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Region Augsburg: Nahverkehr im Großraum Augsburg: AVV will zügig einen neuen Chef

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Nahverkehr im Großraum Augsburg: AVV will zügig einen neuen Chef

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    Vor dem Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund liegt viel Arbeit – nicht zuletzt durch die umstrittene Tarifreform, die womöglich abgeändert wird.
    Vor dem Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund liegt viel Arbeit – nicht zuletzt durch die umstrittene Tarifreform, die womöglich abgeändert wird. Foto: Marcus Merk

    Das kommende Jahr dürfte für den Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund ein Jahr der Weichenstellungen werden: 2020 wird ein Gutachter die Tarifreform, die bei einem Teil der Fahrgäste für Unmut gesorgt hatte, untersuchen. Womöglich wird eine Reform der Reform kommen – Arbeit gibt es also genug, zumal der Freistaat angekündigt hat, ein 365-Euro-Abo für Schüler zu bezuschussen.

    Doch seit vergangenem Juli steht der AVV faktisch ohne Geschäftsführer da. Die Politiker im Landkreis Augsburg stimmten gegen eine Vertragsverlängerung für Olaf von Hoerschelmann, der im AVV neun Jahre lang die Geschäfte führte. Im Augsburger Rathaus wäre man mit von Hoerschelmanns Arbeit durchaus zufrieden gewesen, auch aus dem Kreis Aichach-Friedberg gab es positive Signale – doch weil das Einstimmigkeitsprinzip im AVV gilt, ist von Hoerschelmann raus. Dass das Veto ausgerechnet aus dem Landkreis Augsburg kommt, gibt der Sache noch mehr Gewicht – schließlich ist Landrat Martin Sailer auch Aufsichtsratsvorsitzender des AVV.

    Nahverkehr in Augsburg: AVV will neuen Chef

    Von Hoerschelmanns Vertrag läuft zwar noch bis September 2020, doch seit Juli ist der Verkehrsexperte aufgrund einer Krankschreibung nicht mehr in der Arbeit gewesen. Das Tagesgeschäft leiten seitdem die Abteilungsleiter. Der AVV, so Aufsichtsratschef Sailer, sei weiterhin handlungsfähig. „Alle anstehenden Aufgaben und Projekte werden ordnungsgemäß erledigt“, so Sailer.

    Dass von Hoerschelmann noch mal an seinen Arbeitsplatz zurückkehren wird, wird indes immer unwahrscheinlicher. Eine Zusammenarbeit, bei der alle so tun, als wäre nichts vorgefallen, sei wohl wenig sinnvoll, heißt es aus unterrichteten Kreisen. Momentan, sagt Sailer auf Anfrage, werde die Frage eines vorzeitigen Wechsels an der AVV-Spitze „in den zuständigen Gremien intensiv besprochen“. Man denke auch über eine Interimslösung nach. Im Klartext heißt das wohl: Der Vertrag zwischen dem AVV und von Hoerschelmann soll möglichst schnell aufgelöst werden.

    Ganz günstig dürfte das für den AVV nicht werden, weil über Dinge wie eine Fortzahlung des Gehalts oder eine Abfindung gesprochen werden dürfte. Einig sind sich die Parteien offenbar noch nicht geworden. Eine Vertragsauflösung würde den Weg freimachen, die Stelle zügig neu auszuschreiben. Was die Begutachtung der Tarifreform betrifft, ist ein Fachbüro bereits mit Vorarbeiten beauftragt. Um fundiert über Änderungen in der Tarifstruktur entscheiden zu können, sollen Daten aus den Jahren 2018 und 2019 ausgewertet werden. Ab wann genau mit Ergebnissen und etwaigen Änderungsvorschlägen zu rechnen ist, ist offen.

    Von der Tarifreform profitierten tendenziell Fahrgäste, die längere Strecken über Land zurücklegen. Es gab Gewinner und Verlierer. Im Stadtgebiet Augsburg muss ein Teil der Gelegenheitsfahrer seitdem doppelt so hohe Fahrpreise zahlen. Als Ausgleich gibt es ein Abo für 365 Euro (gültig ab 9 Uhr morgens).

    Tarifreform im Nahverkehr: Kritik an den Maßnahmen

    Inwieweit die Tarifreform, deren Rahmenbedingungen die Politik selbst gesetzt hatte – mehr Fahrgäste, mehr Einnahmen, nicht mehr Zuschüsse – ausschlaggebend für die Absetzung von Hoerschelmanns war, ist offen. Im Landkreis war zuletzt bei manchen Politikern aber eine gewisse Unzufriedenheit über die Höhe der zu zahlenden Zuschüsse im Verhältnis zu den Fahrgastzahlen zu spüren. Der AVV entgegnete stets, dass es ein wenig dauere, bis Maßnahmen wirken – und dass eine Erweiterung des Angebots zwar erst einmal koste, sich langfristig aber auszahle. Der AVV rechnete zuletzt auch vor, dass die Tarifreform im Sinne der beschlossenen Ziele wirke. Im vergangenen Jahr gab es mit knapp 80,2 Millionen Fahrgästen eine Steigerung um mehr als eine Million. Auch die Zahl der Abos ging deutlich nach oben.

    Am Wochenende erhielt von Hoerschelmann vom Fahrgastverband Pro Bahn den schwäbischen Fahrgastpreis. Man wolle damit von Hoerschelmanns Verdienste um ein einheitliches Bild von Bussen und Haltestellen würdigen, so Errol Yazgac, Sprecher von Pro Bahn in Schwaben. Früher habe man oftmals kaum erkennen können, ob ein Bus nun mit einem Betriebsausflug, einer Schulklasse oder im Linienverkehr unterwegs sei. Das habe sich durch das einheitliche Erscheinungsbild geändert.

    Unter von Hoerschelmann wurde der Betrieb von Regionalbuslinien in der Region ausgeschrieben. Damit verschaffte sich der AVV mehr Durchsetzungsmöglichkeiten, etwa was neue Fahrzeuge und deren Erscheinungsbild betrifft, gegenüber den Busunternehmen. Im Raum steht, dass wiederum einige Busfirmen ein Kartell gebildet haben sollen, um sich Aufträge zu sichern.

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