rund 60 Eier. Aus denen wächst alle zwei Monate eine neue Generation heran, die wieder Eier legt. Und die gefräßigen Raupen machen binnen kürzester Zeit jeder Pflanze den Garaus. Erst werden die Blätter abgefressen, dann ist die Rinde dran.

    Thomas Schuster lässt keinen Deut Hoffnung: „Es ist zu spät“, sagt der Schädlingsexperte am Amt für Landwirtschaft in Friedberg. Der Zünsler habe bereits weite Teile Südbayerns seiner grünen Zierkugeln beraubt. Schuster ist sich sicher: „In wenigen Jahren wird es bei uns keine Buchse mehr geben.“ Der Falter breite sich explosionsartig aus, habe keine Fressfeinde. Selbst die Hochschule Weihenstephan habe trotz ihrer Fachkompetenz im Pflanzenbau kapituliert und ihren berühmten Buchsgarten gerodet.

    Wer bemerkt, wie seine Buchse von innen immer kahler werden und wer unter den Blättern weiße Gespinste oder lange wimmelnde Maden sieht, der greife meist zu Spritzmitteln, erzählt Bernhard Frey, Gartenfachberater am Landratsamt Augsburg. Leidenschaftliche Gartenfreunde spannen Netze oder beginnen, die Schädlinge abzuzupfen. Dabei sind sich Frey und Schuster einig: Im Grunde bleibt nur der Spaten. Dem Hobbygärtner seien dabei zumindest Handschuhe empfohlen – die giftigen Raupen können leicht allergische Reaktionen auslösen.

    Buchsbaumzünsler: Augsburger haben Glück im Unglück

    Dabei haben Gartenbesitzer in der Region Augsburg noch Glück im Unglück: Sie dürfen die befallenen Buchse einfach in der Biotonne entsorgen, da die Raupen die Verwertung zu Biogas nicht überstehen. Andere Entsorger, wie etwa der Abfallwirtschaftsbetrieb München, schreiben eine separate Entsorgung in reißfesten Säcken vor, in größeren Mengen gebührenpflichtig.

    Mit dem Zünsler hat ein unauffälliger Killer die Privatgärten erreicht, Waldbesitzer müssen sich hingegen schon lange mit allerhand Schädlingen herumschlagen. Ein altbekannter Baumschädling ist der Borkenkäfer oder Buchdrucker, der vor allem in Fichtenbeständen auftritt. Ganz aktuell hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Augsburg (AEFL) die

    Diese Schädlinge haben sich jetzt besonders vermehrt

    Wegen des langen, heißen und trockenen Sommers haben sich die Buchdrucker, eine Borkenkäferart, drastisch vermehrt. „Die lang anhaltende Hitzewelle zusammen mit den geringen Niederschlägen führen zu einer permanenten Stresssituation für unsere Waldbäume“, sagt Ralf Gang, Abteilungsleiter Forsten beim AELF. Dieses ist für die Landkreise Augsburg und Aichach-Friedberg sowie die Stadt Augsburg – mit einer gesamten Waldfläche von rund 58000 Hektar – zuständig. „Davon sind rund 80 Prozent mit Fichten bepflanzt.“ Bisher sind in diesem Jahr allein rund 25.000 Festmeter Käferholz angefallen.

    „Ein im Frühjahr geschlüpftes Weibchen kann bis heute bis zu 10.000 Nachkommen gezeugt haben, bis Ende September können es 100.000 werden“, erklärt Gang.“ Inzwischen werden sogar kerngesunde Bäume angefallen und zerstört. Das Holz muss möglichst rasch geschlagen und aus dem Wald transportiert werden. Damit sollen möglichst viele Käfer am Ausfliegen und Vermehren gehindert werden.

    Warum der Lauholzbockkäfer in den Stauden unterwegs ist

    Ein anderer Schädling, von dem Naturschützer hofften, dass er endgültig besiegt wäre, macht derweil Waldbesitzer in den Stauden nervös. Zum ersten Mal seit Jahren ist bei Ziemetshausen wieder ein asiatischer Laubholzbockkäfer in einer Pheromonfalle der Bayerischen Anstalt für Landwirtschaft (LFL) aufgetaucht.

    Das kleine Insekt setzt jetzt einen gewaltigen Prozess in Bewegung. Etwa vier Jahre ist es her, dass der aus Asien eingeschleppte Schädling zum ersten Mal in den Stauden auftrat. Damals wurden zahlreiche Laubbäume gefällt, um den Käferbefall einzudämmen. Denn für Waldbesitzer ist das Insekt ein Albtraum. Innerhalb weniger Jahre kann es zuvor gesunde Bäume zum Absterben bringen.

    Rund um den Fundort richteten die Behörden eine Quarantänezone ein – in einem Radius von zwei Kilometern. Denn nach dem Käferfund muss kontrolliert werden, ob weitere dieser Insekten in dem Gebiet leben, erklärt die Projektleiterin der Käferbekämpfung am Landwirtschaftsamt (AELF) in Krumbach, Ilka Heckner: „Wir suchen das komplette Areal ab. Spürhunde sind dabei eine große Hilfe, gerade in dichter bewachsenen Bereichen.“ Bis zu sechs Hunde sind im Quarantänebereich unterwegs, die speziell für die Käfersuche ausgebildet wurden.

    Peter Nüsser, Arbeitsgruppenleiter in der LFL, geht davon aus, dass der Schädling vom heißen Wetter profitiert hat – denn bei hohen Temperaturen entwickeln sich dieLarven schneller. Er beschreibt das Vorgehen: „Wenn der befallene Baum gefunden ist, werden in einem Radius von 100 Metern alle Bäume gefällt, in denen sich die Käfer einnisten könnten.“ Vor allem Ahornbäume stünden auf der Speisekarte der Insekten.

    Dieser Schädling ist für Kastanien gefährlich

    Es ist kein neues Phänomen, dass Schädlinge bestimmte Pflanzenarten angreifen, nicht bei allen geht es so glimpflich ab wie bei den beliebtesten Biergartenbäumen. Anfang der 1990er Jahre breitete sich die Kastanienminiermotte von Süden her über ganz Europa aus.

    Heute sind praktisch alle Kastanien in Bayern befallen. Wie beim Buchsbaumzünsler handelt es sich auch hier um einen Schmetterling. Allerdings werden Kastanien zwar geschwächt, aber nicht getötet, die Blätter färben sich früher braun und fallen ab.

    Auch Pilze machen schon seit langem bestimmten Bäumen zu schaffen. In den 1960er Jahren kam es zu einem massenhaften Ulmenstreben, ausgelöst durch einen Schlauchpilz. Fast der komplette europäische Bestand wurde damals vernichtet.

    Aktuell setzt ein Pilz den heimischen Eschen zu, am Eiskanal in Augsburg mussten erst im Juni etliche Bäume gefällt werden, die vom Eschentriebsterben befallen waren. Hoffnung auf ein Überleben der Eschen macht allerdings, dass es inzwischen resistente Züchtungen gibt, die nach und nach kranke Bäume ersetzen können.

    Nur für die Buchse scheint es keinerlei Hoffnung zu geben. (mit pitt, lig, cgal)

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