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Region Augsburg: Polizei in Sorge: Immer mehr Menschen wollen eine Waffe

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Polizei in Sorge: Immer mehr Menschen wollen eine Waffe

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    Immer mehr Menschen in der Region Augsburg wollen sich bewaffnen.
    Immer mehr Menschen in der Region Augsburg wollen sich bewaffnen. Foto: Carsten Rehder dpa

    Fühlen sich viele Menschen in der Region Augsburg nicht mehr sicher? Die Polizei sieht diese Entwicklung zumindest mit Sorge: Die Zahl der Anträge für den „kleinen“ Waffenschein für Reizgas- und Schreckschusspistolen sowie Signalwaffen ist bayernweit angestiegen. Allein im Raum Augsburg beantragten 269 Bürger eine derartige Waffe. Im Vergleich zum Vorjahr (120) wollen sich mehr als doppelt so viele Menschen eine Waffe zulegen.

    Die Erlaubnis zum Mitführen kann jeder ab 18 Jahren beantragen. Vorausgesetzt er hat keine Vorstrafe über 60 Tagessätze und ist nicht drogenabhängig. Außerdem benötigt man ein Zeugnis der Behörden über eine entsprechende Eignung. Der Besitz dieser Waffen allein ist dagegen auch ohne Erlaubnis straffrei.

    Wo liegen die Gründe für den Anstieg der Waffenscheine? Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Bayern, Peter Schall, kann nur mutmaßen: „Vielleicht liegt es an den steigenden Einbruchszahlen. Oder die Menschen fühlen sich wegen der vielen Flüchtlinge nicht mehr so sicher.“ Auch Waffenexperte Lars Winkelsdorf sieht in der Einwanderungswelle einen Hauptgrund: „Das hat nichts mit Ausländerfeindlichkeit zu tun. Es liegt mehr daran, dass die Polizisten, die sich um die Flüchtlinge kümmern, auf der Straße fehlen.“ Viele Menschen fühlten sich so in ihrem Sicherheitsgefühl beeinträchtigt. „Die Leute denken, sie müssten sich selbst um ihre Sicherheit kümmern.“ Auch Terroranschläge verstärkten dieses Gefühl.

    Mehr Sicherheit durch Waffen? "Das ist ein Trugschluss"

    Waffenverkäufer Karl Prommersberger aus Kühbach stellt ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis bei seinen Kunden fest: „Das ist aber noch lange kein Grund, sich eine Pistole zu kaufen.“ Mehr Waffen als in den vergangenen Jahren hat der Büchsenmacher 2015 nicht verkauft. „Nur geringfügig. Schreckschusswaffen sind bei mir auf dem Land fast gar nicht gefragt.“ Zu seinen Kunden gehören vorwiegend Jäger und Sportschützen. Zu den wenigen Käufern von Gas- und Schreckschusspistolen zählen laut Prommersberger unter anderem Wiesn-Bedienungen. Das war früher anders. „Als es den kleinen Waffenschein noch nicht gab, haben die Leute insbesondere in der Woche vor Silvester Schreckschusspistolen gekauft.“ In diesem Jahr hat er von Weihnachten bis Heilig Drei Könige geschlossen. Wenn ein Kunde sich wirklich in seiner Sicherheit bedroht fühlt, gibt es Alternativen: „Bei der Selbstverteidigung ist ein Pfefferspray deutlich effektiver. Und man bekommt nicht die Hälfte selbst ab, wie bei einer Gaspistole.“

    Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord sieht die Entwicklung skeptisch. Für ihn hat es keinen Sinn, sich zu bewaffnen: „So wird einem eine Sicherheit vorgegaukelt, die nicht existiert. Das ist ein Trugschluss.“ Im Ernstfall würde eine solche Waffe nur wenig nützen. „Außerdem sehen die Waffen täuschend echt aus. Das kann zu folgenschweren Verwechslungen führen.“ Waffen seien kein Spielzeug und gehörten in die Hände von ausgebildeten Fachleuten.

    Wer eine Waffe ohne Erlaubnis mit sich führt, dem drohen Konsequenzen. Laut Landratsamt Aichach-Friedberg erfüllt das einen Straftatbestand. Deshalb hat die Behörde in der Vergangenheit mehrfach Rücknahmeaktionen gestartet. Die Bürger konnten ihre Waffen, darunter Messer, Schwerter, aber auch Pistolen, abgeben. „Damit jeder die Chance hat, die Waffe loszuwerden, die er beispielsweise geerbt oder beim Entrümpeln gefunden hat“, sagt Nicole Matthes von der Pressestelle. Da beim letzten Aufruf 2014 aber lediglich 13 Exemplare abgegeben wurden, sind aktuell keine weiteren derartigen Aktionen geplant.

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