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Region Augsburg: Pläne einer ICE-Trasse an der A8 spalten Stadt und Land

Region Augsburg

Pläne einer ICE-Trasse an der A8 spalten Stadt und Land

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    So könnte es aussehen, wenn bei Zusmarshausen die Schnellbahnstrecke entlang der Autobahn verläuft.
    So könnte es aussehen, wenn bei Zusmarshausen die Schnellbahnstrecke entlang der Autobahn verläuft. Foto: Marcus Merk

    Das Bild oben ist Fiktion. Eine Fotomontage, die im Westen von Augsburg ganz reelle Ängste aufwirft. Pläne, zwischen Augsburg und Ulm eine Bahn-Schnellstrecke entlang der Autobahn zu planieren, sind im Augsburger Land von jeher auf erbitterten Widerstand gestoßen und schienen längst beerdigt.

    Doch wenige Wochen, bevor die Bahn offiziell in Augsburg den Eintritt in die Planungen für den Ausbau verkünden wird, haben sie wieder Konjunktur. Die Augsburger CSU-Abgeordneten in Bund und Land – Volker Ullrich, Johannes Hintersberger und Andreas Jäckel – trafen sich am Freitag mit dem neuen Landesverkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Bei Brezen und belegten Semmeln wollten sie in der Augsburger CSU-Geschäftsstelle dem aus dem Kreis Günzburg stammenden Minister wohl auch eine mögliche Schnellstrecke schmackhaft machen. Dieser gilt als Anhänger eines Ausbaus der bestehenden Trasse.

    Wie das Gespräch lief, davon drang nichts nach Außen. Die Augsburger Politiker hätten dabei aber noch einmal deutlich gemacht, dass man aus Sicht der Stadt für den Ausbau der Bahnstrecke nicht jetzt schon bestimmte Varianten ausschließen dürfe, sagte der Bundestagsabgeordnete Volker Ullrich. Entscheidend seien aus seiner Sicht „eine deutliche Verbesserung der Fahrtzeit, eine Erhöhung der Streckenkapazität und die Umsetzbarkeit.“ Ähnlich argumentiert Peter Saalfrank, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Schwaben: „Es ist der richtige Ansatz, ergebnisoffen in die Diskussion zu gehen und sämtliche Varianten offen zu diskutieren.“

    Noch ist viel Raum für Spekulationen. In dem markierten Bereich soll die künftige Bahntrasse zwischen Augsburg und Ulm laut dem Bundesverkehrswegeplan künftig liegen.
    Noch ist viel Raum für Spekulationen. In dem markierten Bereich soll die künftige Bahntrasse zwischen Augsburg und Ulm laut dem Bundesverkehrswegeplan künftig liegen. Foto: AZ-Infografik

    Unterstützung erhalten sie von der Augsburger Grünen-Bundestagsabgeordneten Claudia Roth. Sie sagt: „Ziel für die Region Schwaben muss die Einbindung in den Deutschland-Takt sein, um das Beste für die Bahnkunden zu erreichen.“ Dieser Deutschland-Takt sieht zwischen Augsburg und Ulm eine Fahrtzeit von 30 Minuten vor. Roth: „Der reine Ausbau der Bestandsstrecke wird aber eventuell nicht reichen.“ Es gehe letztlich darum, den Deutschland-Takt umzusetzen, der Millionen von Fahrgästen Vorteile beschere.

    Die Ideen bringen den Abgeordneten Hansjörg Durz auf die Palme

    Sätze wie dieser bringen den Abgeordnetenkollegen Hansjörg Durz (CSU) aus Neusäß auf die Palme. Er ärgert sich darüber, dass wieder „Fantasien über eine Schnellbahn-Strecke“ in die Welt gesetzt werden. Solange dieses Thema „rumgeistert“, werde gar nichts passieren. Durz hält an der im Bundesverkehrswegeplan festgeschriebenen Lösung fest: Ein Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Augsburg und Dinkelscherben mit einem dritten Gleis. Für den folgenden Abschnitt bis Ulm gebe es mehrere Varianten, die noch diskutiert werden.

    Die Gegner einer neuen Trasse halten diese für ein unrealistisches Megaprojekt, bei dem noch nicht mal ansatzweise die Trasse feststeht und das – wenn überhaupt – erst in einigen Jahrzehnten zu verwirklichen ist. Geschlossen hatten die Bürgermeister betroffener Kommunen schon vor Jahren dagegen protestiert – daran erinnert der Neusässer Rathauschef Richard Greiner.

    Er hält die neu aufgeflammte Diskussion für „hochgradig kontraproduktiv“. Die Gemeinden hätten deutlich gemacht, warum das dritte Gleis so wichtig ist: Nicht nur wegen der dringend nötigen Gleiskapazitäten für Fern- und Nahverkehr, sondern auch im Hinblick auf Lärmschutz oder Erneuerung der Bahnhöfe. Befürchtung der Anrainer: Springen Bahn und Bund auf den Zug „Neubautrasse“ auf, landen die Verbesserungen an der bestehenden Strecke auf dem Abstellgleis.

    Der Fahrgastverband Pro Bahn hat noch keine Position zu der Frage

    Winfried Karg vom Fahrgastverband Pro Bahn Schwaben betont: „Wir brauchen eine schnelle Einigung über die Parteigrenzen hinweg.“ Wenn die Region nicht mit einer Stimme spricht, passiere gar nichts. Welche Lösung nun besser sei, könne er nicht beurteilen.

    Am 28. Februar wird die Bahn bei einem Termin in der Regierung von Schwaben den Auftakt für das Projekt „Augsburg–Ulm“ geben. Eine detaillierte Planung werde da noch nicht vorgestellt, betont Durz. Es soll ein Beirat gebildet werden, der das Projekt begleitet. Darin werden Ansprechpartner der Region sitzen. Durz würde da „definitiv“ gerne mitreden und weiß die Politik im Augsburger Land hinter sich: „Alle Bürgermeister und der Landrat sind gegen die Neubaustrecke.“

    Lesen Sie auch: Bahnausbau: Verliert Augsburg bei Fernzügen den Anschluss? (Plus+)

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